0368 - Samarans Todeswasser
inmitten der Welt des Schweigens. Auch die, die die Hoffnung nicht so leicht aufgaben, standen da und sagten nichts. Sie wußten, daß es diesmal sehr schwer werden konnte.
Vielleicht sogar zu schwer…
***
Er hatte ihn nicht vernichten können, obwohl sein Plan so ausgezeichnet gewesen war. Trotz gewissenhafter Vorbereitungen war es dem anderen gelungen, dieser beinahe perfekten Falle zu entkommen und ihm das Nachsehen zu geben.
Einmal ist keinmal.
Davon ging er aus, als er sich zurückzog. Sollte der Geisterjäger sich mit anderen Dingen herumschlagen, ihn würde er nicht bekommen, und das Haus konnte er auch leicht aufgeben.
Das Wetter, über das er einmal so schrecklich geflucht hatte, kam ihm nun zugute. Im Schnee gelangte er ungesehen in die City von London.
Wo sich Sinclair herumtrieb, war ihm egal. Er hatte bereits einen anderen Plan ausgebrütet.
In einem Drugstore hockte er sich nieder und dachte über seinen Plan nach. Neben ihm stand ein wärmender Kanonenofen, vor ihm ein Becher Kaffee, um den er die Hände gelegt hatte.
Der Trubel, der Zigarettenrauch und die Stimmen kümmerten ihn nicht. Er hockte da wie auf einer Insel, und er wurde auch akzeptiert, denn die zumeist jungen Leute besaßen die Toleranz, die vielen älteren Menschen oft fehlt.
Hätten sie allerdings geahnt, mit welchen Problemen sich der Mann herumschlug, sie wären wohl grau vor Angst geworden.
Schluckweise schlürfte er seinen Kaffee. Immer wenn er die Tasse absetzte, schaute er auch auf seine Hände, und dann begann er jedesmal zu lächeln.
Ja, seine Hände waren wichtig. Auf sie konnte und mußte er sich verlassen. Sie hatten bisher das in die Tat umgesetzt, was sich sein Hirn ausgedacht hatte.
Es waren lange Finger, dennoch kräftig und mit kleinen Härchen bedeckt. An einigen Stellen wuchsen sie so dicht, daß man sie schon fast als Fell bezeichnen konnte.
Er leerte die Tasse.
Seine Stirn hatte sich in Falten gelegt. Manchmal schaute er auf, und einmal traf ihn dabei der Blick der Kellnerin, die hier die Gäste bediente. Das junge Mädchen war in eine Uniform gesteckt worden und trug ein Käppi auf dem Kopf.
»Sir, möchten Sie noch etwas?«
»Ja, bringen Sie mir einen Whisky.«
»Einfach oder doppelt?«
»Doppelt.«
»Sehr gern, Sir. Sonst noch etwas? Vielleicht einen zweiten Kaffee oder etwas zu essen. Wir haben frische Baguettes, auch knackigen Wintersalat und gedünstetes…«
»Nur den Whisky, danach zahle ich.«
»In Ordnung.«
Der Mann sah ein, daß er nicht mehr lange bleiben konnte. Die Atmosphäre gefiel ihm plötzlich nicht mehr. Er liebte die persönliche Ansprache des Personals nicht, er wollte überhaupt nicht in Erinnerung bleiben. Wäre das Wetter nicht so mies gewesen, hätte er sich längst einen anderen Unterschlupf gesucht.
So wartete er auf den Whisky. Als die Bedienung ihn brachte, lag schon der Geldschein bereit. »Stimmt so«, sagte der Mann.
»Oh, danke.«
»Schon gut.«
Er trank den Whisky. Wieder umklammerte er das Glas mit beiden Händen, und er dachte darüber nach, daß es jemand gab, der ihn nicht im Stich gelassen hatte.
Das war der Teufel gewesen!
Der Mann konnte sich gut vorstellen, daß der letzte Fall auch hätte anders ausgehen können. Nun, das Glück war ihm hold gewesen, und wahrscheinlich hatte der Teufel daran gedreht. Er mußte ihm also dankbar dafür sein, daß der Höllenherrscher sich so mit ihm abgegeben hatte und ihn auch nicht fallenließ.
Sein Haß konzentrierte sich dabei auf andere. Die zwei Männer, die er hatte vernichten wollen, waren ihm entwischt.
Aber nicht für immer.
Er trank, schluckte, lächelte und sah plötzlich die Welt aus einer anderen Perspektive. Nein, es gab überhaupt keinen Grund, deprimiert zu sein. Überhaupt nicht. Er würde es schon früh genug packen, die anderen konnten gar nicht so schnell sein wie er. Und war er nicht ein Genie? Hatte ihm nicht irgendeine Kraft etwas mitgegeben, das andere nicht besaßen?
Handwerkliches Geschick, Phantasie, einen kräftigen Schuß Menschenverachtung und einen heißen Draht zur Hölle.
Den mußte er noch glühender machen. Mit einem letzten Schluck leerte er sein Glas und stand ruckartig auf. Der Tisch war klein und rund. Auch ein wenig zu niedrig, so daß er mit den Knien gegen die Kante stieß, die Platte eine schräge Lage bekam und das Glas ins Rutschen geriet. Da die Kellnerin die Tasse bereits abgeräumt hatte, konnte nur das Glas zu Boden fallen.
Dort zersprang es.
Die Bedienung
Weitere Kostenlose Bücher