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0369 - Auf Dolan-Jagd

Titel: 0369 - Auf Dolan-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wissenschaftlicher Phantasie als Freundschaft bezeichnen konnte. Die Schuld, daß das Verhältnis nicht enger war, lag bei Bontainer - er ließ nur wenige Menschen an sich heran, und dies erfolgte offensichtlich erst nach einem langen, schonungslosen Ausleseprozeß.
    „Ich gehe hinauf in meine Kabine und bin in rund zehn Minuten wieder hier. Dann sehen wir weiter", sagte Bontainer, schwang sich in den Aufwärtsschacht und schwebte bis Deck Neunzehn A. Dort hatte er, dicht neben der Säule des Antigravschachtes, zwei kleine Räume für sich.
    „Irrsinnig schreff", sagte der Lourener.
     
    *
     
    Vor einer stahlblau gespritzten Kunststoffplatte hielt Bontainer an. Er legte seine Hand auf die Platte, fühlte, wie die bewegten Elektroden des Handabdruckschlosses das Kontaktmetall erwärmten und sah, wie die Tür aufglitt. Sie schob sich seitlich in einen Spalt hinein, und die Schrift „Der Kapitän", darunter „Vivier Bontainer" verschwand mit der Türplatte. Bontainer trat in die karge, rationell eingerichtete Kabine eines Schlachtschiffkommandanten. Licht flammte auf und schuf drei streng begrenzte kreisförmige Zonen gelber Helligkeit. Bontainer ging bis zu einem Schrank, schob die Tür auf und hob die schwere Dienstwaffe hervor, schnallte sie langsam und mit methodischen Bewegungen um. Langes Training der Kämpfe, dachte er bitter.
    Zwei Phasen kennzeichneten das Leben dieses Mannes.
    Er war in dem Augenblick, als seine Frau mit seinen beiden Söhnen verunglückte, zum erbarmungslosen Zyniker geworden. In einem wahnwitzigen Daueranfall von Todessehnsucht hatte er mit seinem Schiff, der verlorenen EX-2333, das All herausgefordert. Seine wissenschaftlichen Flüge glichen Selbstmordkommandos, die nur durch unglaubliches Glück und die Zuverlässigkeit der handelnden Personen nicht starben wie Mikroben in der Hitze. Deirdre, Marc und Dannie ... die Periode gehörte der Vergangenheit an, endgültig. Sie waren nicht vergessen, aber der unsinnig tiefe Schmerz war vorbei. Arsali Hingurt, die eine jüngere Schwester von Deirdre hätte sein können, hatte den Umschwung bewirkt. In der Sekunde, in der Bontainer das Mädchen in den Kavernen Roanokes traf, hatte er versucht, mit seinem bisher geführten Leben Schluß zu machen - es war teilweise gelungen. Er kämpfte nicht mehr gegen das Universum, weil er seine Position gefunden hatte. Er liebte Arsali, aber selbst das war ihm unmöglich gemacht worden; er fegte durch eben dieses All, weit von Titan entfernt. Er versuchte, Freunde zu finden und nicht mehr kühl, ungeheuer lässig und ablehnend wie eine Stahlwand zu wirken - hierbei zeigten sich Fortschritte. Alle diejenigen Männer seines Schiffes, die in der Lage waren, gewisse Zusammenhänge menschlicher Verwirrungen zu durchschauen, hatten ihn erkannt und fanden ihn lüsker, geimig oder schreff.
    Er grinste kurz und dachte an Oomph Amber.
    Sein Freund, der nach wie vor ohne ersichtliche Aufgabe mit ihm flog, war die Kuriosität des Schiffes. Bontainer holte aus den Halterungen eines anderen Faches einen Becher mit Kunststoffhenkel und Aufdruck Erinnerung an Saturn Hill, Terrania City, öffnete eine Kombipackung, die aus Milch, Kaffeepulver und Zucker bestand und schüttete sie hinein, dann drehte er im winzigen Waschraum den Heißwasserhahn auf, wartete sekundenlang und goß den Kaffee auf.
    Langsam ging Bontainer wieder in den Wohnraum zurück.
    Er blieb, während er in kleinen vorsichtigen Schlucken trank, vor dem Bild stehen, das in einem Klemmrahmen zu Füßen der aufgeklappten Einbauliege befestigt war. Arsali Hingurt - eine herrliche Frau: kastanienfarbene Haare, grüne Augen und eine weiße Haut. Sie war wie auch Bontainer, nach einigen Tagen der Erholung dienstverpflichtet worden. Sie befand sich auf dem Saturnmond Titan und war in den Funkdienst dieses eminent wichtigen Stützpunktes eingegliedert worden. Bontainer dachte an ihren Abschied; sie wollten heiraten. Ein Vorhaben, das bei John Sanda verständnisloses Gelächter und einige Stunden psychoanalytischer Gespräche hervorgerufen hatte, mit denen er Bontainer von den Segnungen des Junggesellenstandes hatte überzeugen wollen.
    „Nur ein Narr", hatte John Sanda hohnlachend erklärt, „gibt mehr, als er bei sich hat. Warum, mein verehrter Freund und Kapitän, Stütze des Schiffes und unerschrockener Leiter todesmutiger Einsätze, wollen Sie also heiraten?"
    „Das, mein lieber Erster", hatte Bontainer gesagt, „verstehen Sie offensichtlich nicht. Waren Sie

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