037 - Enthüllungen
Tempo rauschte Dave in den lärmenden Pulk hinein. Die Stahlpanzerung des Trucks schrammte an den Gespannen entlang und zerschmetterte ein halbes Dutzend Speichenräder. Holzsplitter flogen durch die Luft, links und rechts wurden die Wagen in die Höhe geschleudert und auf die Seite geworfen.
Es grenzte fast an ein Wunder, dass niemand ernsthaft verletzt wurde. Ohne auf den Protest der Händler zu reagieren, jagte der Truck weiter.
Mit einem provozierenden Grinsen sah sich Dave zu seinem Beifahrer um, doch Matt enthielt sich eines Kommentars, um keine weiteren Kamikazeaktionen zu provozieren. Entnervt massierte er seine Schläfen. Daves Fahrweise bereitete ihm langsam Kopfschmerzen.
Er konnte nicht nachvollziehen, warum es McKenzie so eilig hatte. Matt empfand das Pentagon keinesfalls als Zuhause, und auf ein baldiges Wiedersehen mit Hymes konnte er getrost verzichten. Er fühlte sich dem politischen Führer des sogenannten Weltrates in keiner Weise verbunden.
Nur weil er an den Erkenntnissen interessiert war, die in der Internationalen Raumstation stecken mochten, hatte er die Expedition nach Cape Canaveral mitgemacht und sogar dabei hatten Crow und Hymes ihn belogen beziehungsweise ihm und Dave vorenthalten, dass alle bisherigen Vorstöße nach Florida in einem Fiasko geendet hatten. Sobald er seinen Bericht abgeliefert hatte, konnten ihm alle mal gepflegt den Buckel herunter rutschen. Selbst seine Begeisterung über das Wiedersehen mit Dave McKenzie war abgeklungen. Die nächsten Tage wollte er lieber ganz alleine verbringen.
Aber war dieser Wunsch nach Einsamkeit nicht auch eine Art Verhaltensstörung? Hatte er in dem vergangenen Jahr etwa verlernt, Konflikte mit Worten zu lösen statt mit Gewalt oder Isolation zu reagieren?
Unsinn, schob Matt diese selbstquälerischen Gedanken beiseite. Mit Aruula hatte er, allen Konflikten zum Trotz, hervorragend harmoniert. Sein eigenes Verhalten war in keiner Weise mit der Rücksichtslosigkeit McKenzies zu vergleichen.
Endlich wurde der ehemalige Nationalfriedhof von Arlington sichtbar, der das Ende ihrer Höllenfahrt ankündigte. Statt nach rechts abzubiegen und über die zertrümmerten Grabsteine in Richtung Pentagon zu fahren, blieb Dave jedoch auf der Straße.
»Du willst in die Stadt?«, erkundigte sich Matt.
»Exakt«, bestätigte sein Kompagnon: »Wir sollen den Truck am Weißen Haus abliefern, schon vergessen?«
Daran konnte sich Matt in der Tat nicht mehr erinnern, aber seit ihrem Aufbruch waren schließlich schon knapp drei Wochen vergangen. Außerdem war ihm diese Fahrplanänderung ganz recht. Je weniger er vom Pentagon zu sehen bekam, desto besser.
Eine scharfe Linkskurve später wurde die Theodor Roosevelt Brücke sichtbar, vor der sich eine Reihe von Lastkutschen stauten. Ein halbes Dutzend Männer und Frauen riegelten die Auffahrt komplett ab und ließen niemanden passieren. Angesichts ihrer grauen Uniformen musste es sich wohl um Weltratagenten handeln.
Dave drosselte die Geschwindigkeit und rollte ans Ende der Warteschlange, aber noch bevor die Reifen des Trucks richtig zum Stehen kamen, wurde er von einem der Uniformierten vorbei gewunken. Offensichtlich erkannten die Equalizer den 3-MAT aus ihrem Fuhrpark wieder. Unter dem lauten Protest der Wartenden fuhr Dave an den Gespannen vorbei und rauschte über die menschenleere Brücke.
Vier Spuren standen auf jeder Fahrbahnseite zur Verfügung, genügend Platz, um die letzte Wegstrecke in aller Ruhe zurückzulegen. Abgesehen vom maroden Seitengeländer, das größtenteils durch primitive Holzkonstruktionen ersetzt worden war, befand sich die alte Theodore Roosevelt noch tadellos in Schuss. Warum auch nicht? In Europa hatten Brücken des römischen Imperiums weitaus länger als fünfhundert Jahre ihren Dienst erfüllt.
Unter ihnen wurde der äußerste Zipfel der Roosevelt Insel sichtbar, die sich nördlich der Brücke zwei Kilometer weit den Fluss hinaufzog. Um zu verhindern, dass ungebetene Gästen sie als Sprungbrett zur Stadtmauer nutzten, war sie mit Stacheldrahtbarrieren und Wasserminen gesichert worden.
Angesichts des nahen Ziels entspannte Dave sich langsam wieder. Seit sie den Kontrollpunkt der Equalizer passiert hatten, machte er einen geradezu gelösten Eindruck.
Das große Stadttor wuchs vor ihnen immer weiter an, bis sie die drei Meter hohen Backsteinmauern im Schritttempo passierten. Vier Mann der Stadtwache blockierten den Weg und verlangten nach dem ID-Chip, der Matt und Dave wie
Weitere Kostenlose Bücher
Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn Online Lesen
von
Sandra Regnier
,
Teresa Sporrer
,
Jennifer Wolf
,
Cathy McAllister
,
Natalie Luca
,
Jennifer Jäger
,
Melanie Neupauer
,
Katjana May
,
Mara Lang
,
Lars Schütz
,
Pia Trzcinska