037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
einen Gatten zu finden – nicht, sie selbst zu heiraten! Bist du verrückt geworden?“
„Wahrscheinlich.“ Jack räusperte sich. Bertie hatte die Neuigkeit also nicht sehr gut aufgenommen. „Verrückt wie ein Hutmacher. Aber ein sehr glücklicher Hutmacher, Hoheit.“
„Fang bloß nicht an, dich mit ‚Eure Hoheit‘ bei mir einschmeicheln zu wollen. Wie konntest du nur, Jack?“, donnerte er mit wütendem Gesichtsausdruck. „Du hattest eine glänzende, vielversprechende Zukunft vor dir. Hättest eine gute Partie heiraten können, ich hätte hie und da mit einer kleinen Empfehlung nachgeholfen, und du wärst ...“
„Verurteilt zu einem wohlhabenden, langweiligen Leben voller Zwänge“, sagte Jack, der sich voll und ganz des Risikos bewusst war, dem Prinzen ins Wort zu fallen.
Bertie war in der Tat so geschockt, dass ihm einen Augenblick lang die Worte fehlten.
„Willst du damit sagen, dass du in meiner Gesellschaft gelangweilt und todunglücklich warst?“, brüllte er los.
„Überhaupt nicht“, protestierte Jack und setzte sich kerzengerade hin. „Ich habe es sehr genossen, zu Ihrer Jagdgesellschaft zu gehören, und es war mir immer eine Ehre, Ihnen zu dienen. Aber einer meiner ehemaligen Professoren machte mich vor Kurzem darauf aufmerksam, dass ein Mann nicht nur gegenüber Vaterland und Familie Pflichten hat. Wie kann ein Mann das Beste für sein Vaterland und seine Familie geben, wenn er nur aus Pflichtbewusstsein und Dienstbeflissenheit handelt?
Wenn er nichts als eine leere Hülle ist?“
Bertie starrte ihn fassungslos an und marschierte hinüber zum Bücherregal.
Jack holte tief Luft und sah Bertie hinterher. Er betete, dass seine nächsten Worte Anklang in Berties versiegeltem Herz finden würden.
„Liebe und Leidenschaft, Neugier und die Fähigkeit, zu staunen, Freude und Hoffnung ... es gibt im Leben noch so viele Gefühle und Erfahrungen außer Loyalität und gut ausgeführten Pflichten. Und gerade Sie, mehr noch als andere Männer, wissen, dass die Seele eines Mannes aus mehr als nur Pflichtgefühl bestehen muss, um wirklich lebendig zu sein.“ Er stand auf und ging hinüber zu Bertie, der zu Boden blickte.
„In den letzten drei Jahren hat meine Loyalität ausschließlich Ihnen gegolten und ich habe Ihre Interessen über alles andere gestellt. Begehe ich jetzt einen Verrat an Ihnen, wenn ich meinem Herzen folge und etwas anstrebe, das aus mir einen besseren, erfüllteren Mann macht?“
Bertie drehte sich so weit um, dass er ihn aus betrübten Augen forschend ansehen konnte.
„Sag mir die Wahrheit, Jack. Warum hast du sie geheiratet?“
Jack straffte die Schultern und hoffte, auch diesmal würden seine Worte das Herz des Prinzen erreichen.
„Die Wahrheit ist, dass ich mich aufmachte, um Verhandlungen mit einer zukünftigen Mätresse zu führen und eine Frau entdeckte, die man nicht kaufen konnte.“ Er lächelte gequält. „Ich hatte vor, ihr einen Ehemann zu finden und fand stattdessen die fehlende Hälfte meines Herzens. Ich hatte erwartet, ein durchtriebenes, berechnendes Weib vorzufinden, und lernte stattdessen eine warmherzige, intelligente Frau kennen, die ihre Meinung sagt und sich für andere einsetzt. Ich habe sie geheiratet, weil ich es nicht ertragen konnte, sie zu verlieren.
Sie ist die bessere Hälfte, von der ich nicht einmal wusste, dass sie mir fehlte.“
„Sie ist ein hinterhältiges Stück“, brachte Bertie ohne große Überzeugung hervor.
„Das ist sie in der Tat.“ Jacks Lächeln sah nun fast zärtlich aus.
„Sie hat dich verhext.“
„Und nie bin ich einer verführerischeren Zauberin begegnet“, stimmte Jack zu, der sich nun sichtlich entspannte.
„Das könnte das Ende deiner Karriere bedeuten.“
Bei dieser Bemerkung wurde Jack wieder ernst. Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder gefasst hatte.
„Jede Karriere, für die es erforderlich wäre, dass ich auf die Liebe meines Lebens verzichte, die mir so wichtig ist wie die Luft zum Atmen, würde mich sowieso nicht sehr lange interessieren.“
Bertie schüttelte mit dem Kopf. „Was ist die Rolle eines Prinzen, wenn er glaubt, dass einer seiner hoch geschätzten Freunde einen folgenschweren und kostspieligen Fehler begeht? Ist er nicht verpflichtet, einzugreifen und ihn wieder auf die rechte Bahn zu lenken?“
„Aber was ist denn schon die rechte Bahn ?“ Jack spürte die nun versöhnlichere Stimmung des Prinzen und griff eine Diskussion auf, die sie schon oft geführt
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