037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
Schließlich blieb er stehen und deutete auf das Sofa.
„Setzen Sie sich. Und erklären Sie mir ganz genau, wie es zu diesem Verrat kam.“
Ihre Beine gaben nach, und sie fiel fast hinterrücks auf das Sofa. Ein ungutes Vorgefühl beschlich sie.
„Falls es sich um einen Verrat handelt, dann ist es meine Schuld. Ich war unglücklich, da ich genötigt wurde, Ihre Geliebte zu werden und bestand darauf, mir zumindest selbst meinen Mann auszusuchen.“
„Genötigt?“ Bertie stemmte sich die Fäuste in die Hüfte. „Gütiger Himmel.“
„Mir wurde nahegelegt, dass ich keine Wahl hätte. Lord Marchant sagte, dass die Schulden, die ich zum Erhalt meines Gasthauses aufgenommen hatte, sofort fällig würden, wenn ich nicht gefügig sei.“
„Gefügig? Lieber Gott, Sie tun ja gerade so, als sei ich ein plündernder Hunne.“
„Dann wurde Jack damit beauftragt, mich zu verheiraten. Ich bestand darauf, die Männer auf seiner Liste mit eigenen Augen zu sehen und traf sie genauso an, wie ich es Ihnen gestern Abend geschildert habe. Der arme Jack ... Er ist ein sehr logischer und rationaler Mann. Also konnte er mir mein Verhalten nicht vorwerfen. Keiner von ihnen war auch nur im Geringsten geeignet. Doch er hatte es eilig, mich loszuwerden. Ich muss gestehen, dass ich ihm seine Aufgabe nicht gerade erleichtert habe“, fuhr sie fort. „Ich habe ihm das Leben ganz schön schwer gemacht.“
„Wirklich?“ Er sah sie skeptisch an. „Wie das?“
„Nun, er hat mich nie darüber im Dunkeln gelassen, was Sie von mir erwarten würden, und so fand ich es nur gerecht, ihm offen und ehrlich meine Anforderungen an meinen zukünftigen Mann mitzuteilen.“ Sie holte tief Atem. „Er war mehr als peinlich berührt von meiner direkten Art. Und entsetzt von meiner Liste .“
„Welche ‚Liste‘?“, fragte er mit zusammengekniffenen Augen.
„Eine Aufzählung der Qualitäten, die mein zukünftiger Mann besitzen sollte. Ich bestand darauf, dass wir nach London kämen, um hier jemanden zu finden, der meinen Ansprüchen genügen würde.“
„Dann hatten Sie also tatsächlich vor, zu heiraten?“
„Ich hatte mich mit dem Gedanken abgefunden, Hoheit.“
Er starrte sie an, als könne er sich nur schwer vorstellen, dass irgendjemand sich damit „abfinden“ müsse, eine intime Beziehung zu ihm zu unterhalten.
„Da soll mich doch der Schlag treffen“, sagte er schließlich und sah sie forschend an.
Sein prüfender Blick machte sie verlegen. Trotz seiner aristokratischen Allüren war er ein respekteinflößender Mann. Es war eine Erleichterung, als er den Blick endlich abwandte.
„Das Problem war, Hoheit, dass ich entdeckte, dass er jede meiner Bedingungen erfüllte. Jede einzelne. Und noch einige mehr. Er war geduldig, ehrenhaft, respektvoll ... Ich begann, seine Gesellschaft zu genießen. Er kann ziemlich witzig sein, wenn er will. Und er lachte immer an genau den richtigen Stellen und zog mich oft genug auf.“
„Lachte?“ Bertie sah zu Boden, als verstörte ihn diese Vorstellung. „Glaube nicht, dass Jack sich jemals so vor mir gehen ließ.“
„Er hat ein wundervolles Lachen, Hoheit. Und als ich erfuhr, dass er seine akademische Karriere an den Nagel gehängt hat, um Ihnen zu dienen und ...“
„Akademische Karriere?“
„Sein Studium in Cambridge. Man hatte ihm angeboten, an der Universität zu bleiben und seine Recherchen fortzuführen. Vielleicht sogar selbst Professor zu werden.“
„Wer hat Ihnen denn das erzählt?“
„Sein ehemaliger Professor in Cambridge. Jacks Familie bestand darauf, dass er die Universität verlasse und in Ihren Dienst trete, nachdem sein älterer Bruder geheiratet hatte.“
„Das reicht.“ Er hob eine Hand, um seinen Befehl zu unterstreichen und stand dann mit missmutiger Miene auf. Einen kurzen Augenblick ging er schweigend auf und ab, während sie ihn mit eisigen Gliedern, trockenem Mund und klopfendem Herzen ansah.
„Und ich soll glauben, dass dies alles zufällig passiert ist? Und sich lediglich aus den Umständen heraus entwickelt hat?“ Bertie blieb kurz vor ihr stehen.
„Nur, weil ich wünschte, Sie würden mir glauben, ist meine Schilderung nicht weniger wahrheitsgemäß, Hoheit. Einen loyaleren Mann als Jack werden Sie nie kennenlernen. Und es war nie meine Absicht, Sie zu kränken, wenn ich auch zugeben muss, dass ich Vorbehalte hatte.“
Wieder durchquerte Bertie den Raum. Er sah so aus, als laste das versammelte Leid der Welt auf seinen Schultern. Dann
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