0377 - Die Wüste der strahlenden Steine
Gedanken, sie könnten den Schlitten wieder verlassen."
Die Stricke vibrierten, als das volle Gewicht des seltsamen Gefährts auf ihnen lastete. Sie bogen sich weit nach unten durch. Der Schlitten schwankte hin und her. Die Urths klammerten sich fest und schrien ihre panische Angst hinaus.
Rhodan schluckte heftig. Es mußte einfach klappen. Obwohl er die Schnelligkeit, mit der der Paladin den Schlitten zog, kaum beeinflussen konnte, griff er nach dem Seil und stemmte sich dagegen. Der Schlitten rutschte bis zum tiefsten Punkt der durchgebogenen Seile und hing damit fast genau über dem Mittelpunkt der Schlucht. Rhodan blickte ü ber den Rand des Abgrunds. Die Urths hatten ihre Köpfe eingezogen und lagen bewegungslos auf dem unsicheren Untergrund.
„Wenn wir ihn jetzt hochziehen, fällt alles herunter, was auf der Ladefläche liegt", sagte Dephin gepreßt. „Das Seil hängt so weit durch, daß der Winkel nach oben sehr steil wird."
Ein Blick genügte Rhodan, um festzustellen, daß der Siganese recht hatte. Was sollten sie tun? Sie konnten die drei Urths doch nicht dort unten lassen.
„Riyollon!" schrie er. „Ihr müßt euch festklammern so gut es geht."
Die Greifklauen der Satyataner tasteten über die Oberfläche des Schlittens und verkrampften sich um die äußeren Ränder der Segmente.
„Ziehen Sie!" rief Rhodan dem Paladin zu.
Das Seil straffte sich. Der Schlitten hob sich mit dem Vorderteil von seinen primitiven Schienen ab.
Einige Proviantsäcke sausten in die Tiefe und platzten mit lautem Knall auf.
„Festhalten!" schrie Rhodan.
Er hörte einen Schrei höchster Not und ließ das Seil los. Er ging auf den Rand des Abgrunds zu.
Riyollon und Broynlaar hatten sich am Schlitten festgeklammert, aber Jynx hatte den Halt verloren. Nur noch mit einer Greifklaue hing er an den Segmenten. Seine andere Klaue mußte gebrochen sein, denn sie baumelte an seiner Seite. Jynx schrie ununterbrochen.
„Um Himmels willen! Ziehen Sie!" schrie Rhodan.
Der Schlitten machte einen Ruck, und die Stricke sprangen wie Stahlfedern auf und nieder. Die letzten Proviantsäcke rutschten über die Panzer der beiden noch auf dem Schlitten liegenden Urths und stürzten nach unten. Einer traf Jynx am Kopf. Der Schlag war so hart, daß Jynx seine Klaue öffnete. Er fiel nach unten. Rhodan blickte hastig weg. Er wollte nicht sehen, wie dieses Wesen mit gebrochenem Panzer am Grund der Spalte lag.
Inzwischen hatte der Paladin den Schlitten an Land gezogen. Rhodan ging langsam darauf zu.
„Ihr könnt die Augen öffnen", sagte Rhodan zu den beiden überlebenden Urths. „Jetzt seid ihr in Sicherheit."
Sie schienen ihn nicht zu hören, denn sie bewegten sich nicht.
Sie werden doch nicht vor Angst gestorben sein, dachte Rhodan bestürzt.
„Riyollon", sagte er und strich dem Satyataner mit einer Hand über den Panzer. „Es ist vorbei, Riyollon."
Der flache Kopf mit den großen Augen kam langsam unter dem Panzer hervor. Rhodan fühlte die Blicke des Eingeborenen auf sich ruhen, und Schuldbewußtsein wegen Jynx, Tod stieg in ihm auf. Der Schlitten krachte, als Riyollon sich langsam herunterschob. Nun streckte auch Broynlaar den Kopf unter dem Panzer hervor und blickte sich um.
„Wo ist Jynx?" fragte er.
Rhodan blickte zur Schlucht.
„Wir konnten nichts für ihn tun", sagte er.
„Ist er abgerutscht?" erkundigte sich Riyollon sachlich „Ja", sagte Rhodan bedrückt „Es tut uns leid."
„Es wäre nicht passiert, wenn wir umgekehrt wären", sagte Riyollon leidenschaftslos. Nicht die Spur einer Anklage schwang in seiner Stimme mit.
„Das ist richtig", sagte Rhodan.
Mein Leben gegen das von Jynx, dachte er. Der Urth mußte sterben, damit ich rechtzeitig die Station der alten Lemurer erreiche. Waren diese Selbstvorwürfe richtig? Jynx hatte eine uralte Angst besiegt und war in den Tod gegangen. Ist das meine Schuld? fragte sich Rhodan.
„Warum kann ein Baumeister des Inneren Zirkels den Tod nicht aufhalten?" fragte Broynlaar.
„Ich bin nicht allmächtig", sagte Rhodan.
„Unser Proviant ist verloren", stellte Riyollon fest. „Jetzt können wir den Schlitten zurücklassen."
„Gut", stimmte Rhodan zu. „Dann kommen wir schneller voran."
Die beiden Urths übernahmen die Führung, und die kleine Gruppe marschierte der beginnenden Nacht entgegen.
7.
In der Dunkelheit leuchteten die Edissefelsen mehrere Dutzend Meter weit. Jetzt hätte Rhodan auch ohne die Ortungsgeräte des Paladins einen sicheren Weg durch
Weitere Kostenlose Bücher