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038 - Bis die Ratten dich zerfetzen

038 - Bis die Ratten dich zerfetzen

Titel: 038 - Bis die Ratten dich zerfetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Eingeborene
aussah. Ein Gesicht, zerknittert wie Pergament. Die Augen waren von dicken,
großen Runzeln umgeben, so daß man die Augäpfel kaum sah. Das ungepflegte Haar
hing lose auf die Schultern. Die Strähnen waren weiß.
    »Einer mußte
es mal schaffen. Und Sie haben es also geschafft. Ja, hier ist Sams Reich, das
wollten Sie wissen, nicht wahr ?« Sie sprach ein sehr
gutes Englisch, wie alle Eingeborenen hier auf Thare .
    »Ich wollte
zu Sam«, sagte Larry, während er mit einem Blick seine neue Umgebung in sich
aufnahm und sich vergewisserte, daß nirgendwo eine versteckte Gefahr lauerte.
    »Sam ist tot !«
    Ihre Worte
wirkten wie Hammerschläge.
    »Aber Sam
befiehlt den Ratten und den Menschen hier auf der Insel .« Brent starrte die Alte an wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt. »Jedermann
spricht von Sam .«
    Sie nickte.
    »Das ist
richtig. Aber niemand weiß etwas über ihn, nichts Genauesj edenfalls . Die Eingeborenen glauben, daß er am Leben
sei. Das beruhigt sie. Sie hassen Sam, und sie fürchten ihn. Alle haben Angst
vor ihm. Sam ist tot, ich sagte es Ihnen bereits. Er starb etwa fünf Jahre nach
seiner wunderbaren Rettung. Doch er hinterließ ein gefährliches Erbe: die
Ratten! Sam nahm sich ein junges Eingeborenenmädchen. Damals. Das war ich. Mojaka ist mein Name. Ich zog mit Sam in die Hütte hier,
die man ihm schenkte, weil er die Bewohner von damals dazu zwang, ihm zu
gehorchen; die Ratten konnten die ganze Insel verseuchen, wenn Sam es wollte.
Man half ihm. Noch heute bringen die Dorfbewohner jeden Tag Früchte und
Getränke hier zur Hütte und stellen sie auf die Bank draußen. Sie glauben, daß
Sam kommt, um sie zu holen. Ich lebe von diesen Gaben .«
    Larry begann
langsam zu verstehen. »Sie haben also die Rolle Sams übernommen? Aber es hieß
immer, daß Sam telepathische Fähigkeiten gehabt hätte, daß er in der Lage wäre,
die Schädlinge durch seine Gedanken zu steuern ?«
    Die Alte
nickte. »Das ist richtig. Das konnte er .«
    »Aber wenn
Sam tot ist, wer hält dann das Verhalten der Ratten in Schach ?«
    »Sam hat
außer den Ratten noch etwas hinterlassen. Und dieses Etwas hat seine
Fähigkeiten geerbt«, lautete die Antwort.
    »Sam hat
einen Nachkommen ?«
    »Ja! Einen
Sohn! Sam war der eigensinnigste und egoistischste Mensch, dem ich begegnet
bin. Ich war für ihn Mittel zum Zweck. Ich bin die Mutter seines Sohnes. Aber
ich brachte einen Halbidioten zur Welt. Er kann nur eines: Er befiehlt den
Ratten, daß sie sich nicht selbständig machen und die ganze Insel übernehmen.
Wenn er einmal stirbt, gibt es nichts mehr, das die Armee von Nagern bändigen
wird. Wie ein einziges Ungeheuer werden sie über die Menschen herfallen und sie
verschlingen .« Ihre Stimme zitterte.
    »Sie hassen die
Ratten ?«
    »Ich hasse
alles, was mit Sam zu tun hat. Mein Volk muß unter seinem Erbe leiden. Wir
haben ihm geholfen, als er in Not war. Er hat uns mit der Angst erpreßt.
Seitdem lebt jeder hier in Angst .«
    »Aber Sie
hätten längst Hilfe anfordern können .«
    »Unsinn«,
fiel sie ihm ins Wort. »Hilfe? Der Ratten sind zu viele. Man kann ein paar
hundert oder auch ein paar tausend vernichten, aber es bleiben dann noch immer
genug übrig, die das Verderben über die Menschen hier bringen. Und davor haben alle Angst. Sie dienen Sam und den Ratten, weil keinem
etwas anderes übrigbleibt. Doch die jetzige Ruhe ist eine Ruhe vor dem Sturm.
Niemand kann das Ende aufhalten. Und ich selbst trage einen Teil der Schuld
mit. Ich hätte Torla töten sollen. Torla , Sams Sohn.«
    »Unsinn.«
Larry schüttelte den Kopf. »Führen Sie mich zu ihm, ich möchte ihn sprechen .«
    Sein Besuch
in der Hütte des alten Sam nahm einen anderen Verlauf, als er erwartet hatte.
    Die Alte
nickte. Sie näherte sich mit kleinen Schritten dem Tischchen, auf dem die Petroleumlampe
stand, nahm sie und ging Larry voran. »Folgen Sie mir! Ich bewundere Sie!
Niemand konnte Sie aufhalten .«
    Sie öffnete
eine Tür und betrat das angrenzende Zimmer. Es war kleiner als das Zimmer, in
dem sie sich noch eben aufgehalten hatten. Teppiche lagen auf dem Boden. Und in
der Ecke, stumm wie eine Ölfigur , saß Torla . Eine brennende Kerze stand in seiner Nähe; er
starrte stumpfsinnig vor sich hin.
    Torlas Haut war
sehr hell. Er hatte, wenn Larry sich die Beschreibung von Sam vor Augen hielt,
die Jean Doree ihm gegeben hatte, sehr viel
Ähnlichkeit mit seinem Vater. Spitze Nase, engstehende Augen. Er hatte
Ähnlichkeit mit einer

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