038 - Bis die Ratten dich zerfetzen
verlassen. Mild strich die Nachtluft
über sein schweißüberströmtes Gesicht. Alles rundum war totenstill.
Hinter einem
mächtigen Felsblock wartete Brent noch ein paar Minuten.
Dann
aktivierte er den Ring. Der winzige Kontaktknopf unterhalb der Fassung ließ
sieh eindrücken. Larry sprach und rief X-RAY-1. Aber die Zentrale in New York
meldete sich nicht! Er versuchte es insgesamt dreimal. Keine Reaktion auf der
anderen Seite!
Unruhe
erfüllte den Agenten. Im Sternenlicht betrachtete er den Ring und sah, daß die
Weltkugel mit dem stilisierten Gesicht eines Menschen an einer Stelle eine
Beschädigung hatte!
Siedendheiß durchlief es
den Amerikaner. Der Ring - und damit der Sender - war unbrauchbar.
Als Larry
nach dem Reichen des Trankes um sich geschlagen hatte, mußte es geschehen sein.
Er erinnerte sich daran, daß er wie ein Berserker gewütet hatte.
Dabei war es
passiert.
Larry Brent
wußte, was das bedeutete. Er konnte X-RAY-1 in New York nicht informieren, und
damit würde auch der britische Gouverneur auf Viti Levu nicht unterrichtet werden.
Geduckt
tauchte Brent im Dunkel unter. Ungesehen verließ er die abseits stehende Hütte
und näherte sich auf dem Pfad dem Bergweg, der hoch zur Hütte des alten Sam
führte. Auf halber Höhe war die Abzweigung. Von hier aus führte ein Pfad zum
Schacht der Ratten. Dorthin hatte man Croft geführt. So hatte Vormann es
jedenfalls erklärt.
Brent bog ab
und bewegte sich auf dem Pfad, der zum Schacht führte. Er mußte alles
daransetzen, nach Möglichkeit auch noch Croft zu retten.
Das
Bergaufgehen fiel ihm schwer. Seine Muskeln hatten noch nicht wieder die
gewohnte Elastizität.
Das Leben von
mindestens drei Menschen lag in seiner Hand. Er hatte nicht viel Zeit. In
dieser Nacht noch mußte er für die drei Gefangenen und sich eine günstige
Ausgangsposition schaffen. Sobald es dämmerte, war es für sie alle zu spät.
Brent sah die
riesige, fast kreisrunde Öffnung vor sich. Die Schachtwände führten senkrecht
in die Tiefe. Der Boden war nicht auszumachen.
»Croft?«
Larry rief den Namen des Australiers mehrmals. Zunächst leise, dann etwas
lauter. Die Miene des Agenten war ernst und verschlossen. Larrys Augen blickten
hart.
Er sah sich
rasch um und entdeckte die starken Seile, die um den Felsblock gleich rechts
neben ihn geschlungen waren. Damit wurden die Opfer in die Tiefe zu den Ratten
abgeseilt.
X-RAY-3
wartete auf eine Antwort, ihm war, als vernähme er ein
leises, scharrendes Geräusch. Der Amerikaner zögerte nicht lange. Zu kostbar
war jede Minute. Er zog das Seil zu sich herüber und prüfte, ob es fest genug
saß. Brent ließ das Seil in die Tiefe fallen. Er schätzte, daß der Schachtboden
in rund zwanzig Meter Tiefe lag.
Dann
umspannte er das Seil kräftig mit beiden Händen und stieg langsam an der
glatten, senkrecht abfallenden Wand ab. Über ihn spannte sich der düstere
Nachthimmel, nur hier und da von einem winzigen Sternenlicht unterbrochen.
Unter sich - die Ungewißheit!
Je tiefer er
sich gleiten ließ, desto enger schien die Schachtöffnung über ihm zu werden.
Dunkelheit
hüllte ihn ein wie ein schwerer, lästiger Mantel. Larrys Atem ging schnell,
sein Puls jagte. Der Abstieg strengte den Agenten an. Und noch immer kein Ende
abzusehen.
Dann ein
leises Stöhnen. Geräusche stiegen aus der Tiefe empor.
»Croft?« Der
Ruf Larry Brents brach sich an den runden Wänden und füllte hallend das
Schachtinnere aus.
Murmeln. Aber
eine menschliche Stimme.
Larry beeilte
sich. Er ließ sich blitzschnell nach unten gleiten. Nur drei, noch zwei, noch
einen Meter, dann sah er den Schachtboden unter sich. Ein Schauer durchrieselte
Brent. Die bleichen Knochen, die grinsenden Totenschädel, die Kleiderreste,
sogar persönliches Eigentum lag hier zwischen den Knochen verstreut. Uhren,
Ringe, ein Taschenmesser und ein 45er Colt. Crofts Waffe! Man hatte sie ihm in
den Schacht nachgeworfen. Es sollten von dem Verschwundenen keine eventuellen
verräterischen Utensilien im Dorf Zurückbleiben.
Larry
baumelte noch am Seil und sah, daß sich die dunkle, zwischen den Knochen und
Schädeln hockende Gestalt bewegte. Offenbar hatte Croft von dem Getränk, das
man ihm eingeflößt hatte, nicht allzuviel getrunken. Durch Vormann wußte Larry,
daß die Opfer ein betäubendes Getränk erhielten, bevor man sie zum Schacht der
Ratten brachte. Wer es verstand, den Eingeborenen gleich nach dem ersten Schluck
eine Bewußtlosigkeit vorzutäuschen, konnte immerhin
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