038 - Bis die Ratten dich zerfetzen
wie eine Opferstätte für die Ratten. Aller Abfall wurde in die Gänge
geschüttet, und die Ratten holten sich dann, was sie brauchten. Eine Art
moderne Müllverwertung. Dies mochte den muffigen Modergeruch erklären, der
Helen Powell bei ihrem Eindringen in den Tunnelgang aufgefallen war.
Helen Powell
war besessen von dem Gedanken, die Besatzung des Helikopters zu finden. Als sie
sich einmal zurückbeugte, achtete sie nicht auf Vormann. Sie stieß ihn mit dem
Ellbogen an.
»Sorry«,
flüsterte Helen leise und drehte nur kurz den Kopf zur Seite. Sie nahm den
Schatten flüchtig wahr, zuckte dann aber wie unter einem Peitschenschlag
zusammen.
Die
Reporterin wirbelte herum. Eiseskälte wehte sie an, als sie sah, daß Vormann
gar nicht mehr in ihrer Nähe stand.
Die dunklen
Schatten, die sie berührten, stammten von den Insulanern! Sechs, acht, zehn
Eingeborene standen wie lautlos aus dem Boden gewachsene Pilze plötzlich neben
ihr und kreisten sie ein.
Helen
schluckte. Sekundenlang war sie wie benommen. Dann reagierte sie. Sie versuchte
zu entweichen und an der Hütte vorbeizukommen.
Schwarze
Hände streckten sich nach ihr aus und ergriffen sie. Helen Powell schrie
gellend auf, so daß es durch die Nacht hallte.
»Jörg!
Fliehen Sie! Sie haben uns entdeckt !«
Sie tobte und
kratzte, schlug um sich und biß einem der Angreifer in den Ann, dessen warmes
Blut ihr an die Zähne spritzte.
Ihre Gegenwehr
verlief im Sande. Gegen die athletischen Männer kam sie nicht an. Ehe sie sich
versah, lag sie gefesselt und geknebelt auf dem Boden und konnte nicht einmal
mehr schreien, so schwach fühlte sie sich.
Dann hob man
sie vom Boden auf. Dunkle Augen musterten sie. Wenige Sekunden später wußte
sie: Auch Vormann hatte es erwischt.
Der Deutsche
mußte sich gewehrt haben wie ein Löwe. Helen sah Blutspuren auf seinem Gesicht
und seinen knochigen Schultern. Vormann wurde ebenfalls durch das Dunkel quer ü ber den Dorfplatz geschleppt.
Die Blicke
des Deutschen ruhten auf der hübschen Reporterin. In seinem Blick stand kein
Vorwurf zu lesen, doch Helen fühlte, was jetzt in dem ausgemergelten,
abgekämpften Mann vorging. Er hatte sein sicheres Versteck verlassen und war
seinen Feinden genau in die Falle gelaufen.
●
Als Larry
wach wurde, sah er sofort die schattengleiche Gestalt, die ihm gegenüberhockte.
Er konnte in
der Dunkelheit die Gesichtszüge nicht erkennen.
»Charly ?« hatte der Agent leise gefragt. Aber eine fremde Stimme
hatte ihm geantwortet. In dem anschließenden Frage- und Antwortspiel stellte
sich heraus, daß der zweite Gefesselte kein anderer war als ein gewisser Edward
Croft.
Larry lag bei
dem mutmaßlichen Mörder Jean Dorees !
X-RAY-3
machte keinen Hehl daraus, woher er kam und was er wollte. Als Croft
feststellte, daß es sich in der Tat um den Mann handelte, den er in der Wohnung Dorees niedergeschlagen und beinahe auch getötet
hatte, antwortete er zunächst nicht.
Dann lachte
er rauh. »Das Leben spielt manchmal mit komischen Karten, finden Sie nicht auch ?« klang es in der dumpfen, düsteren Luft der Hütte zu Larry
herüber. »Ich kann mir denken, was jetzt in Ihnen vorgeht, Brent. Am Iiebsten möchten Sie mir wohl den Kopf von den Schultern
reißen ?«
»Scheinbar
können Sie nur blutrünstig denken, Croft«, entgegnete Larry hart. Während des
kurzen, aber inhaltsschweren Gesprächs mit dem Reporter war ihm bewußt
geworden, daß Croft von einem krankhaften Ehrgeiz besessen war. Dieser Mann
kannte keine Skrupel!
»Ich habe
keinen solchen Gedanken«, fuhr X-RAY-3 fort. »Ich werde mir allerdings die
größte Mühe geben, Sie wohlbehalten von der Insel wegzuschaffen, Croft. Das ist
mein Ehrgeiz. Ihr irdischer Richter wartet schon auf Sie !«
»Hoho!« Croft
lachte sarkastisch. »Sie haben sich scheinbar ein bißchen zu viel vorgenommen!
Wie wollen Sie mich hier wegschaffen, wenn Ihnen selbst die Hände gebunden sind, heh ? Oder haben Sie
schon einen Plan, Mister? Wohl zurück nach Viti Levu schwimmen, wie ?«
Die Art und
Weise, wie er redete, war geradezu widerlich.
»Noch ist
nicht aller Tage Abend, Croft«, machte Brent sich wieder bemerkbar. »Hier auf
der Insel geschieht einiges, was uns scheinbar fortschrittlichen Menschen gar
nicht richtig eingehen will. Die Eingeborenen hier sind Handlanger eines
Mörders, eines Wahnsinnigen. Aber noch ist fraglich, ob sie mit uns auch
wirklich ernst machen, meine ich? Wenn ich die Hände frei habe, werde ich die
Ihren zunächst
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