038 - Bis die Ratten dich zerfetzen
ein
Messer schnitt der Laserstrahl in die ihn umringenden Körper und spaltete sie.
Die Rattenkörper dampften, und kleine Flammenzungen schlugen aus den
schmutziggrauen Fellen.
Im
Handumdrehen verwandelte sich der Schacht in einen Schlund zur Hölle.
Die Ratten
fingen Feuer und verbrannten. Larry spürte förmlich, wie es unter seinen Füßen
ruhiger wurde, und er hatte nicht mehr das Gefühl, auf Eiern zu laufen.
Dann fühlte
er das dicke Seil wieder zwischen den Fingern. Auch hier drohte noch Gefahr.
Dem Tod durch Ratten war er zwar entgangen, aber auch Croft war noch eine
Gefahr. Wenn der Australier zu früh den Rand des Schachtes erreichte, dann
konnte er Larry Brent das Seil vor der Nase wegziehen.
X-RAY-3
forderte das Letzte von sich. Mit ungeheurer Kraftanstrengung hangelte er sich
in die Höhe. Wenn er nach oben blickte, dann sah er den schwarzen, unförmigen
Klumpen über sich hängen. Edward Croft, der sich wie ein Schemen vor dem etwas
heller wirkenden Loch abzeichnete. Fünf Meter vor der Schachtöffnung holte er
Croft ein. Larry Brent zerrte mit der Linken die Laser aus dem Halfter.
»Und nun
immer langsam, Croft«, preßte er abgekämpft zwischen den Zähnen hervor. »Wenn
Sie nach unten blicken, sehen Sie die kleinen Feuerchen noch. Es liegt an
Ihnen, ob Sie in Flammen aufgehen oder nicht. Ich empfehle Ihnen, es auf keinen
Versuch mehr ankommen zu lassen, Croft! Sobald ich Ihr Bein nach unten sausen
sehe, dann drücke ich ab. Ich werde keine Sekunde zögern, darauf können Sie
sich verlassen !«
Croft
erreichte den Rand. Der Australier blickte zurück. Brent hielt noch immer den
Lauf der Waffe auf ihn gerichtet. Larry wußte, daß der gefährlichste Augenblick
für ihn der Moment war, in dem Croft über den Rand kroch. Wenn Brent nachfaßte,
konnte es passieren, daß Croft auf seine Hände trat und ihn abzuwimmeln
versuchte. Doch die durchschlagkräftige Waffe hielt ihn in Schach. Er war Zeuge
dessen geworden, was sich unten auf dem Grund des Schachtes abgespielt hatte.
Larry
dirigierte Croft genau und ließ sich nicht anmerken, daß er selbst derjenige
war, der das große Risiko trug. X-RAY-3 war heilfroh, als er sich am Rand
emporziehen konnte.
Für zwei
Sekunden noch schwebte er in Gefahr. Er mußte die Laserwaffe kurz aus dem
Schußwinkel bringen, um auf die Beine zu kommen. Doch er meisterte die
Situation.
X-RAY-3 ging
auf Croft zu.
»Okay,
Brent«, stieß Croft hervor. »Dieser Punkt geht an Sie! Und wie stellen Sie sich
unsere Begegnung nun weiter vor ?«
»Darüber
brauchen wir gar nicht mehr viele Worte zu verlieren«, sagte Larry. Und er
meinte es genauso, wie er es sagte.
Er ging auf
Croft zu, und ehe sich dieser versah, schoß der Amerikaner seine Rechte ab. Die
Faust traf genau den legendären Punkt an der Kinnspitze des Australiers. Croft
fiel zu Boden.
»Ich habe
nicht viel Zeit, um mich mit Ihnen rumzuärgern«, murmelte X-RAY-3.
Er schnitt
mit dem Laserstrahl ein großes Stück des Seils durch und fesselte damit den
mordlüsternen Reporter der Weekly News. Dann warf er
sich Croft kurzerhand über die Schulter und ging den Pfad bis zur Abzweigung
zurück. Dort deponierte er den bewußtlosen Croft zwischen zwei Felsblöcken und
kümmerte sich dann nicht weiter um ihn.
Sein Blick
ging hoch zu dem einsam stehenden Haus vor der Felswand. Er glaubte, darin
einen schwachen Lichtschein zu erkennen.
Der alte Sam,
der Herr der Ratten, lebte dort oben. Zu ihm mußte er. Auf dem schnellsten Weg.
Bis zum
Morgengrauen mußte er alles erledigt haben, wenn es eine Chance geben sollte,
die Insel noch lebend zu verlassen.
Drei Minuten
wartete er. Dann näherte sich Larry der Tür. Sie war nicht verriegelt. Leise
quietschend schwang sie nach innen, als er dagegendrückte .
Eine süßliche
Luft schlug ihm entgegen.
Der
Amerikaner bewegte sich zwei Schritte auf dem knarrenden Dielenboden und stand
an der Schwelle zum großen Wohnraum, in dem die Petroleumlampe stand. Der Raum
war nicht leer. Erst jetzt sah er die gebückte Gestalt, die gleich rechts
hinter der Tür auf dem Boden hockte.
»Sam?« Larry
fragte es leise, und schwer wie ein großer Tropfen fiel der Name in die
dämmrige Atmosphäre der Hütte.
Die Gestalt
drehte den Kopf. Ruhig und gelassen, ohne Furcht.
Larry Brent
starrte in das Gesicht einer alten Frau.
Die Alte
erhob sich.
»Einmal mußte
es soweit kommen. Ich habe gewußt, daß ich diesen Tag erleben würde .« Ihre Stimme klang so alt und brüchig, wie die
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