0384 - Im Land des Satans
genauso, mit denselben Schritten, zurückgegangen, wie sie in die Schänke eingetreten war. Sie hätten wieder auf der Erde, im Universum der Menschen, erscheinen müssen, in dem kleinen italienischen Dorf an der Durchgangsstraße nach Rom. So etwas wie »Einbahnstraßen« gab es bei den Weltentoren normalerweise nicht.
Normalerweise…
Aber hier war nichts normal, das zeigte schon die Veränderung der Kleider. Und, daß sie in der fremden Dimension geblieben war…
Sie fror plötzlich. Nicht ihrer spärlichen Kleidung wegen, denn es war nach wie vor heiß. Die Kälte kam von innen.
Sie kam hier nicht mehr weg! Es gab kein Zurück mehr! Ohne ihre Druiden-Kraft konnte sie den Weg nicht mehr finden, der ein anderer sein mußte, als der, auf dem sie hierher gekommen war.
Und die Druiden-Kraft kehrte immer noch nicht wieder zu ihr zurück…
Sie ballte die Fäuste. Das einzige, was ihr geblieben war, war ihr Stirnband. Aber sie durfte nicht resignieren. Sie mußte darum kämpfen, zurückzukehren in ihre Welt. Und dazu brauchte sie zunächst Informationen.
Entschlossen betrat sie die Schänke zum zweiten Mal. Aber die dumpfe Furcht in ihr wollte nicht mehr weichen…
***
Lucifuge Rofocale, der Beobachter, wunderte sich. Da war ein Mensch in seine Welt geraten, ohne die geistige Veränderung mitzumachen. Nur das Äußere war verändert und angepaßt worden, dem Programm gehorchend, das Lucifuge Rofocale mit seiner magischen Kraft aufgestellt hatte.
Die Person hatte beim Betreten des höllischen Landes nur die Kleidung gewechselt. Die Erinnerung, die eigentlich hätte gelöscht werden müssen, war geblieben. Das war erstaunlich. Dieses Wesen mußte etwas Besonderes sein.
Eine Frau…
Die wollte Lucifuge Rofocale sich einmal näher ansehen. Jemand, der der Macht des Erzdämons zu trotzen vermochte, zumindest teilweise, der konnte eine nicht zu unterschätzende Gefahr sein.
***
Sid Amos war auf dem kurzen Weg, so wie er gekommen war, wieder nach Caermardhin zurückgekehrt. Routinemäßig machte er seine Kontrollen. Wie es zu erwarten war, hatte sich an Merlins Eisgefängnis nichts geändert; nach wie vor war der weise Magier in seinen Block aus gefrorener Zeit eingebunden, mitten im Saal des Wissens. Amos sah auch nach Sara Moon. Er hatte das Gefühl, daß ihr Erwachen nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Aber er griff nicht ein, um es zu beschleunigen. Es konnte unerwünschte Nebeneffekte mit sich bringen. Aber Amos fieberte dem Moment entgegen, in dem sie erwachte, und noch mehr dem Moment, in dem sie die Magie der Zeitlosen einsetzte, um Merlin zu befreien. Amos war es leid, ständig an die Burg gebunden zu sein und seine eigenen Interessen denen Merlins und des Wächters der Schicksalswaage unterzuordnen. Er wollte wieder frei sein wie der Wind.
Um seinen eigenen Plänen nachzugehen…
Amos begann mit seinen Mitteln und denen Caermardhins nach Teri Rheken zu suchen. Es wäre unter normalen Umständen für ihn kein Problem gewesen, sie zu finden. Von Caermardhin aus konnte er, wenn er nur die Bewußtseinsaura des Betreffenden kannte, jeden beliebigen Menschen auf der Erde aufspüren und seinen Aufenthaltsort lokalisieren.
Und die Aura der Druidin kannte er nur zu gut.
Aber zu seiner eigenen Verblüffung fand er sie nicht.
Das konnte nur eines bedeuten. Teri Rheken befand sich nicht mehr auf der Erde…
Amos wußte, daß er nicht weiter zu suchen brauchte. Es war kein Irrtum möglich. Selbst eine Abschirmung hätte sie nicht vor seiner Beobachtung schützen können. Damit hatte Amos sein Versprechen erfüllt - er hatte nach der Druidin gesucht und war an die Grenzen seines Könnens gestoßen. Mehr als das, was er getan hatte, konnte er nicht tun.
Das mußte er jetzt nur noch Zamorra beibringen.
Aber der befand sich nicht mehr im Château Montagne…
***
Jener Dämon, der aus den Höllentiefen heraus einen Doppelkörper hatte entstehen lassen, der anschließend im Château Montagne sein Unwesen trieb und auch die magische Abschirmung um das Schloß umpolte, blieb nach wie vor im Hintergrund. Das hieß aber nicht, daß er untätig war. Er registrierte alles, was um ihn herum vorging, und er registrierte alles, was sich auf der Erde abspielte. Zumindest die Details, die für ihn von gesteigertem Interesse waren.
Er war vorsichtig. Noch wollte er nicht zu erkennen geben, daß er hinter so manchen Geschehnissen steckte. Als er den Angela-Körper gegen Château Montagne sandte, war das ein
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