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0384 - Rendezvous mit heißem Blei

0384 - Rendezvous mit heißem Blei

Titel: 0384 - Rendezvous mit heißem Blei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rendezvous mit heißem Blei
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daher, dass um sechs Uhr in den Kneipen in der Nähe der Schlachthäuser viel Betrieb herrscht.
    Als ich die Tür zu der Kaschemme aufstieß, war ich überrascht, den Laden so leer zu finden wie die Tasche eines Tramps.
    Nur der Wirt stand hinter der Theke, ein magerer Mann in Hemdsärmeln und mit einer Menge Sorgenfalten im Gesicht. Ich ging an der Theke vor Anker. Er musterte mich mit einem Blick voller Unruhe.
    »Whisky und Soda«, verlangte ich.
    Er bediente mich, und er schenkte überraschend gut ein.
    »Fremd hier?«
    Ich nickte und trank.
    »Aus Detroit?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Aus Milwaukee?«
    »Aus New York!«
    Es schien ihn zu erleichtern, dass ich aus New York kam. Er griff nach der Flasche.
    »Noch einen?«
    »Warum nicht? Für ein paar Drinks reicht es noch. Wenig los in Ihrem Laden?«
    »Wenig?«, knurrte er erbittert. »Nichts!«
    »Dabei ist Ihr Whisky gut. Sind Sie zu teuer?«
    »Dreißig Cent? Ist das teuer?«
    »Nicht für diese Qualität. Warum haben Sie keine Gäste?«
    Er griff unter die Theke und knallte ein Blatt von der Größe einer Zeitung auf den Tisch.
    »Deswegen!«
    In großen Druckbuchstaben stand auf dem Papier: Dieser Laden fliegt demnächst in die Luft.
    »Das hing vorgestern an meiner Eingangstür.«
    Ich lachte. »Die Konkurrenz scheint sich einen kleinen Scherz erlaubt zu haben. Wollen Sie wirklich behaupten, Ihre Gäste kämen wegen des albernen Wisches nicht mehr?«
    Er ließ das Blatt wieder unter der Theke verschwinden.
    »Sie kennen die Verhältnisse in unserer Stadt nicht.«
    »Die Verhältnisse ähneln sich in allen Großstädten. Haben Sie Ihre Schutzgebühr nicht bezahlt?«
    »Natürlich habe ich bezahlt«, seufzte er. »Seit zehn Jahren zahle ich zehn Prozent vom Umsatz, aber anscheinend habe ich an den falschen Verein gezahlt.«
    Er beugte sich über die Theke. »Bis vor wenigen Wochen konnte niemand in Chicagos Unterwelt etwas werden, wenn er sich nicht mit Jack Tasbeen gutstand. Nun ja, ich zahlte zehn Prozent und stand dadurch ausgezeichnet mit ihm. Einige Jungs aus seinem Verein verkehrten sogar in meinem Lokal. Jack selb'st habe ich natürlich nie zu sehen bekommen. Er ist ein viel zu großer Boss, um sich um einen kleinen Kunden, wie ich es bin, zu kümmern. Dafür hat er seine Leute.«
    »Wenn Sie einen so mächtigen Beschützer haben, ist doch alles in Ordnung.«
    »Nichts ist in Ordnung«, seufzte er. »Von heute auf morgen geriet Jack selbst in Schwierigkeiten.«
    »Schwierigkeiten mit der Polizei?«
    »Nein, mit der Konkurrenz. Erst in der vergangenen Nacht haben sie sein Bootshaus in die Luft gejagt, und er verlor drei seiner Leute dabei. Man erzählt sich, dass Pash McCrown und Ralph Raag sich zusammengetan haben, um Jack zu erledigen. Nun, die Namen werden Ihnen nichts sagen.«
    »Keine Ahnung, von wem Sie reden«, log ich.
    Er klärte mich bereitwillig auf.
    »McCrown ist der Boss von Detroit, und Raag hat Milwaukee in der Tasche. Tasbeen soll versucht haben, sie aus dem Sattel zu heben, und nun zahlen sie es ihm heim.«
    »Sie glauben, man hätte Ihnen den Wisch an die Tür genagelt, weil Sie an Tasbeen Schutzgebühren bezahlen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wenn Sie an Tasbeen zahlen, muss Tasbeen auch dafür sorgen, dass Sie ungeschoren bleiben.«
    »Habe ich auch gesagt. Ich habe Tasbeens Kassierer angerufen und ihm von der Drohung erzählt. Wissen Sie, was er mir geantwortet hat? Wir haben andere Sorgen, sagte er. Seitdem hat sich kein Tasbeen-Mann mehr hier blicken lassen, und die Arbeiter von den Schlachthöfen, unter denen sich die Geschichte herumgesprochen hat, meiden mein Inn wie die Pest. Einer von ihnen sagte mir: ›Ichwill nicht in die Luft fliegen, nicht einmal mit einem Gratiswhisky im Magen‹.«
    »Warum schließen Sie nicht Ihren Laden, bis der Zauber vorbei ist?«
    »Geht nicht. Am nächsten Freitag will Tasbeens Kassierer Geld sehen.«
    »Zehn Prozent von null ist null. So habe ich es in der Schule gelernt.«
    »Denken Sie! Fünfzig Dollar pro Woche sind als Mindestsumme festgelegt.«
    Ich hörte, dass die Tür geöffnet wurde, und drehte mich um. Zwei Männer standen auf der Schwelle, sahen sich sorgfältig um und setzten sich dann erst in Bewegung.
    »Na also«, sagte ich zu dem Wirt. »Kundschaft!«
    Sein mageres Gesicht war blass geworden. Er hielt den Blick auf die Männer gerichtet. Mir flüsterte er zu: »Ich kenne meine Kunden. Die sind fremd.«
    ***
    Die Knaben nahmen mich in die Mitte. Sie musterten mich so

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