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0387 - Das Grauen geht auf große Fahrt

0387 - Das Grauen geht auf große Fahrt

Titel: 0387 - Das Grauen geht auf große Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Grauen geht auf große Fahrt
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die auf der Liste stehen.«
    »Ach so«, murmelte er und schob die Papiere unter den Regenmantel. »Du 18 bekommst im Außendienst zwar nasse Füße, aber dafür bist du schneller fertig. Hast du dir die Anschriften gemerkt?«
    »Ja, du kannst die Liste behalten«, erwiderte ich.
    Wir zahlten und gingen.
    Phil ging auf das Tor der Werft zu.
    Ich versuchte, vor einer Regenbö meinen Jaguar zu erreichen. Die dicken Tropfen waren schneller als ich.
    Vorm Tor winkte Phil. Ich tippte auf die Hupe.
    ***
    Zuerst wollte ich mir die Angehörigen der beiden verschwundenen Kassierer vornehmen, deren Anschriften ich auswendig wusste.
    Über den vor Nässe glänzenden und mit zahlreichen Pfützen bedeckten Backsteinweg rollte ich am Industriekanal entlang in Richtung East River. Rechts von mir standen auf ödem Land niedrige Buschgruppen, links lag der Kanal. Nirgendwo war ein Mensch zu sehen.
    Nach vier Meilen ragte vor mir eine schwarze Scheibe in den grauen Himmel. Es war eine hochgeklappte Zugbrücke, die über einen Seitenkanal führte. Bei unserer Anfahrt war sie nicht als Hindernis aufgetreten.
    Ich hielt und peilte zu dem kleinen Haus hinüber.
    Hinter den kleinen Scheiben, die in Eisenrändern steckten, erkannte ich einen Mann, der eine Schildkappe trug. Sein Gesicht war nur undeutlich zu sehen.
    Ich drückte auf die Hupe.
    Da ging eine Klappe an der Fensterfront auf. Ich kurbelte schnell die Scheibe hinunter.
    »Hallo, Mister«, rief mir der Brücken- und Schleusenwärter zu. »Es kann eine Weile dauern, bis Sie Ihre Fahrt fortsetzen können.«
    »Warum?«, fragte ich zurück.
    »Die Brücke hat einen Defekt und kann nicht mehr heruntergeklappt werden.«
    »Vorhin war sie doch noch intakt«, rief ich zurück.
    Jetzt schaute das Gesicht des Wärters aus der kleinen Klappe heraus. Ich erkannte eine Knollennase, über der sich Augenbrauen befanden, die buschig wie Gerstenähren aussahen. »Die Motoren sind ausgefallen«, schallte es zurück. »Dieser verdammte Regen. Kommen Sie herein zu mir. Ich zeige Ihnen einen anderen Weg.«
    Das biedere Gesicht des Mannes verschwand nach hinten in die Dunkelheit des Raumes. Die Klappe ging zu.
    Ich zog den Hut fester in die Stirn, klappte den Mantelkragen hoch, stieg aus und rannte zu dem Häuschen hinüber. An der Seite führte ein Steg mit einem eisernen Geländer zur Schleuse.
    Ich zog die Tür auf und gelangte in einen kleinen Vorraum, der nach Tabak und Malzkaffee roch. An der Wand hing ein olivgrüner Regenmantel an einem Haken. Nach rechts zweigte eine Tür ab.
    »Hier herein«, hörte ich von innen die Stimme des knollennasigen Wärters.
    Ich betrat den Raum.
    Der Mann saß an dem hölzernen Tisch, der sich vor dem großen Fenster befand, das zur Straße wies. Die Arme hielt er auf dem Rücken.
    Ich ging auf ihn zu.
    »Bitte ein wenig plötzlich«, sagte ich. »Ich habe nicht viel Zeit.«
    Im gleichen Augenblick stutzte ich.
    Der Mann drehte mir das Gesicht zu. Die Augen waren bis an die Ränder angefüllt mit Angst und Schrecken.
    Er klapperte mit den Augenlidern.
    Ich konnte mir sein Verhalten nicht erklären, bis ich plötzlich die auf den Rücken gefesselten Hände sah. Sie waren mir bis dahin in dem Halbdunkel, das in der Bude herrschte, entgangen.
    Jetzt ging alles blitzschnell.
    Hinter mir huschte etwas heran.
    Der Geruch von Formalin und Ammoniak stieg in meine Nase.
    »Keine Bewegung«, zischte eine verstellte Stimme hinter mir.
    Ein Pistolenlauf drückte sich in meinen Rücken.
    »Wenn du dich rührst, bist du ein toter Mann.«
    ***
    Der Schneidbrenner zischte. Der Mann im blauen Overall beugte sich über die rot glühende Schweißnaht, die an einem großen Tankbehälter entlanglief.
    Phil klopfte dem Mann auf den Rücken.
    Der Schweißer stellte den Brenner ab, klappte die blaue Brille hoch und sah Phil an. Das Gesicht eines Mannes Mitte Vierzig, das vor Schmutz starrte und von Schweiß glänzte. Er rieb mit dem Handrücken über die Stirn.
    Phil wies sich aus. Er sagte: »Ich bin mit Genehmigung voh Mister Olderman hier, auch Mister Fooler weiß Bescheid.«
    »Was wollen Sie von mir wissen, Agent Decker?«, fragte der Schweißer und legte den Brenner auf die Werkbank, die unter einer Transmission am Fenster stand.
    »Sie arbeiten schon länger hier, Mister Curtis?«
    »Seit meiner Jungend«, erklärte er.
    »Erinnern Sie sich an einen Frachter namens Silvermoon, Mister Curtis? Ich habe bereits einige Ihrer Kollegen befragt. Sie konnten sich kaum noch an das Schiff

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