0387 - Satans Killerhai
so gut fühlte, daß er sich hochstemmen und hinsetzen konnte. Er nickte. »Ja, es ist alles wieder okay.«
Aus dem Schatten der Burgmauer löste sich eine Gestalt. Sie kam sehr zögernd auf den Chinesen zu.
Es war das Mädchen.
Im Mondlicht wirkte ihr Gesicht bleich. Aber es trug nicht für den erschreckten Ausdruck die Schuld, der die Züge der Brenda Cooper zeichnete. Sie hatte es nicht gesehen, aber sie konnte sich einiges zusammenreimen und stellte zitternd die Frage.
»Ist er tot?«
»Ja«, krächzte Suko. »Er hat es nicht geschafft.«
Für einen Moment blieb sie stehen, ohne sich zu rühren. Nur die Hände hielt sie geballt, und durch die Arme rann ein heftiges Zucken. »Wirklich?« flüsterte sie mit einer Stimme, die so unnatürlich fremd klang.
»Ja.«
Tief holte sie Luft. Brenda wankte. Auch Tom merkte es und stützte sie ab. »Warum?« fragte sie plötzlich. »Verdammt, warum gerade er. Warum?« Das letzte Wort brüllte sie hinaus. Der Klang ihrer Stimme sprach von dem gewaltigen Schmerz, den sie bei diesen Worten empfand. Sie schüttelte den Kopf, begann zu weinen und sank plötzlich zusammen, weil ihre Knie einfach nachgaben.
Der alte Fischer fing sie ab und zog sie in den Schatten der Mauer, wo er Brenda niederlegte. Dann kam er zu Suko. »Ja?« fragte auch er. »Warum? Wie konnte es passieren?«
»Das Netz war an einer Seite gerissen. Wir hingen an der anderen und schafften es soeben noch, uns festzuhalten. Glaub mir, ich habe alles versucht. Er ist in die Tiefe gefallen.«
»Da war Wasser, nicht?«
»Ja – und die Haie!«
Mehr brauchte der Inspektor nicht zu sagen. Der alte Fischer hatte verstanden. Er nickte langsam und mechanisch. Er sprach auch nicht.
Schließlich wandte er sich ab und setzte sich auch nieder. »Ich habe es gewußt.«
»Was hast du gewußt?«
»Daß die Haie kommen.«
»Wieso?«
»Der Teufel, der große Hai, dieser Osborne, das gehört alles zusammen. Man hat ihm nachgesagt, daß er sich mit Tieren sehr gut verstand. Er hat sie verhexen können, sie hörten auf ihn. Hier waren es die Haie, die er herholte, als er zurückkehrte. Er muß zu seinen Lebzeiten vom Teufel hofiert worden sein.«
»So sieht es aus.« Suko konnte an den Tatsachen nichts mehr ändern. Er war soeben noch mit dem Leben davongekommen, und deshalb dachte er auch weiter. »Hast du nichts von John Sinclair gehört?« fragte er.
»Nein.«
Suko erhob sich. Er bewegte seine Arme. Allmählich spürte er die Muskulatur wieder, und er dachte daran, daß er es bestimmt überstehen und sich schnell erholen würde. »Er ist zum Strand gelaufen, nicht?«
»Zu den Klippen.«
»Hast du ihn noch gesehen?«
Tom schüttelte den Kopf und ging dorthin, wo er ein Ende des Seils um einen dicken Felsen geknotet hatte. Er löste die Verschnürung. »Ich mußte das Seil holen.«
»Okay«, sagte Suko. »Ich werde ihn suchen. Vielleicht steckt er zwischen den Felsen und…«
»Oder ist auf dem Meer.«
Suko schaute den Fischer nachdenklich an. »Ja, das kann auch sein. Danke für den Tip.«
»Soll ich mitkommen?«
Der Chinese schüttelte den Kopf. »Keinesfalls.« Er deutete auf Brenda. »Kümmere dich um sie und sage ihr, daß es mir leid tut, aber ich habe alles versucht.«
»Das glaube ich dir sogar.«
Der Inspektor bedankte sich bei Tom für die Rettung und machte den Fischer verlegen. Dann ging er. Den Komplex der Burgmauern hatte er schnell hinter sich gelassen und gelangte auf die freie Fläche, wo ihm der Wind scharf entgegenwehte.
Noch immer wußte er nicht, um was es genau ging. Der Satan, die Haie, dann dieser untote Ritter Ansgar of Osborne. Wie war da die Verbindung? Was hatte er damals geleistet, um von dem Teufel so in Schutz genommen zu werden?
Sukos Gedanken drehten sich um dieses Thema, während er den direkten Weg zum Strand einschlug. Beruhigt hatte er sich noch immer nicht, von Erholung konnte er überhaupt nicht sprechen. Zu tief steckte der Schock des Erlebten. Auch ein Kämpfer wie Suko wäre gegen diese Bestien nicht angekommen.
Er sah bereits das Meer.
Dunkel, wogend und sehr weit lag es vor seinen Blicken. In der Ferne schien es mit dem ebenfalls dunklen Himmel zusammenzustoßen. Wolken verdeckten den Mond, nur wenn Suko genau hinschaute, sah er die blasse Scheibe durch die dünne Schicht aus Dunst schimmern.
Das Gelände senkte sich leicht. Bewachsen war es mit hohem, manchmal sperrigem Gras, in dem die grauen Steine versteckt lagen, gegen die Suko hin und wieder mit
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