0387 - Satans Killerhai
Tiefe fraß mich. In der nächsten Sekunde wollte sie mich nicht mehr und schleuderte mich wieder hoch.
Ich kam nicht durch, jemand warf mich um, ein Strudel packte mich, ich rechnete nach, wie lange ich schon unter Wasser war.
Kam ich noch hoch?
Manchmal hat man Glück im Unglück.
Auch ich hatte es, denn der Strudel wollte mich nicht. Ich geriet in eine lange Welle, die mich höher trug, so daß ich die Oberfläche durchstieß.
Zuerst wollte ich es nicht glauben. Ich hielt noch die Luft an, weil ich nichts sah, Wasser verschleierte meinen Blick. Erst als der kalte Wind mein Gesicht traf, wurde ich wieder in die Realität gerissen.
Ich öffnete den Mund.
Zum Glück befand ich mich auf einem langen Wellenberg, den die Dünung voranschob. Ich konnte atmen, wischte mir hastig die Augen frei – und sah!
Es war kaum zu fassen!
Der Hai verging. Nicht direkt hatte ich ihn getötet, sondern indirekt, durch die Vernichtung des untoten Ritters Ansgar of Osborne.
Allein seine außergewöhnliche magische Kraft hatte dafür gesorgt, daß dieser Hai überhaupt existieren konnte, auch wenn er vom Teufel beeinflußt gewesen war. Jetzt gab es ihn zwar noch, aber er hatte sich völlig verändert.
Ich trat Wasser und ließ mich von der langen Dünung tragen, während ich dorthin starrte, wo der Hai verging.
Noch schwamm er auf den Wogen. Nur schaute er nicht mehr mit seinem vorderen Körper senkrecht aus den Fluten, sondern hatte sich auf die Wasserfläche gelegt und glühte.
Dieses rote Glühen kam von innen her, als hätte man dort zahlreiche kleine Lampen entzündet.
Aber Lampen zerstörten nicht.
Der Hai wurde vernichtet.
Er kämpfte nicht einmal dagegen an, drehte nur manchmal den Kopf und hatte das Maul aufgerissen, so daß ich hineinblicken konnte und auch sah, wie in seinem Innern einiges schmolz.
Asmodis entdeckte ich nicht mehr.
Mein Kreuz hatte ihn vertrieben, auch die Gewißheit, es letztendlich doch nicht geschafft zu haben.
Die Kälte des Wassers spürte ich nicht, zu sehr faszinierte mich der Anblick des sterbenden Killerhais. Er hatte alles erreichen wollen und mußte nun dafür zahlen.
Vor meinen Augen wurde er kleiner. Das innere Feuer zehrte ihn aus und ließ ihn schrumpfen. Dampf wölkte über seinem Körper, das Glühen veränderte seine Farbe bis zu einem tiefen Rot.
Knitterfalten entstanden auf der Haut des Hais, die immer stärker schrumpfte, so daß das Tier schon sehr bald die Größe eines seiner normalen Artgenossen angenommen hatte. Aus der Tiefe des Ozeans rollte eine Woge heran. Sie kam mir aus meiner Perspektive mächtig vor. Wuchtig klatschte sie gegen den Hai.
Er verging.
Es war ein einziger Schlag, der dieses Tier auseinanderriß, so daß die Überreste weggespült wurden.
Damit war die Sache endgültig erledigt.
Mich erfaßte die Woge ebenfalls, hob mich in die Höhe, und ich erkannte das Floß, das noch heil geblieben war und in meine unmittelbare Nähe getrieben wurde.
Wir stießen nicht zusammen, ich aber schwamm auf diese rettende Holzinsel zu und kletterte drauf.
Zitternd blieb ich knien. Ich spie Wasser, keuchte und holte tief Luft.
Mein Blick fiel auf die Gestalt, die neben dem Mast lag. Es war Ansgar of Osborne. Er hatte seinen Arm noch immer an das Holz geklammert und scheuerte mit dem Oberkörper über den Planken, wenn sich das Floß bewegte. Nur etwas hatte sich bei ihm verändert.
Der Kopf fehlte!
Ihn hatte der flammende Dreizack zerstört. Als ich näher herankroch und den Zombie untersuchen wollte, stellte ich fest, daß sich in seiner Rüstung außer Staub nichts mehr befand.
Ansgar of Osborne war endgültig vernichtet worden, und er hatte auch sein Wissen über den geheimnisvollen Dämonenschrein mitgenommen. Uns aber war eine Spur gegeben worden, der wir unbedingt nachgehen mußten…
***
Es waren Suko und Tom Jones, die mich herausholten. Mit einem kleinen Motorboot kamen sie in die Nähe des Floßes. Ein Scheinwerfer strich bleich über das Wasser, erfaßte mich mit seinem Kegel, und ich hörte Sukos Stimme durch ein Megaphon verstärkt.
»Wir holen dich!«
Minuten später war alles erledigt. Ich freute mich riesig, daß es Suko auch geschafft hatte. Nur der Tod des Londoner Rockers Kelly war ein schwerer Wermutstropfen in diesem ansonsten glücklich überstandenen Fall.
»Irgendwie muß es weitergehen«, sagte Suko.
»Wie meinst du das?«
Tom hörte uns nicht. Er steuerte das Boot in eine kleine Bucht hinein, deren hohe Felsen lange
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