Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)
Menschenkenntnis bedeutet, dass man andere treffsicher einschätzen kann. Manchmal hat man dafür nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit. Wird er abdrücken oder nicht …? Nur wer andere im Alltag durchschaut, wird auch in einer Extremsituation das Richtige tun.
Der überwiegende Anteil der Probleme im menschlichen Miteinander beruht auf dem einfachen Grund, dass jeder von sich selbst ausgeht. Jeder glaubt, andere müssten die Dinge genauso sehen wie er selbst. Es braucht keine höhere Mathematik, um sich auszurechnen, dass es so nicht funktionieren kann.
Die Frage ist also: Wie tickt der andere? Und wie ticken Sie? Ticken Sie so, dass Sie glauben, alle anderen ticken wie Sie? Und diejenigen, die das nicht tun, sind … komisch, anders? Mein russischer V-Mann Tichow würde solche Leute Idioten nennen.
Nur mal angenommen, das würden die anderen auch von Ihnen denken. Nur mal angenommen, jeder tickt wirklich anders. Das wäre der blanke Horror … oder eine interessante Variante, die spannende Begegnungen ermöglicht? Die Wahrheit ist: Wenn wir nicht berücksichtigen, dass jeder anders tickt, handeln wir uns zwangsläufig Ärger, Frust, Enttäuschung und Misstrauen ein. Zum Glück gibt es nicht nur Unterschiede, es gibt auch Ähnlichkeiten.
Die Kunst liegt darin, einen anderen Menschen so schnell wie möglich zu durchschauen, um dann einen gemeinsamen Takt zu finden. Nicht für immer. Aber doch so lange, bis ein Vertrauensverhältnis entsteht, das einen Rhythmuswechsel oder eine kleine oder größere Disharmonie verträgt.
Auch in diesem Buch begleiten Sie mich wieder auf einer Mission. Der Ablauf ist Ihnen bekannt, wenn Sie Ich krieg dich! gelesen haben. Wenn nicht, können Sie das gerne nachholen. Es ist aber keine Voraussetzung für Ihren Einsatz. Ich bin sicher, dass wir auch so ein starkes Team bilden. Damit Sie Ihre Agentenkompetenz weiter schulen können, verrate ich Ihnen einige grundlegende Entschlüsselungscodes zum Thema Menschenkenntnis. Machen Sie sich darauf gefasst, dass diese Informationen Ihren Blick auf die Menschen in Ihrer Umgebung gravierend verändern werden. Und Ihr Verhalten … und das der anderen. Wo Agenten unterwegs sind, verändert sich die Welt – im Großen wie im Kleinen. In diesem Buch habe ich oft die grammatisch männliche Form gewählt, betrachten Sie diese bitte als Deckmantel. Selbstverständlich ist mir bewusst, über welche herausragenden Fähigkeiten Agentinnen … und Leserinnen verfügen!
Wer andere durchschaut
hat mehr Einfluss
versteht Mitmenschen und Situationen schneller und besser
erkennt Hindernisse frühzeitig und kann sie deshalb umgehen oder beseitigen
kommuniziert erfolgreicher
vermeidet Missverständnisse, böse Überraschungen und Enttäuschungen
erreicht seine Ziele rascher und angenehmer
genießt ein schönes Leben
Für Agenten und Agentinnen ist Menschenkenntnis eine Grundvoraussetzung. Ein Agent beim Geheimdienst muss vorhersehen, wie V-Leute, Zielpersonen, aber auch Chefs und Kollegen sich in brenzligen Situationen voraussichtlich verhalten werden. Von der Menschenkenntnis eines Agenten hängen Menschenleben ab. Sie besteht nicht nur aus Erfahrung und Intuition, sondern basiert auf solidem Wissen über menschliche Denk- und Verhaltensmuster. Beides werden Sie sich in einem Fall im Milieu von Schleusern und Menschenhändlern erwerben. Keine Angst, Sie werden nicht unvorbereitet in die kriminellen Kreise geschickt. Im Agentenhandbuch, dem theoretischen Teil Ihres Trainings, erfahren Sie stets alles Wissenswerte, um die Herausforderungen zu bestehen und sich den Zugang zur nächsten Mission zu erwerben.
Das Thema Menschenkenntnis ist so alt wie die Menschheit selbst. Seit den 1950er-Jahren versuchen auch Wissenschaftler, innerhalb und außerhalb der Geheimdienste, mit mehr oder weniger ausgefeilten Tests die Persönlichkeit des Menschen hochdifferenziert zu erfassen. Der Vorteil dieser wissenschaftlichen Modelle liegt im Gegensatz zu den kulturgeschichtlichen Modellen darin, dass sie für die statistische Auswertung auf große Datenmengen zurückgreifen und in ihrem Vorgehen auf Wertungen verzichten. Sie stellen einfach dar, bilden ab, was ist, und verzichten auf eine Klassifi - zierung in gut/schlecht, positiv/negativ oder richtig/falsch. Auch die Modelle aus dem Agentenhandbuch, die Sie gleich kennenlernen werden, verzichten ganz bewusst auf diese Einordnung.
Manche dieser modernen Modelle haben allerdings auch einen kleinen
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