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0391 - Sein Alibi zerbrach wie Glas

0391 - Sein Alibi zerbrach wie Glas

Titel: 0391 - Sein Alibi zerbrach wie Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Alibi zerbrach wie Glas
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heruntergestolpert. Er war der typische Tourist.
    Trotz des kalten Wetters trug er ein Hawaiihemd, und über seiner gewölbten Vorderfront baumelte ein Fotoapparat. Hinter ihm kam eine Frau, nicht großer als er, aber hager und wärmer angezogen. »Wo ist unsere Rechnung?«, rief der Tourist, als sie unten angekommen waren.
    »Oh, Moment bitte!«, sagte der Alte und verschwand wieder in der Tür. Kurz danach kam er wieder hinter dem Glasfenster zum Vorschein und reichte ein gelbes Formular heraus.
    »Hier bitte, Mister Ownings!«, sagte er.
    Wir waren etwas zurückgetreten und warteten, bis das Paar die Rechnung bezahlt hatte und im Regen verschwunden war.
    »Komische Gäste für so eine Bruchbude!«, flüsterte ich Phil zu. Dann wandten wir uns wieder dem Alten zu: »Wohnt Mister Brentwood noch hier?«
    Der Alte zögerte kurz. »Er wohnt schon noch hier, aber er ist fast nie zu Hause. Ich habe keine Ahnung, wo er sich rumtreibt, er war schon mindestens drei Wochen nicht mehr hier.«
    »Aber er hat doch seine Miete bezahlt?«, fragte Phil.
    »Ach, wissen Sie, er zahlt eigentlich keine Miete. Er hilft mir, räumt auf, macht Besorgungen, und wenn er weg ist, dann vermiete ich sein Zimmer manchmal.«
    »Sie haben keine Ahnung, wo wir ihn finden können?«
    »Wenn ich ihn brauche, dann versuche ich es meist zuerst in der Honolulu Bar, gleich um die Ecke.«
    »Danke, versuchen wir’s mal dort«, meinte Phil. Wir wandten uns zur Tür. Es regnete unvermindert. Weit und breit war kein Auto zu sehen.
    »Möchte wissen, was dieses komische Pärchen von vorhin in dieser Gegend sucht«, sagte Phil. Ich hatte keine Lust, mir jetzt darüber Gedanken zu machen.
    Wir liefen ein Stück am Kai entlang.
    »Dort«, sagte ich. Ein mattes Schild zeigte einen gelben Sandstrand und ein paar verwitterte Palmen. Honolulu Bar stand in roten, geschwungenen Buchstaben da.
    Wir stießen die Tür auf und kamen in einen warmen Raum, konnten aber die Gäste nicht sofort erkennen. Unsere Augen mussten sich erst an das Dämmerlicht des Raumes gewöhnen.
    Die Bar war ziemlich besetzt. Klobige, muskulöse Hafenarbeiter, schmierige ältliche, verlebte Frauen standen, saßen oder hockten an der Theke oder an den kleinen schmutzigen Tischen.
    Wir schoben uns auf zwei Hocker an der Bar und warteten, bis der Barkeeper sich uns zuwandte.
    »Na, Boys, was soll’s sein?«
    Wir bestellten zweimal Irish Stew und danach Kaffee. Während wir uns dem Essen hingaben, warf der Barkeeper uns von Zeit zu Zeit einen verstohlenen Blick zu. Fremde Gäste waren hier selten.
    Neben mir an der Bar saß ein blondes Mädchen in einem giftgrünen engen Pullover. Sie stierte mich an und versuchte ein paar Mal, ein Gespräch anzufangen.
    Ich grinste sie freundlich an und fragte beiläufig: »Haben Sie Gerrett Brentwood heute schon gesehen?«
    »Den Schatten? Nee!« Sie kicherte albern und rückte näher zu mir heran.
    »Wo kann ich ihn finden?«, fragte ich freundlich.
    Sie kicherte wieder. »Bei Susan vermutlich, wo sonst!«
    »Bei Susan?« Ich grinste. »Welcher Susan?«
    »Na, Sie sind gut, natürlich bei Susan Spencer, die…«
    »Halt’s Maul!«, knallte eine wütende Stimme dazwischen. Sie gehörte dem Barkeeper. Er funkelte das Mädchen an und zischte dann in meine Richtung: »Hier wird nicht geschnüffelt!«
    Es war nichts mehr zu machen. Wir zahlten und gingen.
    »Susan Spencer. Immerhin etwas«, sagte Phil, als wir draußen waren. Wir rannten zurück zu meinem Jaguar, und ich schaltete das Funkgerät ein.
    Ich ließ mir das Archiv geben und gab den Namen Susan Spencer durch. Ich musste nur ein paar Minuten warten, dann hatte ich die gewünschte Information.
    Susan Spencer, Tänzerin in Nachtlokalen, seit zwei Monaten offiziell arbeitslos, seit neun Tagen im Eastern Gefängnis, Untersuchungshaft. Sie war bei einem Kaufhausdiebstahl überrascht worden. Die letzte Stellung bekam sie durch die Preston Arbeitsvermittlung. Susan wohnte zuletzt in 4007, Hills Street. Ihr Apartment war ein Jahr im Voraus bezahlt.
    »Okay, danke«, sagte ich und schaltete aus. Dann legte ich den ersten Gang ein und fuhr in die Hills Street.
    ***
    Das Gebäude war alt und verfallen. Wir stiegen die knarrenden Treppen hinauf. Im fünften Stock war an einer Wohnungstür der Name Spencer mit Kugelschreiber auf einen Zettel geschrieben und an den Rahmen geheftet worden.
    Ich drückte auf den Klingelknopf. Das schrille Läuten zerriss die dumpfe Stille, die über dem Haus lag. In der Wohnung rührte

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