0394 - Der knöcherne Tod
Dhyarra-Kristall. Er erteilte dem Sternenstein einen konzentrierten Gedankenbefehl.
Eine riesige, unsichtbare Baggerfaust, ein Kraftfeld, das sich genau dem aufgelockerten Erdreich in seiner Ausformung anpaßte, packte zu und hob den gelockerten Boden aus der Tiefe. Die Erdsäule schwebte durch die Luft und sank in der Nähe des Loches nieder. Dort bröckelte sie auseinander und wurde zu einem lockeren Kegel, als Omikron das Kraftfeld wieder auflöste.
Er sprang von dem Felsen und lief zu Wang hinüber. Er packte den Mongolen und zerrte ihn zu der Öffnung. Dort stieß er ihn mit den Füßen voran hinein.
Sein Augenmaß stimmte. Die Tiefe des Loches entsprach der Schulterhöhe des Mongolen, der in diesem Moment erwachte.
Verwirrt sah er sich um.
Omikron benutzte wieder seinen Dhyarra-Kristall. Diesmal wirkte das Kraftfeld ähnlich wie eine Planierraupe und schob das Erdreich ins Loch zurück. Wang Lee war verwirrt. Er brauchte ein paar Sekunden zu lange, um zu begreifen, was mit ihm geschah. Als er die Muskeln anspannte, die Arme hochrecken wollte, um sich mit einem Klimmzug aus dem Loch zu befreien, schüttete das Kraftfeld die Erde über ihn und schloß ihn darin ein. Etwas blieb zurück - seine Masse entsprach der des Mongolen.
Omikron schnellte sich wieder auf den Felsbrocken, und von diesem erhöhten Standpunkt aus jagte er wieder Laserimpulse in das Erdreich. Er schmolz es an, so daß es eine feste Masse um den Mongolen herum bildete. Wang schrie, als die Erde um ihn herum fast unerträglich heiß wurde, aber sie kühlte rasch wieder ab. Sie war jetzt eine harte feste Masse, aus der er sich nicht von selbst würde befreien können.
Denn er hatte keinen Bewegungsspielraum, um mit Bewegungen sein Gefängnis aufzubrechen.
Aus weit aufgerissenen Augen starrte Wang den Ewigen an. »Was soll das?« schrie er. »Was hast du mit mir vor?«
»Ach, nichts«, sagte Omikron.
»Nichts?« schrie Wang.
»Nichts mehr«, sagte der Ewige kühl. »Denn ich habe meine Aufgabe erledigt. Was weiter mit dir geschieht, geht mich nichts mehr an.«
»Verdammter Bastard«, schrie Wang. »Hol mich hier raus, oder du wirst…«
Aber der Ewige achtete nicht mehr auf ihn. Er ging und ließ den Mongolen in dieser seltsamen Ödlandschaft zurück.
Wang Lee verschluckte den Rest seiner Worte. Was nützte die Drohung? Wie sollte er sie verwirklichen, wenn er hier gefangen blieb…?
Der Abend kam. Es wurde dunkel. Und das einsame Warten des förmlich einbetonierten Mannes begann…
***
Der Blitz, das grelle Feuer, das das ganze Hotelzimmer ausfüllte, dauerte nur ein paar Sekunden an. Dann herrschte wieder Normalzustand.
Nicole atmete tief durch.
Sie sah sich um.
Nichts hatte sich verändert. Es hatte keine Zerstörungen gegeben. Nur Zamorra war im Zauberkreis zusammengesunken.
Ein schwaches Leuchten kam aus dem Amulett, verblaßte aber rasch wieder. Das bedeutete, daß der Versuch im dritten Anlauf gelungen war!
»Na gut. Du hattest recht«, sagte Nicole. Sie trat zu Zamorra und half ihm auf die Beine. Er schwankte leicht. Hübsch nebeneinander lagen Amulett, Stab und Kristall in der Mitte des Kreises auf dem Boden.
Die Kreidestriche waren merklich, blasser geworden.
»Ich dachte, es bringt mich um«, sagte Zamorra heiser. »Aber das war nur eine Halluzination. In Wirklichkeit ist nichts geschehen.«
»Was heißt, nichts? Dieses grelle Feuer… und das Amulett ist aktiviert, nicht wahr?«
»Natürlich«, erwiderte er und legte den Arm um Nicoles Schultern. Er lächelte. »Meine Knie sind wie Pudding. Hilfst du mir ein bißchen?«
»Sicher…«
»Das Amulett ist aktiviert, ja«, fuhr er fort. »Aber dieser Blitz… er hat nicht wirklich stattgefunden. Es war eine optische Täuschung, eine Erscheinung, nicht mehr. Ebenso wie der Schmerz, der mich durchraste. Es ist alles ganz harmlos gewesen.«
»So sah es nicht gerade aus…«
»Ich weiß jetzt, warum es erst beim dritten Mal gelang«, sagte Zamorra. »Oder zumindest glaube ich es zu wissen. Die meisten magischen Beschwörungen müssen mindestens dreimal durchgespielt werden, bis sie wirken. So war es auch hier. Erst beim dritten Mal gelang es.«
»Hm«, machte Nicole. »Aber damals im Dschungel klappte es beim ersten Versuch.«
»Warum das so war, weiß ich nicht. Ich will auch nicht nachträglich versuchen, es herauszufinden. Wo ist denn hier die Dusche? Vorhin war sie doch nach da…«
»Orientierungsprobleme?«
Er rieb sich die Augen. »Vielleicht«, gab er
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