0394 - Der knöcherne Tod
Leonardo deMontagne hatte es sich wieder einmal einfallen lassen, das Amulett mit einem Gedankenbefehl aus der Ferne abzuschalten. Die Bedrohung näherte sich… und Zamorra fand nicht mehr die Zeit und hatte auch nich mehr die psychische Kraft, den Erweckungsprozeß durchzuführen, zumal es Schwierigkeiten besonderer Art gegeben hatte.
Er konnte sich bis heute nicht erklären, warum er damals den Ju-Ju-Stab genommen und ihn durch das Amulett getrieben hatte, worauf es schlagartig wieder erwacht war. Bis dahin war er der Ansicht gewesen, daß sich die Magie des Amuletts nicht mit der des Stabes vertrug. Diverse Experimente mit bösen Folgen hatten das untermauert.
Aber hier war es gelungen!
Und jetzt wollte Zamorra diesen Versuch wiederholen.
»Hoffentlich geht das gut. Mit etwas Pech zerlegst du das halbe Hotel damit…«
Zamorra grinste. »Wenn, dann werde ich die untere Hälfte zerlegen. Die obere bleibt dann freischwebend stehen. Mal sehen, ob wir nicht mit der Sache fertig sind, bis Rogier unser Gepäck herbeischafft… wir Trolle hätten die Koffer sofort mitnehmen sollen, als wir in die Stadt fuhren. Dann könnte er sich jetzt die Fahrten ersparen.«
»Wir konnten ja nicht damit rechnen, daß wir hier ein Zimmer bekommen würden«, sagte Nicole.
Zamorra schob mit Nicoles Hilfe den Tisch und die Sessel an den Zimmerrand. Dann rollte er den Teppich hoch, um mit magischer Kreide einen Schutzkreis auf den Fußboden zu zeichnen.
»Willst du die Sache mit einer Dämonenbeschwörung verbinden?« fragte Nicole.
»Ich will nur verhindern, daß Energie frei wird und Zerstörungen anrichtet, falls es schief geht«, sagte er. »Die Verhältnisse sind immerhin nicht ganz mit den damaligen identisch. Wer weiß, was diesmal geschieht.«
»Aber dann flammt die freiwerdende Energie dich ab, weil sie nicht entweichen kann«, gab Nicole zu bedenken.
»Oh, ich werde ein paar Vorbereitungen treffen, die das verhindern sollen«, sagte er.
Nicole äußerte ihre Skepsis. Sie hielt es nach wie vor für zu riskant, einen Radikalversuch zu unternehmen. Zu viel konnte geschehen…
Zamorra zeichnete Zauberformeln und Symbole in den Kreis. Dann schlüpfte er aus seiner Kleidung, rieb sich mit einer pulverigen Substanz ein und zeichnete weitere Schutzsymbole auf seine Haut. »Zusätzlich nehme ich den Dhyarra-Kristall mit in den Kreis. Ich werde ihn so steuern, daß er ein Abschirmfeld aufbaut. Theoretisch könnte ich so durch einen Schmelzofen steigen.«
»Hm«, machte Nicole.
Zamorra trat in den Zauberkreis und kauerte sich zwischen den Symbolen auf den Boden. Einen Moment betrachtete er ratlos die drei Gegenstände und seine zwei Hände, dann nahm er den Dhyarra-Kristall schmunzelnd zwischen die Zähne. Aber sein Lächeln verlosch schnell.
Das Amulett in die linke Hand, den Ju-Ju-Stab in die rechte… und feste Konzentration auf das geplante Vorhaben. Auf die Aktivierung des Amuletts… und zugleich mußte er eine Bahn seines Denkens freihalten, um eine mögliche Gefahr rechtzeitig zu spüren und sich durch den Dhyarra-Kristall schützen zu können…
Nicole war vorsichtshalber bis zur Zimmertür zurückgegangen. Sie traute dem Frieden nicht.
Sie beobachtete Zamorra und sah, wie seine Muskeln sich spannten. Fast konnte sie fühlen, wie das Adrenalin durch seinen Körper schoß, wie er sich vorbereitete auf den Moment der Aktion.
Sein Kehlkopf bewegte sich kaum merklich. Er formte Zaubersprüche, die sein Vorhaben unterstützen sollten, konnte sie aber nicht laut aussprechen, weil der Dhyarra zwischen seinen Zähnen ihn daran hinderte. So konnte er sie nur über den Kehlkopfboreich artikulieren.
Und dann stieß er mit aller Macht zu.
Stab gegen Amulett.
Der Stiel des hölzernen Stabes knallte gegen die Silberscheibe. Nicole schloß unwillkürlich die Augen. Berstendes Holz, aufflammende magische Energie, eruptierendes Höllenfeuer…
Als sie die Augen wieder öffnete, spie Zamorra den Kristall aus. »Verflixt noch mal«, keuchte er und holte tief Atem. »Es muß doch klappen! Oder ich lasse mir einen Bart stehen wie Merlin…«
»Untersteh dich«, warnte Nicole. »Du botest übrigens einen recht bizarren Anblick. Man müßte dich so fotografieren. Warte, ich frage an der Rezeption nach, ob es eine Möglichkeit gibt, einen Fotoapparat zu leihen…«
»Ich versohle dir den Hintern«, drohte Zamorra an. »Na, ich versuch’s gleich noch einmal. Vielleicht klappt es im zweiten Anlauf. Ich muß mich besser darauf
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