Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0394 - Der knöcherne Tod

0394 - Der knöcherne Tod

Titel: 0394 - Der knöcherne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Bewußtseinsmuster und konzentrierte sich darauf. Er spannte drei Finger seiner rechten Hand - der künstlichen Hand - auf, so daß ihre Spitzen die Eckpunkte eines imaginären Dreiecks bildeten. Innerhalb dieser Dreiecke konnten Bilder geschaffen werden. Bilder, die die gesuchte Person zeigten.
    Aber nur, solange sie sich irgendwo auf der Erde befand…
    Ein Wechsel in eine andere Dimension machte diese Art der Beobachtung unmöglich. Das war auch bei der Bildkugel so gewesen, die Merlin für derlei Zwecke benutzt hatte.
    Amos versuchte Wang Lee zu verschiedenen Zeiten zu finden. Wenn er sich auf der Erde befand, mußte er sich in diesem Fingerdreieck zeigen - und dann konnte Amos das Bild ausweiten und die Umgebung feststellen, in der sich der Mongole befand. Aber jeder Versuch war ein Fehlschlag. Immer wieder mußte Amos aufhören, weil ihm die Finger in der unnatürlichen Stellung erlahmten. Er überlegte, ob er den Sauroiden Reek Norr hinzuziehen sollte, entschied sich aber dagegen. Norr besaß zwar ein ungeheures magisches Kräftepotential, mit dem er Amos hätte unterstützen und seine Bemühungen verstärken können -aber wo sich niemand befand, ließ sich auch dessen Abbild nicht verstärken.
    In den Pausen, die er zwangsläufig einlegen mußte, versuchte er, Zamorra zu erreichen. Er wollte ihn warnen. Wenn Sara Moon über Wang Lee herfiel, würde sie auch den zweiten Mann angreifen. Zamorra mußte damit rechnen, daß sie ihm eine Falle stellte, um ihn zu töten. Amos ahnte nicht, daß das bereits zweimal geschehen war und daß gerade jetzt die dritte Falle sich langsam, aber sicher um Zamorra schloß. Aber er wollte seine Aufmerksamkeit wecken. Und - vielleicht konnte Zamorra ihm helfen, Wang Lee zu suchen und herauszuhauen…
    Amos versuchte, Zamorra von Amulett zu Amulett anzusprechen. Diese Verbindung war das einfachste, was er hersteilen konnte.
    Aber Zamorras Amulett reagierte nicht. Es schien tot zu sein. Desaktiviert…
    Ganz allmählich regte sich in Sid Amos Zorn. Mußte denn gerade jetzt alles, was nur eben schiefgehen konnte, schiefgehen?
    ***
    »Na, da hast du dir ja noch einiges vorgenommen für den Rest der Nacht«, sagte Nicole etwas bedauernd, als sie den Einsatzkoffer auf den Tisch legte. »Willst du dich im Ernst jetzt noch daran machen, das Amulett zu aktivieren? Du weißt, was das für eine zeitraubende Aktion wird. Was hältst du davon, sie auf morgen zu verschieben? Wir warten noch Rogiers Rückkehr ab und machen es uns dann sehr gemütlich. Ist das nichts?«
    Zamorra zuckte die Schultern. Er sah Nicole an, die vor ihm stand, lächelnd, mit leicht wiegenden Hüften. Ihre Zungenspitze fuhr über ihre Lippen.
    »Ich habe nicht vor, mich die ganze Nacht mit dem Amulett zu befassen«, sagte er. »Du wirst schon sehen.«
    Er öffnete den Koffer. Nicole setzte sich auf die Tischkante. »Und wie willst du das Verfahren abkürzen, wenn man fragen darf?«
    Zamorra nahm den Ju-Ju-Stab aus dem Koffer und hob ihn hoch. Der unterarmlange Stab, an dessen oberen Ende sich ein geschnitzter Katzenkopf befand, sah aus, als sei er frisch lackiert und poliert worden. Das Holz glänzte.
    Lange Zeit war der Stab verschollen gewesen, nachdem er Zamorra in einer Parallelwelt von Zentauren entwendet worden war. Vor ein paar Tagen war er in England dann wieder aufgetaucht -von dem Dämon Astardis verloren, genauer gesagt von dessen feinstofflichem Scheinkörper. Das bedeutete, daß sich der Stab in den Gefilden der Hölle befunden haben mußte. Aber wie das? Der Ju-Ju-Stab wirkte absolut tödlich auf jeden Dämon. Astardis war eine Ausnahme, weil er den Stab nur mit seinem Zweitkörper berührt hatte. Und der war magisch neutral; auf ihn konnte der Stab nicht wirken.
    Daß Eysenbeiß den Ju-Ju-Stab besessen hatte, wußte Zamorra nicht. Er konnte nur Vermutungen anstellen.
    Immerhin hatte er ihn jetzt zurückerhalten. »Irgendwann findet alles wieder zu seinem Besitzer zurück«, hatte er damals erkannt. Wahrscheinlich hatte es nicht viel Sinn zu versuchen, den Irrweg des Stabes zu klären. Er war wieder da, das reichte.
    »Ich habe mich erinnert, daß es mir schon einmal gelungen ist, die Sache zu beschleunigen«, sagte Zamorra. »Es ist natürlich eine Radikalkur, und ich weiß nicht, ob man sie öfters durchführen kann. Immerhin - diesmal wird es noch gelingen. Erinnerst du dich nicht?«
    »Mir schwant da was«, sagte Nicole.
    Sie hatten sich im Dschungel befunden, abgeschnitten von jeglicher Zivilisation…

Weitere Kostenlose Bücher