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0394 - Der knöcherne Tod

0394 - Der knöcherne Tod

Titel: 0394 - Der knöcherne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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warm vom Himmel und hatte es geschafft, auch den letzten Regentropfen im schattigen Winkel verdunsten zu lassen.
    In dem Sport-Coupé war es für vier Personen eng geworden. Zamorra und Gryf stritten sich um den kargen Platz auf der Rückbank. DeNoe und Nicole hatten vorn die besten Plätze erwischt. »Von uns allen habe ich den italienischsten Fahrstil«, hatte Nicole behauptet und einfach das Lenkrad übernommen, womit sie den Anlageberater in seinem eigenen Wagen zum Beifahrer degradierte. Der war gar nicht böse darum, weil er zwar wußte, daß jeder Italiener wie ein junger Gott fährt, aber selbst mit dieser rasanten Fahrweise sich nicht anfreunden konnte.
    »Mach mir bloß keine Beule in den Wagen…«, hatte er lediglich verlangt.
    »Ein Auto ohne Beule ist kein Auto, vor allem in Italien«, behauptete Nicole, »wobei die wirklichen Beschädigungen meist nicht beim Fahren, sondern beim Parken Vorkommen! Was hast du eigentlich mit deinem silbernen Golf gemacht, Rogier?«
    »Außer Dienst gestellt. Er war mir schon ein bißchen zu alt, und einen Blechschaden hatte er auch schon mal. Der hier gefällt mir jetzt besser«, und er klopfte auf das Armaturenbrett.
    Nicole nickte. Sie verglich den Wagen mit ihrem BMW-Coupé. Das war ihr zwar lieber, aber mit dem dunkelblauen Scirocco GTX, sportlich tiefergelegt und verspoilert, kam sie auf Anhieb blendent zurecht. Auch, als die Straßen schmaler wurden, weil rechts und links geparkt wurde, Fußgänger über die Fahrbahnmitte schlenderten und zwischendurch einheimische Hasardeure ihre Fahrkünste demonstrierten. Nicole paßte sich den Gepflogenheiten an und hupte sich den Weg frei, wo es erforderlich wurde. Sie ließ den Wagen durch den abendlichen Stadtverkehr wedeln. Auf der Rückbank begann Gryf ein wenig blaß zu werden.
    DeNoe hatte seinen Stadtplan auf den Knien liegen. »Vielleicht solltest du gleich mal abbiegen. Wir sind in Kürze da«, stellte er nach einigen raschen Blicken auf Straßenschilder fest. »Wenn du einen Parkplatz siehst, dann - he, da steht ein Mülleimer! Paß auf!«
    Der Mülleimer stand auch noch da, als Nicole den Wagen nach einem rasanten Einparkmanöver zum Stillstand gebracht hatte. Aber zwischen ihn und den Scirocco paßte nicht einmal mehr eine Postkarte.
    »Das wär’s«, stellte Nicole vergnügt fest und drückte deNoe den Schlüssel in die Hand. »Verriegeln darfst du deine Rakete auf Rädern selbst, weil ich nicht dafür verantwortlich zeichne, wenn die bella macchina im Laufe der nächsten zehn Minuten von Autoknackern geklaut wird…«
    Beim Du waren sie in Mamma Marisas Lokal ziemlich schnell gelandet. »Es vereinfacht die private wie geschäftliche Kommunikation wesentlich«, hatte Gryf gelassen erwähnt. Jetzt, als er ausstieg, war er weniger gelassen. Er funkelte Nicole böse an. »Wenn ich nicht Kavalier wäre, würde ich dir vors Schienbein treten«, fauchte er. »Wenn du nochmal so rasant fährst, lege ich dir den Wagen still.«
    »Aber nicht während der Fahrt, bitte«, verlangte deNoe. »Außerdem ist das mein Wagen, Gryf. Wann der stillgelegt wird, bestimme immer noch ich.«
    »Oder der Abschleppdienst, wenn er als Schrottklumpen vor einer Mauer steht«, regte Gryf sich auf. Er holte tief Luft. Seine Blässe wich allmählich. Etwas ruhiger werdend, sah er sich um.
    »Wißt ihr eigentlich, daß Ted Ewigk hier vor ein paar Jahren mal mit ein paar Freunden eine Hexe befriedet hat, die mit ihrem Drachen und einem Riesen Unfrieden stiftete? Tina Pascalo hieß das gute Kind, das ein paar Jahrhunderte unter der Nikolausbrücke in Form einer Statuette verschlagen hatte…« [1]
    Zamorra grinste. »Na, dann befinden wir uns ja gewissermaßen auf historischem Boden, und wenn Ted hier war, brauchen wir auch diese Hexe nicht mehr zu fürchten…«
    »Dafür vermutlich andere Kreaturen«, sagte Nicole. Sie sah deNoe fragend an, der seinen Wagen sorgfältig abschloß. »Wohin müssen wir jetzt?«
    »Eine Straße weiter. Diese Seitengasse gefällt mir absolut nicht…«
    »Wenn du einen besseren Parkplatz findest - bitte«, schlug Nicole vor. »Das heißt, wenn es überhaupt noch einen anderen freien Parkplatz in der Stadt gibt. Wir hätten Gryfs Dienste in Anspruch nehmen sollen…«
    Der Druide tippte sich an die Stirn. »Ich schone meine Kräfte lieber für wichtigere Dinge…«
    Sie hatten es nicht weit. Schon nach weniger als hundertfünfzig Metern deutete deNoe auf ein unscheinbares Lokal. »Links geht’s dann zum Platz der

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