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0394 - Der knöcherne Tod

0394 - Der knöcherne Tod

Titel: 0394 - Der knöcherne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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durch eine Hintertür neben der Theke und knallte sie Gryf vor die Nase. Der Druide prallte gegen das Holz. Er stieß die Tür wieder zu. Da packte der hagere Wirt mit beiden Händen zu. Jemand kreischte nach der Polizei.
    Die fehlte Zamorra hier ebenso in seiner Planung wie eine handfeste Kneipenschlägerei, die sich zu entfesseln begann.
    Gryf und der Wirt waren plötzlich verschwunden. Zamorra sah, wie Nicole mit deNoe nach draußen drängte. Das Vernünftigste, was die beiden tun konnten - raus aus dem Gewühl, ehe Fäuste und Zähne in Mengen flogen. Mit einem Sprung war Zamorra auf einem der Tische, schnellte sich sofort wieder weiter und über die Köpfe der Leute hinweg. Vier, fünf Männer neben der Theke fingen ihn mit ihren Körpern auf, konnten ihn nicht halten, weil er plötzlich alle Tricks der Selbstverteidigung einsetzte, die er jemals gelernt hatte, und sich der Tür entgegenschob, durch die der Mann mit dem Amulett verschwunden war.
    Er denkt nicht! hatte Gryf behauptet.
    Was bedeutet das? War er abgeschirmt gegen jeden telepathischen Versuch, ihn auszuloten? Aber dann hätte Gryf sich anders ausgedrückt. Auch bei einer Abschirmung, die nicht verriet, welche Gedanken der Betreffende hatte, war festzustellen, ob er dachte oder nicht. Nur der Inhalt war dann eben nicht zu erfassen. Aber wenn dieser Mann nicht dachte, war er entweder kein Mensch… oder etwas anderes stimmte mit ihm nicht.
    Zamorra schlüpfte durch die Tür, knallte sie seinen Verfolgern so vor die Nase, wie es der Amuletträger bei Gryf gemacht hatte, und stand in einem düsteren Korridor, in dem nur eine matte Glühbirne an der Decke schummeriges Licht aussandte. Eine Treppe führte nach oben, und am Ende des kurzen, engen Korridors gab es eine Tür zum Hinterhof.
    Zamorra war schon halb entschlossen, sich nach oben zu wenden und den Flüchtigen dort zu suchen. Wenn er dem Wirt kein Unbekannter war, konnte es durchaus sein, daß er sich hier auskannte oder gar Besuchsrecht besaß und sich in der oberen Etage versteckte.
    Da tauchte aber oben an der Treppe Gryf auf.
    »Hier ist er nicht«, rief der Druide.
    Hinter ihm erschien der Wirt, fluchend und tobend. Er versetzte Gryf einen Stoß, der diesen die Treppe hinab segeln ließ. Aus der Sturzbewegung heraus führte Gryf einen zeitlosen Sprung durch und kam direkt neben Zamorra an.
    Dem flog die Tür gegen den Rücken. Die Leute in der Kneipe hatten sich entschlossen, ihm in die privaten Bereiche des Wirtes zu folgen. Zamorra warf sich einfach nach rückwärts und drückte die Tür wieder zu.
    Der Schlüssel drehte sich, als Gryf seine Para-Kräfte einsetzte, wie von Geisterhand geführt. Weitere Versuche, die Tür aufzustoßen, blieben erst einmal erfolglos.
    Von oben stürmte jetzt der Wirt die Treppe herunter.
    Zamorra faßte Gryfs Arm und zerrte den Druiden mit sich zur Tür am Ende des Ganges. Er riß sie auf. Sie stürmten in den Hinterhof hinaus. Hier roch es nach Unrat. Ein Hund begann wie rasend zu kläffen.
    Ringsum erhoben sich nur Hauswände. Die Fenster waren teilweise vergittert. Rechts war ein Durchlaß. Gryf spurtete schon los. Zamorra folgte ihm. Sie huschten durch den schmalen Gang auf eine Seitengasse hinaus. Hier standen die Häuser dicht an dicht, und schön sahen sie auch nur von vorn aus. Betrachtete man sie näher, sah man den Verfall und das Elend. In der Altstadt von Florenz existierte Schönes und weniger Schönes unmittelbar nebeneinander. Die Touristen, die die Stadt durchstreiften, sahen meist nur die herrlichen Kirchen und Fassaden der Prunkhäuser, Paläste und Museen.
    Aber schon ein Blick über die Mauer der Uferstraße in den schmutzigbraunen Arno, der den Dreck der ganzen Stadt in seinen Fluten mit sich davontrug, reichte stellenweise, um Übelkeit zu erzeugen.
    »Du rechts, ich links«, wies Zamorra den Druiden an. »Denkt er immer noch nicht?«
    »Nichts…«
    Sie trennten sich. Hinter ihnen verstummte das wilde Hundekläffen. Der Wirt verfolgte sie auch nicht weiter. Vermutlich hatte er damit zu tun, wieder Ruhe in seine Gaststube zu bringen.
    Hier in der Seitenstraße fiel niemandem der Lärm auf - wie sollte es auch? Ein paar Menschen sahen auf, als der Parapsychologe in seinem fleckig gewordenen Anzug an ihnen vorbeistürmte. Zamorra zwang sich, langsamer zu gehen. Er überlegte. War der Gesuchte möglicherweise in einem der Häuser untergetaucht? Einige von ihnen besaßen kleine Läden im Erdgeschoß, wo Kunstwerke nicht nur verkauft, sondern

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