0396 - Wer erstach Jerry Cotton?
zurückkommt, gehen Sie nach Hause, Sergeant, und schlafen sich erst einmal gründlich aus, verstanden?«
»Ja, Chef. Ich weiß auch nicht, woran es liegt. Früher hätte es mir gar nichts ausgemacht, zwei Schichten hintereinander im Dienst zu bleiben. Aber eben bin ich doch tatsächlich im Sitzen eingenickt.«
»Wir werden alle nicht jünger, Sergeant«, sagte Snyder und gähnte herzhaft. »Ich wäre wahrscheinlich auch längst eingeschlafen, wenn mich dieser aufdringliche G-man hier nicht dauernd in Trab hielte.«
Snyder grinste Phil zu, und Phil grinste müde zurück. Er fühlte sich ebenso erschöpft wie alle Polizisten von Lincoln Park an diesem Tage, aber er hatte noch einige Dinge zu erledigen, bevor er an Schlaf denken konnte. Während er schon mit Snyder auf die Tür zuging, die zu Snyders Arbeitszimmer führte, sagte der Sergeant plötzlich:
»Übrigens hat Ihre Frau angerufen, Chef.«
Snyder blieb stehen. Auch Phil drehte sich um.
»Was wollte sie denn? Etwas Wichtiges?« fragte Snyder.
Der Sergeant zuckte die Achseln.
»Ich weiß nicht, Sir. Es ging um den Anruf, der Ed gestern abend aus dem Haus lockte.«
»Ich erinnere mich«, murmelte der Polizeichef der Kleinstadt und nickte. »Wir hatten Eds Witwe gefragt, ob sie wüßte, von wem der Anruf gekommen war, aber sie sagte, sie hätte keine Ahnung.«
»Um den Anruf dreht es sich! Ihre Frau sagte, es wäre Eds Witwe plötzlich eingefallen, daß Ed doch etwas über den Anrufer gesagt hätte, bevor er zum Einkaufszentrum lief und nicht mehr wiederkam.«
»Und was soll Ed gesagt haben?«
»Er wäre nicht ganz sicher gewesen, denn der Anrufer hätte offenbar seinen Namen nicht genannt. Aber Ed sagte, die Stimme hätte wie die von Sorrenskv geklungen.«
»Ach nein!« rief Snyder. »Sorrensky? Dieses Unschuldslamm? Na, das ist ja großartig. Sorgen Sie dafür, Sergeant, daß Sorrensky sofort in meinem Zimmer erscheint. Dem werde ich einheizen. Wenn er das geringste mit Eds Ermordung zu tun hat, dann wird er sich wundem.«
Während der Sergeant Walter Sorrensky aus seiner Zelle holte, gingen Snyder und Phil in das Arbeitszimmer des Polizeichefs.
Phil nahm einen Pappbecher vom Stapel und trank ein Glas Eiswasser, aber es erfrischte ihn nicht.
»Sie können sagen, was Sie wollen«, murrte Snyder, »aber heute nacht muß ich ein paar Stunden schlafen, G-man.«
»Selbstverständlich schlafen wir heute nacht«, stimmte Phil zu. »Die ersten Spuren sind aufgenommen, darauf -iam es an. Jetzt brennt uns die Zeit nicht mehr so auf den Nägeln. Und es hat gar keinen Sinn, wenn wir uns selber ruinieren. Ich denke, daß ich heute nacht in Lincoln Park bleiben werde. Es muß doch ein Hotel geben, wo ich übernachten könnte - oder?«
»Es gibt ein paar kleine Hotels bei uns, Decker, aber Sie können in meinem Hause schlafen. Das Zimmer meines ältesten Sohnes steht leer. Dick schwimmt irgendwo auf den sieben Meeren als Matrose der amerikanischen Kriegsmarine. Wenn irgendwas passieren sollte, brauche ich Sie nicht erst lange zu suchen.«
»Dankend angenommen, Snyder«, entgegnete Phil. »Vorausgesetzt, daß ich Ihrer Frau damit nicht zu viel Mühe mache.«
»Wenn Sie das täten, würde sie Ihnen schon Bescheid sagen, verlassen Sie sich drauf«, schmunzelte der Polizeichef. »Meine Frau nimmt kein Blatt vor den Mund. Dafür weiß man immer, woran man bei ihr ist.«
Es klopte. Snyder zog die Tür auf und bedeutete mit einer stummen Kopfbewegung dem Sergeanten, Walter Sorrensky hereinzuführen. Der Einbrecher sah sich neugierig um. Offenbar wollte er die Stimmung testen, aber aus den unbewegten Gesichtern von Phil und Will Snyder war nichts herauszulesen.
»Setzen Sie sich dahin, Sorrensky!« knurrte Snyder und zeigte auf den Stuhl, der auf der anderen Seite seines Schreibtisches stand.
Sorrensky gehorchte. Phil hielt sich im Hintergrund auf, hatte sich aber einen Stuhl so zurechtgeschoben, daß er Sorrensky im Profil beobachten konnte.
Mit einem Blick erkundigte sich Snyder, ob er Phil das Verhör überlassen sollte. Aber Phil schüttelte nur den Kopf und machte eine einladende Geste. Snyder kannte diesen Sorrensky, und er wußte vielleicht, wie man ihn zu nehmen hatte.
»Na, nun packen Sie mal aus, Sorrensky«, begann Snyder.
»Geben Sie mir erst eine Zigarette.«
Snyder fuhr vor wie eine gereizte Natter.
»Bilden Sie sich ein, Sie können Bedingungen stellen, Sorrensky? Vielleicht gebe ich Ihnen eine Zigarette, vielleicht eine ganze Schachtel, die
Weitere Kostenlose Bücher