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0398 - Herr der blauen Stadt

0398 - Herr der blauen Stadt

Titel: 0398 - Herr der blauen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihr wirklich seid, bevor ihr eure Herzen dem Sonnengott schenkt.«
    ***
    Die Raubtierköpfigen kamen wieder.
    Zu viert stapften sie an den Zellengittern entlang, ohne nach rechts oder nach links zu sehen.
    »Jetzt holen sie den nächsten«, murmelte Guillaume. »Wen erwischt es diesmal?«
    Die breitschultrigen Muskelpakete passierten Kalmauc und Suarez, gingen an Pedro und Guillaume vorbei. Jacáo wich bis an die Rückwand seiner stinkenden Zelle zurück, das Gesicht angstverzerrt. Nur Cuataxi blieb direkt an den Gittern stehen, die er gerade wieder einmal mit der stoischen Geduld eines Irren aufzubiegen versucht hatte. Er ließ in seinem Bemühen einfach nicht ab. Erholungspause – Ausbruchsversuch –Erholungspause und der nächste Versuch… gerade so, als ob er seinen Verstand verloren habe.
    Die vier Raubtierköpfigen erreichten seine Zelle.
    Einer von ihnen öffnete die Tür. Im gleichen Moment sprang Cuataxi zurück, riß die goldene Scheibe vom Boden hoch und nahm sie in die linke Hand. Dann schnellte er sich wieder vor.
    Mit beiden Füßen traf er die Brust des kleinwüchsigen, gedrungenen Gegners und schleuderte ihn wieder aus seiner Zelle hinaus. Mit der rechten Hand faßte er in halber Höhe nach dem Gitterpfosten der Tür, schnellte sich wieder hoch und traf mit gespreizten Beinen zwei weitere der Gegner. Als sie zu Boden taumelten, federte er sich über sie hinweg und schmetterte dem vierten die goldene Scheibe, diesen Brustschild, vor den wuchtigen Raubtierschädel.
    Aber der erste Raubtierköpfige kam schon wieder auf die Beine. Er kreiselte herum, und ein Hieb seiner Pranke traf Cuataxi und ließ ihn zusammenbrechen. Ein zweiter Schlag raubte ihm die Besinnung. Der Grabräuber sank zu Boden.
    Die anderen Raubtierköpfigen richteten sich wieder auf. Sie packten den Bewußtlosen und schleiften ihn mit sich davon. Die goldene Scheibe blieb achtlos liegen. Nach wenigen Augenblicken waren die Raubtierköpfigen mit ihrem Opfer verschwunden.
    »Sie werden uns alle umbringen«, murmelte Guillaume dumpf. »Einen nach dem anderen, und wir können nichts tun. Ich hätte in Paris bleiben sollen. Wenig Ruhm, viel Theorie, dafür aber ein langes sicheres Leben…«
    »Und übermorgen würde es dich bei einem Verkehrsunfall erwischen«, warf Pedro ein. »Ich kann einfach nicht glauben, daß wir wirklich so hilflos sind. Auch diese Muskelberge müssen doch eine schwache Stelle haben! Wir müssen sie nur herausfinden.«
    Kalmauc hustete trocken.
    »Die Augen«, sagte er. »Ich glaube, man müßte versuchen, sie zu blenden. Wenn sie nicht mehr sehen, verprügeln sie sich vielleicht gegenseitig.«
    »Und wie möchten der gnädige Herr das bewerkstelligen?« mischte sich Jacáo spöttisch ein.
    Professor Kalmauc lächelte.
    »Mit Feuer«, sagte er. »Wenn sie das nächste Mal kommen, greifen wir sie mit Feuer an.«
    »Sie sind ja verrückt«, stieß Jacáo hervor.
    Aber Kalmaucs Lächeln wurde stärker. Der Professor hatte eine Idee, und er war sicher, daß sie sich in die Tat umsetzen lassen würde…
    ***
    Zamorra starrte den Zauberpriester überrascht an. »He – was hast du gesagt?« hakte er nach.
    »Du hast mich verstanden, Hellhäutiger«, sagte der Priester mit seiner maskengedämpften Stimme. »Ihr seid eingedrungen auf eine Weise, wie es die Feinde tun, aber noch werde ich aus eurem Verhalten nicht klug. Deshalb lebt ihr noch.«
    »Das mußt du uns näher erklären«, sagte Zamorra.
    Tendyke sah von einem zum anderen. »Sag mal, Professor, verstehst du den etwa? Und er dich?«
    Zamorra nickte. »Ja. Ich kann ihn verstehen. Ich glaube, ich habe hier einen hervorragenden Übersetzer.« Er tippte mit zwei Fingern gegen das Amulett, das er sich wieder umgehängt hatte. »Es sieht so aus, als würde Merlins Stern meine Worte in die Sprache der Indios transformieren und umgekehrt. Es ist so eine Art Doppel-Effekt. Ich höre zwar seine Originallaute, verstehe sie aber nicht. Um so klarer ist das, was sich mir in übersetzter Form anbietet.«
    Tendyke lachte heiser auf. »Dann steht ja einer gemütlichen Plauderstunde nichts mehr im Wege, oder?«
    »Hoffentlich versteht unser maskierter Freund unter Gemütlichkeit dasselbe wie wir«, hoffte Zamorra.
    »Ihr redet eigenartig«, mischte sich der Priester ein. Er hob beide Hände.
    »Folgt mir. Ich will mit euch sprechen. Wir verhandeln.«
    »Glaubt der im Ernst, daß er in der Lage ist, Verhandlungen anzubieten?« fragte Tendyke erstaunt. »Wenn ich wollte, hätte ich

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