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0399 - Merlin erwacht

0399 - Merlin erwacht

Titel: 0399 - Merlin erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eine Frage an dich stellen«, stieß er auf französisch hervor. »Du tätest gut daran, sie zu hören und zu beantworten!«
    Das Amulett übersetzte.
    Der Doppelpriester zeigte keine Reaktion. Dafür sah Zamorra, wie Teile der Festungsmauern durchsichtig wurden. An anderen Stellen verdoppelten sie sich wie in Überblendungen. Der Opferdolch, der mit seiner Transportschale auf dem Steinaltar lag, begann zu schweben. Zamorra fühlte gegensätzliche Kräfte, die hier arbeiteten. Das Paradoxon machte sich bemerkbar, daß ein Mensch zweimal zur selben Zeit am selben Ort existierte, was nicht sein durfte.
    »Bleib ruhig, Rob«, murmelte Zamorra. »Es ist okay.«
    Er nickte den beiden Priestern zu. »Ich bin bereit.«
    Er konnte ohnehin nichts mehr verhindern. Das Ungeheuerliche war geschehen und ließ sich jetzt wohl nicht mehr rückgängig machen. Also gab es nur noch die Flucht nach vorn. Die sich aufstauende Energie des Paradoxons mußte sich entladen, mußte in eine Art Blitzableiter fließen und sich wieder verströmen. Andernfalls konnte ein Teil der Welt verwüstet werden.
    Die beiden Priesterfiguren wandten sich der Menge zu.
    »Krieger der Sonne!« schrien sie gleichzeitig. »Es ist soweit! Wir greifen den Feind an. Wir werden ihn vernichten, werden ihn aus der Welt austilgen. Kämpft, wo immer ihr den Feind seht. Wundert euch über nichts. Alles wird seine Ordnung wiederbekommen. Es hängt von euch ab. Seid tapfer und weicht nicht zurück. Dann werden wir den Feind besiegen.«
    »So ähnlich hat doch bei euch im alten Europa vor einem halben Jahrhundert auch mal einer gekräht«, murmelte Tendyke. »Tapfer kämpfen, immer nur voran, siegen, den Feind vernichten, die Welt erobern, nicht wahr?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern.
    »Er erhielt seinen Lohn. Du kannst ihn ebensowenig nachträglich aufhalten, wie wir diesen Kampf verhindern können. Ich hoffe nur, daß wir Nicole rechtzeitig herausholen können. Wir halten uns aus allen anderen Kämpfen heraus, okay? Das sollen die hier unter sich ausmachen. Daß sie es geschafft haben, zeigt die Gegenwart.«
    »Du bist ja ganz schön optimistisch«, sagte Tendyke.
    Zamorra nickte. Er hatte diesmal nicht das Gefühl, daß er hier in der Vergangenheit war, um einen geschichtlichen Verlauf möglich werden zu lassen, so wie es einst in Troja und bei den Fahrten des Odysseus gewesen war, oder bei seinen Vorstößen ins alte Ägypten und Rom. Hier geschah etwas, das keinen historischen Wert hatte.
    Die beiden Zauberpriester wandten sich wieder Zamorra zu.
    »Gib mir die Kraft der Sonne – jetzt!«
    Und das Amulett begann zu arbeiten.
    Und die Umgebung der Festung, die Bergwelt der Anden, wurde jäh ausgelöscht und machte einer anderen Umgebung Platz.
    Alles veränderte sich. Und nichts war unmöglich.
    ***
    Nicole schluckte heftig. Die Rampe senkte sich, aber das hieß noch längst nicht, daß sie es jetzt geschafft hatten. Sie waren alles andere als gerettet.
    Denn auf der Rampe befanden sich Gegner!
    Nicole zählte, ein ganzes Dutzend der muskelbepackten Raubtierköpfigen.
    Aber im Gegensatz zu sonst hatten sie sich in Rüstungen gehüllt.
    Mattschwarze Panzerungen, furchterregende Helme. Und in den Händen hielten sie Waffen. Kurzschwerter, wie sie im antiken Rom üblich waren, dazu Armbrüste. Die Spitzen der eingelegten Bolzen glühten rötlich.
    Die Sehnen der Armbrüste waren gespannt.
    Wer von einem solchen Bolzen getroffen wurde, dem half nichts mehr, erkannte Nicole. Sie besaßen eine enorme Durchschlagskraft, waren stärker und treffsicherer als jeder noch so starke Bogen. Mit Armbrüsten hatten die Söldner des Mittelalters es geschafft, Ritterrüstungen zu durchschießen.
    »Was jetzt?« murmelte Kalmauc hilflos.
    Nicole zog den Blaster hinter dem Gürtel hervor. Sie entsicherte die Dynastie-Waffe und richtete die Mündung auf die Raubtierköpfigen. Hinter ihnen erkannte sie noch eine Gestalt. Weißbärtig, in ein blaues, besticktes Gewand gekleidet und mit einem spitzen Zaubererhut auf dem Kopf.
    Der Herr der Blauen Stadt war persönlich gekommen, um zuzusehen, wie seine Gefangenen massakriert wurden. Und möglicherweise wollte er seine Diener auch unterstützen.
    Mit dem Blaster war ihm nicht beizukommen, das wußte Nicole. Er hatte die grellen Laserblitze einfach aufgefangen und neutralisiert.
    Das Amulett! durchfuhr es Nicole. Jetzt muß ich es haben! Ich muß es einsetzen, oder wir sind verloren!
    Die Archäologen waren unruhig. Pedro und Guillaume

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