0399 - Merlin erwacht
zuckten aus der Mündung, begleitet von zwitschernden und zischenden Lauten. Die Frau zielte gut. Mit jedem Schuß traf sie einen der Raubtierköpfigen. Aber die Rüstungen hielten den Laserstrahlen stand. Sie waren besonders gehärtet worden, und es bedurfte schon erheblich stärkerer Kräfte, sie zu zerstören.
Es wunderte den Fürsten ein wenig, daß sie keine Magie gegen ihn und seine Krieger einsetzte. Eigentlich hatte er darauf gewartet.
Aber so war es natürlich noch einfacher.
Die Raubtierköpfigen rührten sich nicht von der Stelle. Sie legten neue Bolzen ein, spannten die Armbrüste und zielten erneut. Stoisch ruhig standen sie da, trotz der Laserschüsse und der sprühenden Funken auf ihren Rüstungen. Hinter den Opfern loderten Flammen, wo die Glutkopfbolzen aufgeschlagen waren, die ihre Ziele verfehlt hatten.
Einmal sah der Fürst zwischendurch die Waffenmündung auf sich selbst gerichtet. Es kostete ihn ein müdes Lächeln, den Strahl mit der Hand aufzufangen und ihn zu absorbieren. Die Frau hätte es eigentlich wissen müssen. Aber wahrscheinlich versuchte sie einfach alles.
Die nächste Salve der Glutkopfbolzen raste zu den Menschen hinüber.
Diesmal gab es keinen Treffer. Sie hatten die Zeit genutzt, die die Raubtierköpfigen zum Laden brauchten, sich hinter die siebeneckige Tür zurückzuziehen.
Aber hinter ihnen begann das Feuer zu toben. Es würde sie wieder ins Freie treiben. Die Hitze, die von den Glutköpfen ausging, würde schon in wenigen Minuten reichen, die Käfiggitter zu schmelzen.
Diese Temperaturen hielten die Menschen nicht aus.
Und dann…
Der Blaue Fürst wartete darauf, daß seine Diener die Menschen töten konnten. Er benötigte die Stärke ihrer Seelen. Jeden Moment konnte der Inka-Angriff erfolgen, und dann brauchte er die Kraft.
Plötzlich erstarrte er.
Er fühlte, daß sich etwas veränderte.
Der Inka-Angriff fand bereits statt…
***
Allmählich fand Professor Zamorra wieder zu sich selbst zurück. Ihm wurde klar, daß er einen kühlen Kopf bewahren mußte, wenn er noch irgend etwas retten wollte. Er sah sich um. Er war durch feste Wände gedrungen, durch Fußböden und durch Decken geschwebt. Aber noch hatte er, wie es aussah, den Bereich der Festung nicht verlassen. Er befand sich immer noch innerhalb ihrer Mauern.
Allerdings spielte das wahrscheinlich momentan keine besondere Rolle.
Er hatte festgestellt, daß es beim Durchdringen der nur scheinbar festen Materie einen kaum merklichen Widerstand gab. Und es war ihm, als wäre dieser Widerstand bei den Festungs-Mauern stärker als in den blauen Wänden der Stadt. Aber das konnte eine Täuschung sein.
Er hatte Tendyke eingeholt und hielt ihn fest.
»Warte mal, Freund«, sagte er. »Wir sollten nicht blindlings drauflos laufen. Auf die Weise können wir nämlich tagelang in der Stadt umherirren und finden Nicole immer noch nicht.«
»Was schlägst du vor?«
Zamorra tippte sich an die Stirn. »Nachdenken«, sagte er. »Ich bin sicher, daß ich so etwas wie eine Verbindung zu ihr aufnehmen kann. Ich versuche es einfach mal.«
Tendyke antwortete nicht. Er sah Zamorra nur angespannt an. Der Parapsychologe bemühte sich, alles Störende abzuschalten, zu ignorieren.
Er dachte an Nicole, versuchte sie sich konkret vorzustellen, was ihm nicht schwerfiel. Er entsann sich an das Muster ihrer Gedanken. Er war zwar kein Telepath, aber er konnte unter günstigen Voraussetzungen die Gedanken fremder Menschen erspüren. Nicole war ihm nicht fremd; um so leichter fiel es ihm, ihre Gedanken zu ertasten, wenn sie in der Nähe war. Das Amulett verstärkte diese Aktivitäten noch. Zwischen Merlins Stern und Nicole bestand eine recht intensive Verbindung. Die versuchte Zamorra jetzt auszuschöpfen.
Es war wie ein Kompaß, der ihm eine Richtung angab.
Und diese Richtung schlug er jetzt ein. Seine Augen waren halb geschlossen.
Er brauchte auch nichts zu sehen. Er wußte in diesem Augenblick, daß sich ihm keine Gefahr entgegenstellen würde – wenigstens, nicht in diesem Augenblick.
Kopfschüttelnd folgte Tendyke ihm.
Auch der Abenteurer fühlte den leichten Widerstand der Wände, wenn sie hindurch schritten. Aber er spürte auch noch etwas. Sie verließen den Bereich der Festung, und war der Widerstand der blauen Mauern gerade noch geringer gewesen als der der Festungsmauer, so stieg er jetzt stetig an.
Irgendwo ertönten Schreie aus menschlichen und nicht menschlichen Kehlen. Waffen klirrten gegeneinander. Es wurde
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