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0399 - Merlin erwacht

0399 - Merlin erwacht

Titel: 0399 - Merlin erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Welt sei einmal eine Kugel gewesen, aber nachweisen ließ sich das nicht. Auch jetzt zeigten Messungen zuweilen an, daß die Oberfläche der Welt noch gekrümmt war, doch die Messungen unterschieden sich. Es kam immer wieder zu erheblichen Schwankungen, und längst hatte man es aufgegeben. Nur hin und wieder versuchte man noch auszumessen, wieviel Raum verblieben war.
    Und am Rand der Echsenwelt, in jener diffusen Zone zwischen Sein und Nichtsein, war die Stadt wie ein Bollwerk!
    Schwebefahrzeuge näherten sich ihr. Weiß lackiert, groß und bedrohlich wie Schnee-Insekten. Ihre technische Ausrüstung war das Beste, was die Echsenwelt aufzubieten hatte. Wer sich in die Randzonen hinaus wagte, brauchte ein Höchstmaß an Sicherheit.
    Es war ein Dutzend der Fahrzeuge, die gut fünf Meter über dem Boden schwebten, in Doppelreihe, und lautlos die Stadt erreichten. Langsam glitten sie über eine graue Metallstraße zwischen den Ruinen entlang.
    Eine breite Straße, an deren Rändern Trümmer der niedergebrochenen Häuser lagen, über die sich Staub verteilte, auf der Rostflecke wucherten.
    Moose und Farne wuchsen zwischen und in den Häusern.
    Langsam senkte sich die Flotte der zwölf weißen Schweber herab. Immer noch kreisten die großen Gitterkonstruktionen der Radarantennen auf den Dächern, sandten ihre tastenden Impulse aus, um zu warnen, wenn sich am Rand der stabilen Zone, jenseits der Stadtgrenzen, die Wirklichkeit verschob.
    Auf einem großen Platz, ebenfalls trümmerübersät und unkrautüberwuchert, setzten die Schweber auf ihren breiten Landekufen auf. Sie bildeten einen Halbkreis vor einem ehemals mächtigen Gebäude, das vielleicht ein Palast gewesen war. Niemand vermochte es heute mehr zu sagen. Niemand hatte es jemals völlig erforscht. Auch dieses Bauwerk war längst einsturzgefährdet, wurde nur an wenigen Stellen künstlich aufrecht gehalten und abgestützt.
    Es war zum Heiligtum geworden.
    Hier war vor Jahrhunderten die Priesterschaft der Kälte entstanden…
    ***
    Mit sattem Hydraulikzischen öffnete sich an einem der mittleren Schwebefahrzeuge eine Tür. Ein in einen weißen Overall gekleideter Sauroide stieg aus. Er blieb vor dem Fahrzeug stehen, sah sich um und atmete mehrmals hintereinander tief ein. Seine Augen funkelten. Dann hob er die Hand.
    Die Türen der anderen Schweber klappten auf, als Orrac Gatnor von den Sümpfen die ersten Schritte vorwärts machte. Seine Stiefel wirbelten Staub auf. Von der schwarzen Zone des absoluten Nichts her kam eisige Kälte, die ihm Unbehagen einflößte. Der Führer der Priesterschaft der Kälte wußte, daß er sich hier nur wenige Stunden lang im Freien aufhalten konnte. Dann würden seine Bewegungen sich drastisch verlangsamen, seine Reaktionsfähigkeit nachlassen. Sein Organismus stellte sich dann auf die Kälte ein und arbeitete auf Sparflamme.
    Andere Priester kletterten ins Freie. Sie gesellten sich zu Gatnor.
    Okto Terrek, der gute Chancen hatte, vielleicht einmal Gatnors Nachfolge anzutreten, falls er sich den Unwillen des Sektenführers nicht zuzog, gab einen schmatzenden Laut von sich.
    »Man sollte sich überlegen, ob das hier nicht eine letzte Zuflucht sein könnte, wenn alle anderen Möglichkeiten versagen«, murmelte er. »Die Messungen besagen, daß sich hier die Zone der Stabilität neuerdings stärker ausdehnt, nicht wahr? Ein Zuwachs um dreißig Zentimeter in den letzten fünfzig Jahren. Es ist enorm.«
    »Es zeigt nur, daß der Zerfall sich in den anderen Bereichen zu beschleunigen scheint«, erwiderte Gatnor bitter. »Eine Zuflucht? Diese Stadt wäre viel zu klein, um alle von uns aufzunehmen.«
    »Für unsere Anhänger könnte es reichen«, sagte Terrek.
    Gatnor schüttelte den Kopf.
    »Es ist nicht gut hier«, sagte er. »Schau dir den Hintergrund an. Was siehst du? Ein bedrückendes Nichts, schlimmer noch, als wäre der Himmel nachtschwarz. Das sorgt für Depressionen. Ich glaube, die Leute würden hier höchstens ein paar Wochen durchhalten, dann hätten wir die ersten Fälle von Wahnsinn.«
    »Es ist nie erprobt worden, wie lange es ein Sauroide in der Stadt aushält«, sagte Terrek. »Vielleicht…«
    »Nein«, unterbrach ihn Gatnor. »Solange es mich gibt, werde ich es nicht zulassen. Vom Psychischen ganz abgesehen – die Stadt zerfällt. Wir können den Zerfall ebensowenig stoppen wie es unsere Vorfahren konnten. Wir versuchen alles, um wenigstens das Heiligtum zu retten, doch es gelingt uns nicht. Bei jeder Feier müssen wir mit

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