04_Es ist was Faul
gerade eine Ziviltrauung mit GSG vor, und ich musste
auf den Hinterbänken des Tempels warten, bis er fertig war. Ich
hatte noch etwas Zeit bis zu meiner Begegnung mit Cindy und
hielt es für sinnvoll, mir den hl. Zvlkx noch mal etwas genauer
anzuschauen. Millons Idee, der Heilige könnte eine Art Zeitgangster sein, schien zwar recht unwahrscheinlich, weil die
ChronoGarde am Ende jeden erwischte, aber man konnte nie
wissen. Vielleicht hörte man ja nur deshalb nie etwas von
Leuten, die illegal in der Zeit herumreisten, weil die Chrono-Garde sie einfach auslöschte? Wenn der Zeitgangster ausgelöscht war, gab es ja auch sein Verbrechen nicht mehr. Ein
perfektes System. Andererseits hatte die ChronoGarde den hl.
Zvlkx ausdrücklich anerkannt. Wie sollte er es geschafft haben,
das System auszutricksen?
»Hallo, Doofus!«, sagte Joffy, als das glückliche Paar sich auf
der Kirchentreppe küsste und ordnungsgemäß mit Konfetti
bestreut wurde. »Was führt dich denn hierher?«
»St Zvlkx – weißt du vielleicht, wo er ist?«
»Der hat heute Morgen den Bus nach Swindon genommen.
Warum?«
Ich erzählte ihm von meinem Verdacht.
»Zvlkx soll ein abtrünniges Mitglied der ChronoGarde sein,
das eine illegale Zeitreise gemacht hat? Warum sollte er so etwas
tun? Man riskiert doch keine ewige Nichtung, um sich ein paar
Wochen lang als falscher Prophet aus dem dreizehnten Jahrhundert feiern zu lassen.«
»Wie viel hat er denn von der Nationalen Toast Kommission
gekriegt?«
»Fünfundzwanzig Riesen.«
»Auch nicht gerade ein Vermögen. Darf ich mir mal sein
Zimmer ansehen?«
»Das ist ja abscheulich!«, rief Joffy. »Das wäre ja ein Vertrauensbruch ersten Ranges, wenn ich eine Durchsuchung in seiner
Abwesenheit zulassen würde! Aber hier ist jedenfalls mal der
Zweitschlüssel.«
Zvlkx' Zimmer glich durchaus einer Mönchszelle. Es war äußerst spartanisch. Er schlief auf einem Strohsack, und das
Mobiliar bestand nur aus einem Tisch und dem dazugehörigen
Stuhl. Auf dem Tisch lag eine Bibel. Erst als wir ein bisschen
suchten, fanden wir unter der Matratze einen CD-Spieler, ein
paar Pornohefte (Big & Bouncy) und ein Exemplar von Fast
Horse.
»Er wettet auf Pferde?«
»Er trinkt, er raucht, er geht in Wettbüros und hurt herum –
der Bursche lässt nichts aus.«
»Die Zeitschriften zeigen, dass er auch Englisch kann. Oder
denkst du, er schaut nur die Bilder an? Wonach suchst du?«
Joffy hatte die Schublade unter dem Tisch herausgezogen
und wühlte unter dem Kopfkissen.
»Das Buch der Offenbarungen. Normalerweise versteckt er es
hier.«
»Du hast sein Zimmer also schon früher durchsucht. Wieso
warst du denn misstrauisch?«
Joffy schaute verlegen. »Sein Verhalten ist nicht gerade heilig,
sondern … na ja … ziemlich vulgär. Wenn ich seine Äußerungen übersetzt habe, musste ich immer eine gewisse … Veredelung vornehmen. «
Ich zog die Schublade ganz heraus und drehte sie um. Wie
sich zeigte, war ein Umschlag darunter befestigt. »Ach, sieh mal
da!«
Der Umschlag enthielt ein Gravitube-Ticket nach Bali. Einfache Fahrt. Joffy hob eine Augenbraue, und wir tauschten
nervöse Blicke. Zvlkx hatte offensichtlich noch einiges vor.
Joffy begleitete mich in die Stadt, und wir fuhren gemeinsam
die Straßen hinauf und hinunter, um unseren seltsamen Heili-gen wiederzufinden. Die ehemalige Kathedrale auf dem Parkplatz von Tesco's war unser erstes Ziel, aber da war er nicht. Die
folgende Tour führte uns zum Gericht, zum SpecOpsHauptquartier, zum Theater, zur Universität und zur Commercial Road. Schließlich entdeckte Joffy ihn in der Nähe von Pete
& Dave's, wo er gemütlich die Straße heraufkam.
»Da drüben!«
»Ich seh ihn.«
Wir ließen den Porsche am Straßenrand stehen und versuchten den struppigen, nur mit einer Decke bekleideten Heiligen
einzuholen. Es war einfach Pech, dass er sich gerade in diesem
Augenblick umdrehte und uns entdeckte. Hastig schoss er über
die Straße. Ich weiß nicht, ob seine langen, zotteligen Haare
ihm die Sicht versperrten oder ob er während seines Aufenthalts im Mittelalter die nötige Verkehrssicherheit eingebüßt
hatte, aber er lief direkt vor einen Bus. Sein Kopf schlug an die
Windschutzscheibe, und sein knochiger Körper wurde zur Seite
geschleudert, so dass er mit einem dumpfen Schlag auf dem
Bürgersteig landete. Joffy und ich waren als Erste bei ihm. Ein
Jüngerer hätte den Unfall möglicherweise relativ leicht
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