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04 - Winnetou IV

04 - Winnetou IV

Titel: 04 - Winnetou IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Nugget-tsil zu verlassen, und zwar sofort.“
    „Wem?“
    „Den Gentlemen da.“
    Ich deutete dabei auf die Herren vom Komitee.
    „Wir sind ihnen zu gewalttätig!“ fügte Hariman Enters hinzu, um seinem Ärger Luft zu machen.
    „Nicht zart, nicht fein, nicht diskret genug!“ vervollständigte Sebulon Enters. „Sie meinen, daß Mr. Burton an keine Stelle paßt, an der Sie sich befinden!“
    „Das ist eine Lüge, eine ganz unverschämte, flegelhafte Lüge!“ brauste Pappermann auf. „Mr. Burton ist ein Gentleman, wie es hier unter uns wohl keinen –“
    „Still!“ unterbracht ich ihn. „Wem habt Ihr versprochen, hierzubleiben?“
    „Diesen beiden Ladies.“
    „Wie lange hierzubleiben?“
    „Das wurde nicht gesagt. Gewiß aber war gemeint, bis wenigstens morgen. Wir haben uns soviel zu erzählen. Müßt Ihr wirklich fort, wirklich?“
    „Ja, unbedingt! Ihr könnt ja hierbleiben und morgen nachkommen!“
    „Was? Euch allein lassen, Euch und Mrs. Burton? Da wäre ich ja der größte Halunke, den es gibt! Nein, nein! Ich reite mit! Ich bitte die Ladies, mir mein Wort zurückzugeben! Sie werden es tun, gewiß, gewiß! Denn ich verspreche ihnen, daß wir uns bald, sehr bald wiedersehen!“
    Er küßte ihnen in bärenhafter, aber um so rührender Zartheit die Hände und ging zu seinem auch schon gesattelten Maultier. Da richtete sich die Mutter hoch auf und fragte mit lauter, gebieterischer Stimme über den Platz hinweg:
    „Was ist hier geschehen? Ich will es wissen, ich, das Weib Wakons, des Unbestechlichen, der sich weigerte, Mitglied dieses Komitees zu sein! Wer sagt es mir, wer?“
    „Der wird es Dir sagen, der da kommt“, antwortete ihre Tochter, indem sie auf den ‚Jungen Adler‘ deutete, der sein Pferd in tänzelndem Schritt nach der Stelle trieb, wo beide standen.
    Als er sie erreicht hatte, rief er mit weithin vernehmbarer Stimme:
    „Ich bin ein Winnetou vom Stamm der Apatschen. Ich kehre aus den Wohnorten der Bleichgesichter heim zur Stätte meiner Ahnen. Man nennt mich den ‚Jungen Adler‘.“
    „Der Junge Adler – der Junge Adler – der Junge Adler!“ raunte es von Mund zu Mund. Man kannte diesen Namen, obgleich sein Träger noch so jung an Jahren war.
    Er fuhr fort:
    „Ich erkläre hiermit im Namen aller Winnetous vom Stamm der Apatschen, daß dieses Komitee nicht würdig ist, die große Frage, vor deren Lösung wir hier stehen, zu entscheiden! Der Schlag in das Gesicht war wohl verdient, war die einzige richtige Antwort, die es gab! Nicht nur Antonius Paper, sondern das ganze Komitee hat ihn erhalten. Ich habe gesprochen. Howgh!“
    Er nahm sein Pferd vorn hoch, um den Platz zu verlassen.
    „Auch Du willst fort?“ fragte die Mutter.
    „Auch ich? Vor allen Dingen ich! Doch sehen wir uns wieder“, antwortete er.
    „Wann und wo?“ fragte die Tochter.
    „Am Mount Winnetou.“
    Diese beiden Fragen und Antworten wurden nicht in englischer Sprache sondern im Apatsche ausgesprochen. Die Mutter fügte in leiserem Ton hinzu:
    „Du bist ein Liebling Wakons, meines Gatten. Du wirst auch ihn am Mount Winnetou sehen. Kommst Du vielleicht schon vor den Tagen der Ausstellung zu Tatellah-Satah?“
    „Ich hoffe es.“
    „So sag ihm, daß Aschta, das Weib Wakons und zugleich die Tochter des größten Medizinmannes der Seneca, im Kampf gegen den Unverstand mit allen Frauen der roten Rasse an seiner Seite steht.“
    „Ich danke Dir in seinem Namen. Wie kommt es, daß ihr trotzdem mit dem Komitee dieses Unverstandes reitet?“
    „Der Zufall führte uns mit ihnen zusammen. Sie hingen sich an uns, obgleich wir das nicht wünschten. Sie wollen erfahren, was wir in unserm Campmeeting am Mount Winnetou beraten und beschließen werden. Wir teilen es ihnen nicht mit. Wir übergeben Dir unsern Freund und Retter und bitten Dich, über ihn zu wachen. Wer ist das Bleichgesicht, welches sich mit seiner Squaw bei Dir befindet?“
    „Hat Pappermann es Euch nicht gesagt?“
    „Nein. Wir fragten ihn, aber er schwieg. Doch scheint er diese beiden sehr, sehr hochzuachten.“
    Ich hielt so nahe bei ihnen auf dem Pferd, daß ich diese Worte hörte. Die Mutter glaubte, von mir, dem Weißen, nicht verstanden zu werden. Der ‚Junge Adler‘ warf einen fragenden Blick herüber. Er hätte den beiden Frauen gar so gern gesagt, wer ich war. Ich gab ihm mit den Augenlidern die Erlaubnis dazu. Da trieb er sein Pferd noch einen Schritt weiter an sie heran und sprach:
    „Wenn dieser Weiße und seine Squaw nicht

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