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040 - Die Tochter der Hexe

040 - Die Tochter der Hexe

Titel: 040 - Die Tochter der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Hexenzirkel zu allen Zeiten unterworfen waren, dann würde es mich nicht mehr wundern, wenn das der Grund für ihren und Wilmas Tod wäre.“
    „Hexenzirkel?“ wiederholte Gisela.
    „Ja, Gis, dein Freund hat wahrscheinlich, recht“, meinte Wilma. „Unsere Mutter war eine Hexe.“
    Gisela brauchte eine Weile, bis sie das verdaute. Es war alles einfach zuviel für sie: daß sie mit ihrer toten Schwester sprach wie mit einer Lebenden, daß sie erfuhr, daß ihr Leben bedroht war, daß ihre Mutter ermordet worden war, noch dazu durch Zauberei. Verständlicherweise mußte das einem nüchternen, real denkenden Menschen wie Irrsinn erscheinen. Ich redete mir selbst immer wieder ein, daß ich nun bald aufwachen würde.
    Aber der Beweis stand ja vor uns. Und Wilmas Kräfte schienen nachzulassen. Sie war durchscheinender geworden.
    Gisela setzte sich schluchzend in einen Stuhl und begann haltlos zu weinen. Ich versuchte sie zu trösten, aber mir war klar, daß ich gegen eine Wand redete. Ihr bedrängtes Gemüt verschaffte sich Luft. Und das würde eine Weile dauern.
    Ich sah Wilma hilflos an. „Sie muß sich ausweinen“, sagte ich.
    Wilma schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht mehr viel Zeit.“
    „Sagen Sie mir, was wir tun können.“
    Sie zögerte. Aber sie schien einzusehen, daß ihr gar keine andere Wahl blieb. „Mutter hatte ein kleines Buch mit Aufzeichnungen.“
    „Ein Tagebuch?“
    „Das wäre zuviel gesagt. Aber ich weiß von früher, daß sie sich viel aufschrieb, Adressen und Namen und dergleichen. Ihr müßt dieses Buch finden. Nur darin können wir auf einen Hinweis stoßen, wer uns umgebracht hat und nun auch Gisela nach dem Leben trachtet. Ich weiß, daß es nicht in Bernheim liegt. Mutter muß es mitgenommen haben. Es ist der Schlüssel zu allem. Aber ihr müßt vorsichtig sein. Sicher weiß auch jemand in Bernheim von dem Buch. Es ist für den Mörder ebenso wichtig wie für uns. Behaltet den Laden im Auge. Wenn es für die Toten noch so etwas wie ein Gefühl gibt, dann ist es die Nähe der Lebenden, die sie spüren. Jemand war heute im Laden – kurz bevor ich kam. Ich spürte es. Aber jetzt muß ich gehen. Ich werde morgen um die gleiche Zeit wieder hier sein. Ich werde es wenigstens versuchen. Beschützen Sie Gisela!“
    Ihre Stimme war merklich leiser geworden. Es kostete sie Anstrengung zu sprechen. Sie ging auf die Tür zu. Es war mehr ein Schweben. Ich starrte ihr fasziniert nach. In diesem Augenblick erschien sie mir wirklich geisterhaft, gespenstisch – und ich zweifelte nicht mehr im geringsten, tatsächlich etwas Übernatürliches vor mir zu haben. Ich spürte, wie eine Gänsehaut meinen Kücken hinab lief und wieder hinauf.
    „Wohin gehen Sie?“ rief ich.
    „Zu … einem … Tor nach … drüben“, kam mühevoll die Antwort. Dann glitt das Mädchen durch das Glas und den Rolladen nach draußen. Wie ein Gebilde aus Rauch.
    Ich zitterte am ganzen Leib.
     

     
    Es dauerte keine halbe Minute – ich starrte noch immer auf die Tür. die sich nicht geöffnet, und durch die doch jemand hinausgegangen war – als jemand dagegen polterte und gegen den Rolladen schlug.
    „Aufmachen! Fischer; machen Sie auf. Wir wissen, daß Sie drinnen sind!“
    Das war Kommissar Peschs Stimme – unverkennbar in seiner brummigen Art. Er schien jedoch nicht allein zu sein.
    Ich lief zur Tür. „Ja, ja!“ knurrte ich, beinah ungehalten über diese Ernüchterung, und gleichzeitig erleichtert. Die Tür war unverschlossen und der Laden auch, aber er war von außen leichter zu öffnen. Wieder schlug jemand dagegen.
    „Schieben Sie doch das verdammte Ding zur Seite!“ rief ich verärgert.
    Der Laden rasselte zur Seite. Pesch stürmte herein, zwei Männer hinter ihm. Sein Gesicht war ein wenig blaß, bemerkte ich mit Genugtuung. Zudem schwitzte er.
    „Was war das, Fischer?“ keuchte er. Er sah sich um.
    „Was?“ fragte ich und wußte einen Moment lang tatsächlich nicht, was er meinte.
    Pesch winkte seinen Männern, die sich daraufhin gründlich umzusehen begannen. „Etwas quoll durch die Tür. Es sah aus wie Qualm!“
    Ich atmete innerlich auf. Was er gesehen hatte, war wohl Wilmas Körper gewesen, der immer durchsichtiger geworden war – wie ein Schemen. Erschien es nicht erkannt zu haben. Aber was sollte ich ihm sagen?
    Ich zuckte mit den Schultern.
    „Staub“, sagte Gisela hinter mir. Ich hatte sie nicht kommen hören. Sie hatte sich offenbar wieder ganz in der Gewalt – wenigstens versuchte sie

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