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040 - Die Tochter der Hexe

040 - Die Tochter der Hexe

Titel: 040 - Die Tochter der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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ich heiser vor Aufregung. Ich nahm es neugierig und wollte es öffnen. Doch dann zögerte ich und gab es Gisela. Es war ihre Mutter, deren Aufzeichnungen es enthielt. Es war allein ihre Sache es zu lesen.
    Sie nahm es dankbar, und dann vergaß sie eine ganze Weile ihre Umwelt. Ich dachte mir wohl, daß sie nun nichts davon abbringen würde, die Aufzeichnungen zu lesen und daß es gut war, wenn ich meine Neugier zügelte. Es würde ein paar Stunden dauern, bis sie damit fertig war. Deshalb schob ich mir zwei Stühle zurecht und machte es mir bequem, so gut es ging. Ich dachte nicht, daß es mir gelingen würde, in dieser unbequemen Lage Schlaf zu finden. Aber es war fast vier, und ich war hundemüde. Das Bewußtsein, daß wir gefunden hatten, was wir suchten, trug sicher auch dazu bei, daß ich der Müdigkeit bereitwillig nachgab.
    Ich schlief innerhalb von Sekunden.
    Ein Geräusch weckte mich. Dann spürte ich Giselas Hand auf meiner Schulter. Ich erkannte, ohne noch ganz wach zu sein, daß es Giselas Hand war; der zärtliche und beruhigende Druck verriet es.
    „Robbie“, flüsterte sie und schüttelte mich leicht, „wach auf.“
    „Ich bin wach“, antwortete ich ebenso leise.
    Ich hörte sie erleichtert seufzen. Es war stockdunkel. Wieder kam das Geräusch – ein leises Klicken, metallisch.
    „Hörst du es?“ flüsterte das Mädchen.
    Ich nickte, was sie in der Finsternis jedoch nicht sehen konnte, deshalb fügte ich flüsternd hinzu: „Jemand ist an der Tür. Hast du eine Ahnung, wie spätes ist?“
    „Kurz vor fünf.“
    Ich erhob mich leise und tastete mich zur Tür des Lagerraums. Auf dem Regal daneben mußte die Taschenlampe stehen, wenn ich mich recht erinnerte.
    Das Geräusch wurde intensiver. Es bestand kein Zweifel, jemand wollte herein und war mit einem Dietrich oder ähnlichen Gerät am Werk. Es konnte nicht mehr lange dauern.
    Ich legte die Lampe so auf den Tisch, daß sie auf den Eingang strahlen mußte und unterwies Gisela, sie einzuschalten, sobald unser Besucher hereinkam. Dann sollte sie in Deckung gehen, der Eindringling konnte auch bewaffnet sein. Dann schlich ich zur Tür und postierte mich seitlich.
    Ein paar Sekunden verstrichen, dann schien der Mann draußen Erfolg zu haben. Der Laden wurde langsam zur Seite geschoben. Dämmerlicht fiel herein. Eine Minute etwa fummelte er an der inneren Tür herum. Schließlich hatte er sie ebenfalls offen. Ich hoffte, daß Gisela nicht zu rasch war und ihm Zeit ließ, ganz hereinzukommen.
    Er war der vorsichtige Typ. Vermutlich hatte er am Vortag bemerkt, daß das Geschäft beobachtet wurde. Er schloß den metallenen Laden wieder, und auch die Tür. Er machte einen Schritt ins Innere.
    Da flammte die Lampe auf. Er stand genau im Lichtkegel, steif vor Schreck. Dann kam seine Hand hoch, und ich dachte, er wollte schießen.
    „Vorsicht, Gis!“ brüllte ich und stürzte vor.
    Er kam nicht mehr dazu, herumzufahren. Ich umklammerte seinen Hals und seinen Arm.
    „Licht!“ rief ich und hielt ihn verzweifelt fest.
    Gleich darauf flammte das Deckenlicht auf. Mein erster Blick galt dem Arm, den ich mit aller Gewalt hielt. Ich atmete auf. Er hatte keine Pistole in der Hand, nur eine Taschenlampe.
    „Das ist doch Bärmann!“ rief Gisela überrascht.
    Ich tastete ihn nach Waffen ab, fand aber keine. „Ruf Pesch an“, befahl ich Gisela.
    Tatsächlich war es Bärmann – der Bernheimer von Peschs Männern. Er wehrte sich wieder, aber ich hielt ihn fest, bis das Mädchen Pesch an der Strippe hatte und ihm erklärte, welchen Vogel wir gefangen hatten. Plötzlich hielt sie uns den Hörer entgegen. „Laß ihn los, Robert. Der Kommissar will mit ihm sprechen.“
    Vorsichtig gab ich ihn frei und beobachtete ihn wachsam. Ich hatte wenig Erfahrung mit solchen Dingen. Von Krimis hielt ich im allgemeinen nicht viel. Bärmann schüttelte mich zwar ab wie eine lästige Fliege, aber er verzichtete auf die üblichen Polizei- oder Schurkentricks, die man aus der Flimmerkiste kennen mochte. Statt dessen griff er nach dem Hörer. Peschs Stimme klang ziemlich aufgeregt, aber aus dieser Entfernung unverständlich. Bärmann sagte nur immer: „Ja, Chef’. Und das mit zunehmender Resignation. Dann legte er den Hörer auf und starrte uns kalt an.
    Er mochte vierzig sein, hatte ein rundliches Gesicht mit harten, düsteren Zügen. Das dürftige Haar verstärkte den Eindruck eines zu früh gealterten und innerlich kalt gewordenen Mannes.
    Wir musterten ihn unsicher, während er

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