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0400 - Menschheit im Zwielicht

Titel: 0400 - Menschheit im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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überhaupt alles dezent. Der Schnitt seiner grauen Haare, der Sitz seiner Kleidung; seine Umgangsformen und sogar seine Stimme hätten zu einem aristokratisch geschulten Superbutler gepaßt. Sein Räuspern war berühmt-berüchtigt. Es konnte alles bedeuten; auf jeden Fall aber eine Rüge.
    Schlank, fast dürr, mit einer Haltung, als hätte er einen Spazierstock verschlungen, stand er in dem Ankleidezimmer.
    Die tauranische Hotelverwaltung hatte den Riesensaal jedenfalls mit diesem Begriff gekennzeichnet.
    Rhodan war wesentlich weniger dezent, vornehm und zurückhaltend als der Chef des Sicherungskommandos.
    Er zerrte fluchend an den Magnetverschlüssen der wadenhohen Prunkstiefel, die sich über der hautengen Uniformhose nicht zusammenfügen wollten.
    „Ha - hämm ...!" räusperte sich Hubert Maurice.
    Rhodan sah auf. Die Haare hingen ihm in der Stirn.
    „Fangen Sie nur nicht an zu husten. Was gefällt Ihnen jetzt schon wieder nicht?"
    „Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Sir, dann...!"
    „Sie dürfen sich keine erlauben", unterbrach Rhodan gereizt. „Wer hat die verflixten Stiefel ausgesucht? Muß ich die Dinger anziehen? Herr, ich habe fünf Pfund zugenommen und meine Waden in Verdacht, als hätten sie sich an dem Fettablagerungsprozeß beteiligt."
    „Gewiß, Sir. Es wäre vielleicht vorteilhaft, die Quetschfalten aus den Verschlüssen zu entfernen.
    Wenn Sie die Bemerkung gestatten, Sir."
    Ein helles, fast quietschend klingendes Lachen ließ Rhodan den Kopf drehen. Er nahm den rechten Fuß von dem Prunklager herunter. Maurice blieb gelassen, zog noch gelassener ein Tuch aus der Tasche und wischte über die Stelle, wo Rhodan seinen Stiefel aufgesetzt hatte.
    Das Lachen wurde noch schriller. Rhodan stand schweratmend und schweißwischend vor dem Lager und starrte zu dem anderen Sofa hinüber, auf dem es sich der Mausbiber Gucky bequem gemacht hatte.
    Gucky unterdrückte seine Heiterkeit, wälzte sich herum und lag nun auf dem Bauch.
    „Deine Blicke zeugen von bösen Gedanken", kicherte er. „Warum so nervös? Übermorgen geht es nach Hause. Wird auch Zeit! In Ordnung - ich höre ja schon auf zu lachen. Wer wollte denn unbedingt auf Taura landen, eh? Ich vielleicht? Paß auf, großer Freund: Die Brüder werden dir die Kosten für deinen Besuch irgendwie in Rechnung stellen."
    Rhodan schloß endlich die Stiefelverschlüsse.
    Maurice musterte ihn aufmerksam.
    „Sind der Herr zufrieden?" erkundigte sich Rhodan mit beginnender Resignation.
    „Es wäre hinsichtlich verschiedener Vorkommnisse und der Ermittlungsergebnisse der Sicherheitsorgane erforderlich, eine handliche Spezialwaffe zum Zwecke der Selbstverteidigung zu führen, Sir. Ich darf darauf hinweisen..."
    „Mein Gott, seien Sie doch nicht so entsetzlich schwülstig, Maurice. Ich kann es nicht mehr hören."
    „Wie Sie meinen, Sir. Ich darf dennoch mit gebotenem Respekt raten, einen Röhrennadler mit intermittierender Schnellschußfolge und halbautomatischer Ausfahrmechanik zu tragen."
    Rhodan seufzte. Gucky meinte, die Klimaanlage versage schon wieder. In dem Saal herrschte eine Hitze von einundvierzig Grad Celsius.
    „Maurice, wie Sie scharfäugig bemerken werden, bin ich bereits angekleidet! Ein Röhrennadler wird auf der Haut des rechten Unterarmes getragen."
    „Bei Rechtshändern, Sir!"
    „Ich bin Rechtshänder", entgegnete Rhodan, und seine Zähne knirschten.
    „Ich verdrücke mich", meinte Gucky und kletterte von dem Sofa. „Hier wird es mir zu brenzlig. Nein, ich bleibe doch. Vielleicht bekommt Maurice Prügel?"
    Der hoffnungsvolle Blick des Kleinen erfaßte die beiden Männer. Maurice blieb unbewegt. Über solche Worte hörte er hinweg, besonders dann, wenn sie von dem als respektlos geltenden Mausbiber ausgesprochen wurden.
    Rhodan begann plötzlich so zu grinsen, wie es ein Großadministrator und galaktischer Staatsmann auf keinen Fall tun sollte.
    Er öffnete die Uniformjacke, zerrte sie auseinander und bemühte sich, die Ärmel abzustreifen.
    Maurice schien zu erstarren. Seine Augen quollen tatsächlich etwas aus den Höhlen hervor.
    Gucky lachte so schrill wie selten. Rhodan hatte plötzlich jede Nervosität verloren.
    „Fehlt Ihnen etwas, Herr Oberst?"
    „Aber - aber Sir, Sie tragen ja weder Unterwäsche noch Oberhemd! Sir, ich - ich bin entsetzt. Wenn ich mir erlauben dürfte, Sie auf die unumgängliche Etikette hinzuweisen, so...!"
    Es war an diesem Tage Maurices Schicksal, ständig unterbrochen zu werden. Rhodan schlug

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