0400 - Menschheit im Zwielicht
gewesen, ausgesprochen respektvoll, und der Jubel der Massen schien keine Grenzen mehr zu kennen.
Der Name „Perry Rhodan" war ein Begriff, der sich mit der Expansion und kulturellen Entwicklung der modernen Menschheit seit dem Jahre 2000 so innig verband, daß eine Trennung nicht mehr möglich war. Außerdem wußte man, daß der mächtigste Staatsmann der bekannten Galaxis eingetroffen war.
Der Planet Terra, Mutterwelt der weitverstreuten Menschheit, war ein Symbol. Die Erde und die dort verbliebene Menschheit mit ihrem enorm wissenschaftlichen, technischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungsstand wurden auf vielen Welten von der Art des Planeten Taura in höchsten Tönen gepriesen.
Die sozialen Einrichtungen der Terraner waren beispiellos in der gesamten Galaxis. Es gab kein anderes System, das seinen absolut freien und meinungsungebundenen Bürgern derart hohe Sozialzuwendungen bieten konnte. Ein erkrankter oder erholungsbedürftiger Terraner wurde auf Kosten des Imperiums ohne langwierige Amtsvorgänge zu den schönsten und für seinen speziellen Fall geeignetsten Planeten befördert, um dort unter einem hochwertigen Aufwand an Fachärzten und anderweitig spezialisierten Wissenschaftlern seine Genesung abzuwarten.
Die Solare Großindustrie besaß die Fertigungskapazität von mindestens fünfhundert Sternsystemen, die auf Grund ihrer eigenen Warenerzeugung durchaus der Meinung sein konnten, fortschrittlich, preiswert und konkurrenzfähig zu sein.
Die Erde und mit ihr die anderen acht Planeten des Solsystems, die Monde eingeschlossen, war nach wie vor ein Faktor, der sich weder politisch, militärisch oder wirtschaftlich übersehen ließ. Dazu kam das Bewußtsein, daß jedermann indirekt von dieser Erde stammte.
Die Tauraner hatten den Gegebenheiten Rechnung getragen. Sie hatten ihre Planung überspitzt, aber das würde ihnen folgerichtig bewußt werden.
Es grenzte schon an Irrsinn, einen Raumhafen teilweise mit einem riesenhaften Wollteppich auszulegen. Die Triebwerke der INTERSOLAR, des neuen Flaggschiffs der Solaren Flotte, hatten darauf keine Rücksicht nehmen können. Eine sonnenheiße Partikelflut, erzeugt von zwanzig Impulstriebwerken modernster Bauart, war nun einmal nicht zur Teppichpflege geeignet. Das hätten die tauranischen Empfangsplaner berücksichtigen sollen.
Rhodan war dem Weinen näher gewesen als dem Lachen. Die grinsenden Gesichter der Schiffsoffiziere hatten ihn noch stundenlang verfolgt.
Er, der nüchterne Denker und Planer, hatte sich sofort mit den Kosten befaßt. Sie mußten erschreckend hoch sein.
Die Unzahl der angesetzten Empfänge hatten Rhodan an den Rand seiner körperlichen Leistungsfähigkeit gebracht. Die fremdartigen Delikatessen aller Art hatten ihm Magenschmerzen beschert.
Am dritten Tage des offiziellen Staatsbesuches war der Großadministrator in politischer Hinsicht um keinen Schritt weitergekommen, doch dafür hatte er Land und Leute kennen gelernt. Die Bevölkerung des Planeten Taura war friedfertig und begeisterungsfähig. Der Chef des Protokolls - er war dreißig Stunden nach Rhodans Ankunft mit einem Nervenschock in die Bordklinik der INTERSOLAR eingeliefert worden - bezeichnete die Tauraner als die vornehmsten Selbstmörder der Galaxis. Ihre Prunksucht und ihre Eßsitten waren beispiellos.
Selbst Perry Rhodan hatte in seinem langen Leben noch nie so viele dickleibige und selbstzufriedene Menschen gesehen wie auf Taura.
Zweihundertzwanzig Pfund Lebendgewicht gehörten zur gesellschaftsfähigen Norm. Ein hochgewachsener, schmalhüftiger Mann wie Perry Rhodan war im Grunde genommen eine Beleidigung für den Schönheitssinn der Tauraner.
Auf Grund dieser Tatsachen war es nicht verwunderlich, daß die Tauraner bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit versuchten, dem Regierungschef und Flottenbefehlshaber des Solaren Imperiums die fehlende Speckschicht möglichst schnell aufzuzwingen. Rhodan war noch nie in seinem Leben so satt gewesen wie während des Staatsbesuches auf Taura.
*
Oberst Hubert Maurice, Abwehroffizier und Chef des für Rhodans Sicherheit verantwortlichen Begleitkommandos, stand kerzengerade aufgerichtet vor dem Großadministrator.
Maurices Blick entging nichts. Er entdeckte ein Stäubchen auf der Uniform mit ebenso pedantischer Sicherheit wie Giftstoffe an der Verfärbung gewisser Speisen. Man sah ihn niemals herzlich lachen. Seine heftigste Gefühlsäußerung bestand in einem dezenten Lächeln.
An Maurice war
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