0402 - Die Burg des Unheils
kleiden ließ.
»Du hast versagt, Kugel!« behauptete die Nadel schroff.
»Du irrst! Der Plan läuft genauso, wie er entworfen wurde«, rechtfertigte sich die Kugel angriffslustig. »Woher nimmst du das Recht, hier zu erscheinen und mir Vorwürfe zu machen?«
»Nicht nur ich mache dir Vorwürfe. Die Gesamtheit ist unzufrieden mit dem Verlauf der Dinge. Du hast den Plan gefährdet.«
»Nicht ich! Ich habe ihn gerettet!«
»Du hattest deine Knechte nicht unter Kontrolle! Warum sonst führst du mir diesen hier vor, Kugel? Wie kannst du es zulassen, daß einer der Knechte rebelliert und sich eindeutigen Anweisungen widersetzt? Was wäre geschehen, wenn durch seine Eigenmächtigkeit das Kind zweier Welten oder Merlin oder beide getötet worden wären? Jahrtausendelange Vorarbeiten wären nichtig geworden!«
»Kommt es etwa auf ein paar tausend Jahre an?« schrie die Kugel vibrierend. »Nicht einmal Jahrhunderttausende bedeuten etwas! Wir hätten erneut begonnen, diesmal möglicherweise noch besser, noch ausgefeilter…«
»Aber es wäre überflüssig gewesen«, fauchte die Nadel böse. »Die Gesamtheit wirft dir Leichtsinn und Fahrlässigkeit vor. Du weißt, welche Bedeutung allein dem Kind zweier Welten zukommt! Dieses Produkt läßt sich vielleicht niemals wieder erschaffen!«
Das stimmte. Dagegen konnte die Kugel nichts erwidern.
Vor langer Zeit war etwas Ungewöhnliches geschehen. Etwas, das eigentlich unmöglich hätte sein müssen. Denn die Vertreter der beiden beteiligten Rassen waren sich spinnefeind.
Eine Paarung zwischen einem MÄCHTIGEN und einem Angehörigen der DYNASTIE DER EWIGEN hatte stattgefunden…
Unter welchen Umständen, das entzog sich der Kenntnis der beiden Disputanten. Doch was dabei herausgekommen war, war ein äußerst ungewöhnliches Wesen.
Die Zeitlose.
Ein Geschöpf, das das Erbe beider Rassen in sich trug. Ein Geschöpf, das zwischen den Welten stand… und daher an keinerlei Bezugspunkt wirklich fest gebunden war. Losgelöst von Raum und Zeit, versehen mit der Macht der Dhyarra-Energieen und der universalen Unzerstörbarkeit, die die MÄCHTIGEN umgab.
Eine Beinahe-Unzerstörbarkeit… denn auch sie konnten ausgelöscht werden. Unter bestimmten Umständen.
Ein langer Plan reifte.
Eine weitere Vermischung stand bevor.
Die Zeitlose und Merlin… und daraus sollte etwas resultieren, das die Macht über das Universum an sich brachte.
Merlins Erbe… und das Erbe der vereinten, so gegensätzlichen Kräfte der Dynastie und der MÄCHTIGEN… wer konnte dieser geballten Macht noch widerstehen? Was auch immer für ein Wesen aus der Verbindung zwischen der Zeitlosen und Merlin entstand – es würde im Sinne der treibenden Kraft, der MÄCHTIGEN, handeln. Irgendwann. Denn deshalb waren hier die grundlegenden Voraussetzungen geschaffen worden. Hier auf den Wunderwelten hatten die MÄCHTIGEN ein Netz gesponnen. Ihre Knechte, die Meeghs, lauerten im Verborgenen, um dem Hybridwesen, das der neuerlichen Verbindung entsprang, ein Gehorsamsprogramm einzupflanzen. Etwas, das mehr war als nur ein Programm. Etwas, das dafür sorgte, daß dieses neue Wesen auf jeden Fall den negativen Mächten zugehörte, gleichgültig, welches Erbteil dominierte, das Merlins oder das der Zeitlosen.
CRAAHN wartete darauf, in diesem neuen Geschöpf verankert zu werden. Dafür waren die Meeghs zuständig.
Dem MÄCHTIGEN, der sich in dieser Unterhaltung als Kugel manifestiert hatte, oblag die Kontrolle des Geschehens. Und das schon seit mehr als tausend Jahren.
Alles war auf dieses große Ziel ausgerichtet. Die Kontrolle über Silbermond und Wunderwelten war nur ein Nebenprodukt. Angenehm zwar für die MÄCHTIGEN, aber nicht einmal unbedingt nötig. Was hatten sie schon davon, ein Weltensystem zu übernehmen, das ihnen kaum Möglichkeit bot, ihre Macht zu entfalten und zu erweitern?
Sie wollten alles, und das würden sie über das neue Wesen erreichen. Zeit spielte dabei eine untergeordnete Rolle. Wichtig war nur, die Zeitlose und Merlin hier zusammenzubringen. Hier auf den Wunderwelten, wo die Konstellationen am günstigsten waren.
Und weder Merlin noch die Zeitlose ahnten, daß sie nur Spielbälle waren. Vielleicht waren beide der Ansicht, ihren eigenen Plänen, ihren eigenen Entschlüssen zu folgen und selbständig zu handeln. Vielleicht hatten sie ihre eigenen Absichten.
In Wirklichkeit gehorchten sie dem Großen Plan…
Und das alles wäre fast zerstört worden. Dadurch, daß ein Meegh-Kommandant die
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