Mitten ins Herz (German Edition)
PROLOG
Als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster in ihr Zimmer fielen, war Summer Kingsley mit einem Mal hellwach. Ihre Gedanken waren so klar, als wäre sie bereits seit Stunden auf den Beinen.
Hastig schlug sie die Decke beiseite und schwang sich aus dem Bett. Sie warf einen kurzen Blick auf den Stuhl, auf dem schon ihre Kleidung für den heutigen Tag bereitlag, und schlurfte dann ins Badezimmer.
Während sie sich das Gesicht wusch und die Zähne putze, klopfte es leise an der Tür und die Stimme ihrer Mutter erklang.
»Summer, du musst dich beeilen. Es ist spät. Das Frühstück steht auf dem Tisch.«
»Ich komme gleich«, antwortete sie und wischte sich mit dem Handtuch über den Mund. Heute war es endlich so weit.
Die ganze Familie fuhr in den Urlaub und bald würde sie Jake wiedersehen. Sobald sie an ihn dachte, begann ihr Herz zu rasen. Schon seit Monaten freute sie sich auf den Urlaub und auf den Jungen, mit dem sie während ihrer Ferien viel Zeit verbringen würde.
Summer hielt einen Moment inne und sah in den Spiegel. Ein Mädchen von elf Jahren sah ihr entgegen. Ihre roten Haare waren noch vom Schlafen zerzaust und standen in alle Himmelsrichtungen ab. Schnell griff sie zur Bürste und fuhr einige Male hindurch, was leichter gesagt, als getan war, denn laufend blieb sie an kleinen, filzigen Knoten hängen.
Als sie es endlich geschafft hatte, blickte sie erneut auf ihr Spiegelbild und lächelte zufrieden. Im nächsten Moment verzog sie das Gesicht und legte die Stirn in Falten. Ihre verfluchte Zahnlücke und die unzähligen Sommersprossen verliehen ihr ein viel zu kindliches, freches Aussehen. Sie wollte aber nicht jung aussehen und schon gar nicht frech. Schließlich war sie kein Kind mehr, sondern schon elf Jahre alt.
Außerdem war sie verliebt. Und wenn man verliebt war, wollte man hübsch sein und keine Kopie von Pippi Langstrumpf. Summer seufzte.
Eine Zahnspange konnten sich ihre Eltern nicht leisten und so blieb ihr nichts anderes übrig, als zu warten, bis die Zeit selbst, diesen Makel verschwinden ließ.
Ihre Familie war nicht arm, aber auch nicht gerade wohlhabend. Ihr Vater arbeitete als Busfahrer und ihre Mutter besserte die Haushaltskasse mit verschiedenen Näharbeiten auf.
Die Kingsleys wohnten in Chicago und hatten dort in Rosemont ein kleines Häuschen. Es war nichts Besonderes, aber es gehörte ihnen. In Rosemont lebte die untere Mittelschicht, so jedenfalls hatte es ihre Mutter einmal gesagt.
Zu ihrer Rechten lag der O´Hare International Airport und auf der linken Seite die Autobahn. Wahrlich kein Paradies für Kinder.
Außer einem Baseballfeld, einem heruntergekommenen Spielplatz, sowie einem kleinen Park, gab es nicht viel. Trotzdem fanden sie immer einen Platz zum Spielen. Und die nächsten zwei Wochen würde sie sowieso nicht hier sein, denn sie fuhren endlich nach Florida.
Das taten sie jedes Jahr. Summer liebte Florida. Das Meer, die Hitze und die gute Laune der Menschen dort. Früher waren sie nie in den Urlaub gefahren, weil ihnen das Geld dazu gefehlt hatte.
Doch seit ihre Eltern ein kleines Häuschen in Key West geerbt hatten, fuhren sie regelmäßig dorthin. Summers Vater nutzte den Urlaub um alles zu reparieren, was während des Jahres verwittert oder bei einem Hurrikan zerstört worden war, denn nach ihrem Aufenthalt wurde das Haus an Touristen vermietet. Ihre Mutter half ihm dabei, so gut sie konnte und Summer verbrachte unterdessen ihre Zeit mit Jake.
Sie grinste sich im Spiegel an, als sie an ihn dachte und erneut fiel ihr Blick auf ihre Zähne. Jake hatte geschworen, dass er ihre Zahnlücke süß fand und sie glaubte ihm.
»Summer Eleonore Kingsley! Solltest du nicht sofort zum Frühstücken kommen, werde ich den Tisch abräumen und du bekommst erst wieder etwas zu essen, wenn wir in Key West sind«, schrie Mrs. Kinglsey.
»Bin schon unterwegs«, antwortete sie und machte sich auf den Weg nach unten in die Küche. Wenn ihre Mutter alle ihre Namen aufzählte, stand sie kurz vor der Explosion und eine solche wollte Summer unbedingt vermeiden. Ihre Mom war sowieso gestresst wegen der Reise. Das war sie immer, wenn sie in die Ferien fuhren. Deshalb musste man sie nicht noch unnötig reizen und somit noch mehr Öl in das Feuer gießen.
In der Küche angekommen setzte sie sich auf ihren Platz. Ihr Vater ließ die Zeitung sinken und grinste sie an.
»Na, schon aufgeregt mein Krümel?«, wollte er wissen.
»Hör auf mich so zu nennen, ich bin
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