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0404 - Die Bande der Toten

0404 - Die Bande der Toten

Titel: 0404 - Die Bande der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
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Getöse und schmolzen ineinander zu einem Chor von Gebrüll und Lärm. Dempsy trommelte unentwegt weiter mit den Fäusten gegen die Tür.
    Dann flammte plötzlich das Licht in der Zelle auf. Drei verschlafene, unrasierte Gesichter stierten auf Dempsy.
    »Mann, Dempsy!«, rief der Kerl erschrocken, der in dem Bett über Dempsy lag, »deine Backe ist ja bis rauf zum Auge geschwollen! Du, das ist nicht bloß ein fauler Zahn! Das kann ’ne Kiefervereiterung sein oder sonst was Schlimmes! He! Hallo! Ihr verdammten Hunde! Macht die Tür auf! Dempsy muss zum Doc!«
    Die anderen stimmten in sein Gebrüll ein. Bald ergab sich ein rhythmischer Sprechchor.
    »Dempsy, der muss zum Doc! Dempsy, der muss zum Doc! Dempsy, der muss zum Doc!«
    Der äußere Riegel krachte. Ein Schlüssel klirrte im Schloss. Die Tür flog auf. Hellis und Waste standen mit gezogenen Pistolen draußen auf dem Flur. Drüben in der freihängenden Kabine des Treppenhauses sah man zwei weitere Wärter mit Gewehren. Dempsy trat ganz langsam hinaus in den Flur. Er hielt die linke Hand halb auf die geschwollene Wange und stöhnte leise.
    »Die Tabletten haben nichts geholfen, was?«, fragte Hellis.
    Dempsy schüttelte stumm den Kopf. Waste überzeugte sich mit einem raschen Dempsy in die Zelle, dass alle anderen in ihren Betten lagen. No, das sah nicht nach Meuterei aus und auch nicht nach einem Ausbruchsversuch. Dempsy musste zum Arzt, das war alles. Zufrieden schlug Waste die Tür zu.
    »Na los, komm, Dempsy«, sagte Hellis und schob die Pistole zurück in das Gürtelhalfter, wo er vorschriftsmäßig die Kette über den Kolben spannte, sodass niemand die Waffe hätte herausreißen können.
    Leise vor sich hin wimmernd, schleppte sich Dempsy zwischen den beiden Wärtern dahin. Der Lärm im Block klang ab und verstummte schließlich. Nur noch die Schritte der drei Männer waren zu hören.
    Am Gittertor vor dem Wachraum blieb Waste zurü(ik.
    »In einer Viertelstunde ist alles vorbei, Dempsy«, sagte er gutmütig zu dem Sträfling. »Da wird sich eine Wurzel entzündet und Eiter gebildet haben. Der Doc reißt dir den Zahn raus, das Eiterzeug kann abfließen, und du bist deine Schmerzen los. Ich habe selbst mal so was gehabt.«
    Dempsy nickte in leidend gespielter Dankbarkeit. Hellis schloss das Gitter auf und ließ Dempsy durch.
    »Warte einen Augenblick«, sagte er. »Ich muss wieder abschließen.«
    Dempsy blieb stehen. Dann marschierte er, vor Schmerzen halb gekrümmt, neben Hellis her. Es ging den Flur entlang bis zum nächsten Gitter. Dempsy kannte den Weg nur zu genau. Er hatte acht Jahre in diesem Zuchthaus zugebracht und reichlich Gelegenheit gehabt, sich mit den Verhältnissen vertraut zu machen.
    Hinter dem nächsten Gitter ging es um eine Ecke und eine Treppe hinab. Hier war es, wo Dempsy plötzlich stehen blieb und sich noch mehr krümmte. Hellis sah ihn mitleidig an. Und dann fuhr Dempsy auf einmal in die Höhe und schlug zu. Hellis sah etwas Metallisches blitzen und wollte zurückweichen. Es war zu spät.
    Dempsy der Künstler hieß von diesem Augenblick an Dempsy der Killer.
    ***
    Kurz nach vier Uhr früh trat Dempsy Muggon, wie sein bürgerlicher Name lautete, einen Schritt auf die Fahrbahn und winkte. Das sich nähernde Scheinwerferpaar erfasste ihn voll. Die Gefängniswärteruniform, die er trug, war ihm eine Spur zu eng, und das ließ seine muskulöse Gestalt noch kraftvoller erscheinen. Rechts hinten im Genick hatte der Kragen des Uniformhemds ein paar kleine Blutspritzer, aber Dempsy hoffte, dass sie nicht auffallen würden.
    Der Wagen hielt neben ihm. Es war ein Buick, der ungefähr zwei Jahre alt sein mochte, aber Dempsy war sich dessen nicht ganz sicher. Wenn man acht Jahre hinter den Mauern eines Zuchthauses zugebracht hat, ist man nicht mehr so gut Unterrichtet über die Veränderungen, die sich außerhalb dieser Mauern zugetragen haben.
    Dempsy legte die Hand an den Mützenschirm und beugte sich vor.
    »Mein Wagen ist in der Werkstatt, Sir«, sagte er freundlich, »und ich muss um zehn zurück zum Dienst sein. Könnten Sie mich mitnehmen bis in die Stadt?«
    Am Steuer saß ein Marin von ungefähr vierzig Jahren. Er hatte straffe Züge, die Energie und Willenskraft verrieten. Aus seinen Augen traf Dempsy ein rascher umfassender Blick. Mit einer knappen Geste zeigte der Mann auf die schwere Pistole in dem Gürtelhalfter.
    »Lauft ihr sogar hier draußen mit euren Kanonen herum?«
    Dempsy lächelte.
    »Vorschrift, Sir. Zur Uniform

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