Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0404 - Die Bande der Toten

0404 - Die Bande der Toten

Titel: 0404 - Die Bande der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
gehört die Pistole. Mir wäre es auch lieber, ich brauchte nicht ständig diese schwere Artillerie mit mir herumschleppen.«
    »Kann ich mir denken. Kommen Sie rein, Mister. Ich bin Ben Lipswich.«
    »Ich heiße Hellis«, sagte Dempsy, ohne eine Sekunde zu zögern. »Marty Hellis, Sir.«
    Er stieg ein. Lipswich legte den ersten Gang ein und ließ den Buick langsam anrollen. Aus dem Autoradio klang gedämpfte Musik. Lipswich hatte es so leise eingestellt, dass man es kaum hören konnte.
    Lipswich fuhr zügig, blieb aber knapp unterhalb der Siebzig-Meilen-Marke, die hier als Höchstgeschwindigkeit vorgeschrieben war. Aus dem Radio dudelte leise ein Saxofon, das mitten im Takt plötzlich abbrach. Dempsy spürte, wie eine Gänsehaut über seinen Rücken lief. Und da war auch schon die Stimme des Ansagers: »Achtung! Achtung! Wir unterbrechen unsere Sendung für eine wichtige Durchsage!«
    Lipswich drehte den linken Knopf. Die Stimme des Sprechers wurde lauter. Dempsy fuhr mit der Hand zum Halfter und hakte leise die Sperrkette aus.
    »Aus dem Staatszuchthaus«, hallte die Stimme des Sprechers jetzt laut durch den Wagen, »ist heute Nacht ein gefährlicher Sträfling entwichen. Es handelt sich um einen gewissen Dempsy Muggon, der wegen schwerer Raubüberfälle zu fünfundzwanzig Jahren verurteilt worden ist. Muggon täuschte heftige Zahnschmerzen vor und verlangte, zum Arzt geführt zu werden. Er überfiel den ihn begleitenden Beamten mit einem schweren Schraubenschlüssel. Der Wärter Marty Hellis wurde dabei getötet. Muggon bemächtigte sich nicht nur der Dienstkleidung, sondern eignete sich auch die Waffe des Ermordeten an. Es ergeht eine Warnung an alle Autofahrer…«
    Dempsy schaltete das Autoradio aus. Lipswich saß mit offenem Mund da und hatte vor Schreck einen Augenblick das Lenkrad losgelassen.
    »Nur nicht nervös werden, Bruder«, sagte Dempsy und klopfte Lipswich auf die rechte Hand, bis der hastig wieder zum Steuer griff.
    »Sie… Sie…«
    »Stottern Sie nicht herum! Fahren Sie schön hübsch weiter und halten Sie die Geschwindigkeit. Ungefähr eine halbe Meile weiter vorn geht es rechts zu einem Wäldchen. Dahin fahren wir. Kapiert?«
    Lipswich schluckte, räusperte sich und erwiderte mit belegter Stimme: »Ja. Natürlich. Ich gehorche. Sie brauchen keine Gewalt anzuwenden, Mister… Mister Muggon.«
    »In Ordnung«, sagte Dempsy nur. Sein Gesicht war ausdruckslos. Er hielt den Kopf schräg, sodass er aus den Augenwinkeln Lipswich beobachten und gleichzeitig hinaus auf die Fahrbahn blicken konnte.
    Für die halbe Meile brauchten sie vielleicht eine Minute. Das war keine lange Zeit, aber für Lipswich war sie so etwas wie eine schier endlose Zeitspanne, in der er allein war mit seinen Befürchtungen. Der ausgebrochene Zuchthäusler hatte gesagt, die Abzweigung führe zu einem Wäldchen. Was wollte er dort? Was konnte er dort wollen?
    Lipswich war noch zu keiner Erklärung gekommen, als die Abzweigung schon vor ihnen auftauchte.
    »Langsamer!«, mahnte Dempsy. »Blinker raus! Immer hübsch nach meinen Anweisungen, Sonnyboy.«
    »Ja«, sagte Lipswich schnell. »Ja, ja. Ich tue ja, was Sie sagen.«
    Der Kerl führt etwas im Schilde, fuhr es Lipswich durch den Kopf, während er mechanisch reagierte und auf den schmalen Weg fuhr. Vielleicht hat er dort etwas versteckt für die Fortsetzung seiner Flucht, dachte Lipswich. Er schien sich hier in der Gegend auszukennen. Woher hätte er sonst überhaupt von dieser Abzweigung wissen können?
    »Da vorn kommt das Wäldchen«, sagte Dempsy zufrieden. »Fahren Sie zehn Yards, dann halten Sie an. Verstanden?«
    »Ja.«
    Lipswichs Stimme war nur noch ein heiseres Krächzen. Womöglich, dachte er, womöglich will er mich hier umbringen, um an meinen Wagen zu kommen. Es lief ihm abwechselnd heiß und kalt den Rücken hinab. Aber was sollte er schon tun? Sollte er sich mit einem Mörder herumschlagen, der eine Pistole besaß? Ebenso gut konnte er gleich Selbstmord begehen.
    »Stop!«, zischte Dempsy scharf.
    Unwillkürlich trat Lipswich härter auf die Bremse, als nötig gewesen wäre. Dempsy flog mit dem Oberkörper vor und knallte mit der Stirn gegen die Windschutzscheibe. In Lipswich bäumte sich der Selbsterhaltungstrieb zu einer verzweifelten Aktion auf. Das Lenkrad hatte ihn davor bewahrt, ebenfalls mit dem Kopf gegen die Scheibe geschleudert zu werden. Vielleicht war es ein Zeichen des Schicksals?
    Lipswich reckte sich zur Seite, warf beide Hände um Blicks Hals

Weitere Kostenlose Bücher