0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing
Preston?«
Sie biss sich auf die Lippen, als hätte sie zu viel gesagt, dann murmelte sie: »Na, Chuttenbrook eben!«
»Kann man nicht gerade als Gruppe bezeichnen, vielleicht war noch jemand dabei, hm?«
Sie ging nicht auf meine Frage ein, sondern sprach schnell weiter: »Na, und eines Tages spielte plötzlich Chuttenbrook verrückt. Er wollte aussteigen, warum weiß ich nicht, aber er wurde plötzlich ungemütlich. Aber sie setzten ihn irgendwie unter Druck, er klappte zusammen und verlor einen wichtigen Prozess. Ich glaube, die Frau wurde dann seinetwegen verurteilt, und damit war seine Karriere als Rechtsanwalt beendet. Das Komische war, dass er keinen Pfennig Geld hatte und trotzdem nichts unternahm. Sie mussten ihn irgendwie in der Hand haben, aber ich weiß nicht, wie.«
»Und als er erschossen wurde, da war auf Prestons Seite nur noch Preston selbst?«, fragte ich ungläubig.
»Ja, ja«, sagte sie wegwerfend und goss sich noch einen Whisky ein.
»Und wie steht es mit dem jungen Dr. Furth? Was hat er mit allem zu tun?«, fragte ich. Sie schrak auf und vergoss das halbe Glas.
»Was meinen Sie?«
»Das wissen Sie doch besser als ich. Ich denke, Sie sind mit Furth befreundet?«
»Ich? Wer sagt das?«
»Er selbst hat es uns gesagt.« Ich grinste und steckte mir eine Zigarette an. Phil bediente sich auch.
»Das hat er gesagt?« Sie starrte mich fassungslos an.
Ich nickte bekräftigend.
»Dieser Dummkopf«, murmelte sie vor sich hin.
»Was sagten Sie?«
»Nichts. Ja, es stimmt, Svence und ich wollten heiraten, aber Jeff… Ach, wie soll ich das sagen? Es ging eben viel einfacher, indem sich Svence als Jeffs Freund ausgab, und dabei hat er auch Pit Preston kennengelernt. Aber mit der ganzen Sache hat Svence nichts zu tun!«
»Könnte es nicht sein, dass Furth vorher schon als Arzt mit Rauschgift krumme Sachen gemacht hat und dann in Ihrem Bruder und Pit Preston bessere Geschäftsbeziehungen fand?«, fragte ich.
»Nein! Das ist eine Lüge!«, schrie sie. Ich merkte, dass meine Vermutung ins Schwarze getroffen hatte.
»So, und jetzt erzählen Sie uns mal, was Sie mit dem Film gemacht haben«, sagte ich plötzlich.
»Mit dem Film? Ich habe ihn Jeff gegeben, und er hat ihn eingepackt.«
»Ich meine den Film, den Sie vor dem Haus in der Penton Street gemacht haben!«
»Bitte?«, fragte sie. Sie war jetzt sehr blass. Ihre Augen zeigten Angst. Nackte Angst.
»Sie haben doch gerade in dem Moment geknipst, als Chuttenbrook aus dem Haus erschossen wurde. Auf dem Film, den Sie unseren Kollegen zeigten, fehlen ein paar Negative. Was war darauf zu sehen?«
»Nichts, ich habe nichts gesehen. Das waren falsch belichtete Bilder, ich habe sie vernichtet!«
»Wen wollen Sie decken?«
»Niemand! Ich schwöre es. Ich habe nichts gesehen!« Ihre Stimme klang hysterisch.
»Miss Vancygaard, Sie können doch nicht einen Mörder decken!«
»Ich habe nichts gesehen«, wiederholte sie leise und monoton.
Ich sagte leise: »Auf den Fotos ist Furth zu sehen, nicht wahr?«
Sie wurde bleich. Ihre Lippen zitterten, und sie klammerte sich an den Tisch.
»Nein… nein!«, stammelte sie kaum hörbar, »es ist nicht wahr. Ich schwöre Ihnen, dass es nicht wahr ist.«
»Sie geben also zu, dass Sie die Fotos unterschlagen haben?«
Sie wich zurück wie ein Tier in der Falle.
»Was haben Sie immer mit Svence? Haben Sie sonst niemand? Was ist mit der Sekretärin? Hatte sie nicht ein prima Motiv?«
»Drücken Sie sich doch bitte etwas deutlicher aus«, bat ich sie.
»Na, diese Bellinda Stetting! Glauben Sie, es hätte ihr Spaß gemacht, jahrelang für einen armen alten Trottel zu arbeiten, ohne einen Pfennig dafür zu bekommen?«
»Und? Was für Gründe hatte sie?«, fragte ich und dachte an die nette Dame mit den blonden Kringellöckchen, die sich bei Chuttenbrooks Tod so aufgeregt hatte.
»Den Grund?« Sie lachte hart und böse auf. »Der Grund lag in der Wohnung auf der anderen Straßenseite. Dort wohnt nämlich ein junger Mann!«
»Sie wollen doch nicht etwa andeuten, dass Miss Stetting in den jungen Furth verliebt ist?« Ich lächelte, aber als ich die Augen von Lakey Vancygaard sah, fror mein Lächeln ein.
»Verliebt ist gar kein Ausdruck«, sagte sie so nüchtern, als würde sie die Abfahrtszeit einer U-Bahn vorlesen.
»Und Furth? Wie stand er zu der Sache?«
»Ach, er spielte mit ihr…«
»Das klingt nicht gerade glaubhaft.«
»Ich weiß auch nicht, wieso er ihr nicht klipp und klar gesagt hat, sie sollte
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