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0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

Titel: 0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schuppens, schaltete meine Stablampe an und leuchtete die Bude ab. Sie war fast völlig leer. In einer Ecke standen ein paar alte Kisten, Matten, Planen und verschiedenes Werkzeug.
    Ich ließ den Strahl meiner Lampe höher klettern. Er fiel auf eine Luke in dem Dach des Schuppens.
    Ich suchte eine Leiter und fand sie flach am Boden unter der Luke liegend.
    Ich legte sie an und kletterte hinauf.
    Obwohl mir mein Verstand sagte, dass oben auf dem Dach niemand sein konnte, wenn die Leiter unten lag, zog sich meine Kopfhaut mit einem unangenehmen Kribbeln zusammen, als ich durch die Luke kam.
    Vor mir lag nur graue Brühe. Nichts war zu erkennen. Ich kletterte hinaus und kroch an den Rand des Daches. Ich fand einen kleinen Kasten aus Metall, der fest an das Dach geschraubt war. Das Vorhängeschloss war offen, und ich klappte den Deckel auf.
    Ich fand die Lampen, von denen Lakey gesprochen hatte. Eine weiße Blinklampe, eine gelbe Nebel-Signal-Lampe und ein Signalhorn.
    Ich nahm die Nebellampe und wollte eben ein Zeichen geben, als ich merkte, dass der Nebel sich etwas gelichtet hatte. Ich erkannte unter mir die Umrisslinien des River, ich erkannte den dunkleren Steg, der in das graue Wasser hinausragte - und ich sah noch etwas.
    Einen dunklen Fleck in der trüben Nebelbrühe.
    Ich fühlte, wie ich wieder zu frieren begann und packte die Lampen wieder zurück in die Kiste.
    Hinunter kletterte ich viel schneller. Ich sprang auf den Boden und lief zu Phil und Lakey.
    »Was ist los?«, fragten beide wie aus einem Munde.
    Ich antwortete nicht, sondern lief weiter.
    Das Wasser gluckerte unheimlich, und der Nebel war hier wie ein nasses Tuch. Dann war ich am Steg. Ich blieb stehen.
    Ich hatte mich nicht getäuscht. Unter dem Steg, halb im Wasser, lag mit dem Gesicht nach unten ein Mann.
    Phil und ich machten uns daran, den Mann herauszuziehen. Er war schwer, seine Kleider waren mit Wasser vollgesogen.
    Es war Jeff Vancygaard. Er war schon eine ganze Zeit tot. Irgendjemand hatte ihm ein Messer ins Herz gestoßen.
    Ich sah das Gesicht des Mannes an, der sich die raffinierte Methode ausgedacht hatte, mich zu töten. Seine dunkle Brille hatte ihm der Hudson geraubt, und um seine Augen waren helle Flecken zurückgeblieben, die die Sonne nie gebräunt hatte, und die ihm das Aussehen einer Eule verliehen.
    »Er hat etwas in der Hand!«, sagte Phil. Er hob Jeffs rechten Arm auf. Der schlaffe Pulloverärmel glitt zurück und enthüllte eine dichte Narbendecke, wie sie von den ständigen Einspritzungen entstehen.
    Vancygaards Faust war zusammengepresst. Ich versuchte, sie zu öffnen, aber es gelang mir nicht. Trotzdem sah ich, was er umklammerte. Ein kleines dunkelgraues Band war noch zu sehen.
    Das abgerissene Fetzchen des Farbfilmes. Deshalb war Vancygaard ermordet worden.
    ***
    Phil nahm das Funkgerät aus der Tasche und zog die Antenne aus. Es dauerte keine zwei Minuten, bis er Verbindung mit dem Boot der Wasserschutzpolizei hatte, auf dem sich auch zwei Kollegen vom FBI befanden.
    »Kommen Sie so schnell wie möglich her.« Phil gab unsere Position an. »Machen Sie keinen Lärm. Es ist möglich, dass sie sich in der Nähe die Jacht befinden. Und die wollen wir lieber überraschen!«
    Phil wartete noch die Bestätigung ab und steckte das Gerät wieder weg.
    Lakey Vancygaard hatte sich wieder etwas beruhigt und kam langsam auf uns zu.
    Ich ging zu dem toten Vancygaard hinüber und durchsuchte seine Taschen.
    Er hatte nichts bei sich. Ich ging auf den Steg hinaus und legte mich flach hin, um in das Wasser sehen zu können. Ich sah, was ich suchte. Eine dunkle große Reisetasche. Sie hing halb am Steg. Ihre offene Klappe bewegte sich langsam und gleichmäßig hin und her. Die Tasche war leer.
    »Wenn etwas drin war, hat es die Strömung mitgenommen«, sagte Phil, der hinter mir hergekommen war.
    Ich nickte.
    »Na, also!«, sagte Lakey, als wir wieder auf die Wiese kamen. »Das habe ich Ihnen doch gesagt. Die sind längst über alle Berge.«
    »Wohin kann Luster fahren, falls Ihre Vermutung stimmt?«
    »Soviel ich weiß, wollten sie in so einem Fall nach Kanada rauffahren.«
    »Doch nicht die ganze Strecke auf dem Hudson, das schafft keine Motorjacht!«
    »Es ist ein kleines, flaches Boot, extra für solche Zwecke umgebaut.«
    »Trotzdem. Sie kommen doch gar nicht an den Militärkontrollen von West Point vorbei. Ich halte die ganze Geschichte für unwahrscheinlich. Eher würde ich denken, dass sie irgendwo an Land gehen und mit einem

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