Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

Titel: 0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
bis der Schmerz an ihren Gelenken und den Lippen etwas nachließ, wirkte sie sehr kindlich und mädchenhaft.
    Der Eindruck verwischte sich nach ihrem nächsten Satz: »Dieser feige, gemeine Lump!«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor.
    Sie ging vor uns her in das andere Zimmer, riss die Tür zu dem Barschränkchen auf und nahm eine Whiskyflasche heraus. Sie schenkte ein Glas halb voll und leerte es mit einem Zug. Sie verzog dabei etwas schmerzhaft das Gesicht und drehte sich zu uns um.
    »Sie auch einen?«, fragte sie.
    Ich schüttelte den Kopf, in Erinnerung an meinen ersten Whisky in diesem Haus.
    »Wenn Sie so weit sind, können Sie vielleicht erzählen«, forderte ich sie auf.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie zurück.
    Wir zeigten unsere Ausweise und den Haussuchungsbefehl. Sie sah sich alles genau an und zog sogar meinen Ausweis aus der Zellophanhülle. Ich merkte, dass sie Zeit gewinnen wollte.
    Danach sagte sie ganz langsam und wie zu sich selbst: »Dann sind Sie also doch schon hinter ihm her. Na, das freut mich vielleicht!«
    Ihr Gesicht hatte jetzt nichts Mädchenhaftes mehr. Es war das harte Gesicht einer Frau, die hasst.
    »Sie sind Vancygaards Schwester, nicht wahr?«, fragte ich sie.
    Sie nickte.
    »Und das da?« Ich zeigte mit dem Kopf auf das Nebenzimmer. »Das war wohl Ihr Bruder Jeff?«
    »Dieser Gauner hat alles mitgenommen!«
    »Wollen Sie nicht von Anfang an erzählen?«, ermahnte ich.
    Sie sah mich schweigend an.
    »Ihr Bruder Jeff hat Sie festgebunden und ist mit dem Geld getürmt, das ist schon klar. Ich möchte jetzt alles über die Gang wissen. Wer war an dem Heroinschmuggel beteiligt?«
    »Sie wissen davon?«
    »Wir wissen eine ganze Menge. Also fangen Sie an!«
    »Jeff hatte vor etwas Angst. Ich hatte vorher seinen Jaguar genommen und ihm den Thunderbird an den Central Parkway gebracht. Als ich hierher kam, war unser Flugzeug verschwunden, und Jeff war gerade dabei, das ganze Geld zusammenzuraffen. Das passte mir nicht: Es waren über 200 000 Dollar, und die Hälfte gehörte mir. Ich hatte ihm außerdem eine 18mm Farbfilmrolle mitgebracht. Er hatte mich in der Stadt angerufen und mich darum gebeten. Ich kam hier in das Zimmer und gab ihm die Rolle. Dann merkte ich erst, was er vorhatte. Er packte die Rolle mit dem Geld und ein paar andere Sachen in einen Koffer und beachtete mich gar nicht. Da machte ich mich bemerkbar.«
    »Und er band Sie fest?«, fragte ich.
    »Ja. Er verlor offensichtlich die Nerven und fesselte mich da ans Bett. Ich glaube, er hatte vor, mich hier verhungern zu lassen. Dann wäre er mich für immer los. Aber den Mut, mir sofort eine Kugel in den Kopf zu jagen, hatte er nicht. Jeff bevorzugt indirekte Methoden.«
    »Ihr Bruder brachte das Heroin regelmäßig von Haiti, nicht war?«
    »Ja. Er verteilte es an die anderen, die es unter die Leute brachten. Die Zwischenhändler sitzen an allen Orten, wo Autorennen gefahren werden.«
    »Sie werden uns nachher eine Liste anfertigen!«
    »Von mir aus. Ich kann die Kerle gar nicht schnell genug in der Zelle sehen!«
    »Wer gehörte alles zu der Bande?«
    »Hier?« Sie sah mich einen Moment wachsam an, dann fuhr sie fort: »Ursprünglich hatte ein gewisser Linden Perkins die ganze Sache aufgezogen. Er leitete die…«
    »Doch nicht etwa Koks-Lindy?«, unterbrach ich sie. Ich erinnerte mich noch genau an die Affäre. Koks-Lindy war ein ziemlich übler Bursche gewesen, den man bei allen möglichen Verbrechen in Verdacht hatte. Eines Tages stürzte er mit seinem Rennwagen in die Gowanus Bay und war tot. Es gab damals eine Menge Gerüchte über die Nachfolge in seiner Bande, aber nichts davon war handfest und ließ sich beweisen.
    »Ja, genau, es war Koks-Lindy. Er hatte einen Rauschgiftring aufgebaut und einen Haufen Leute unter seiner Aufsicht. Alle gehörten dazu, Morton Luster mit seiner Jacht, Chuttenbrook als Rechtsberater, Clay Blodgett, der die Rennen leitete, Mark Senters, der Killer, Pete Fisher, Pit Preston und mein Bruder Jeff, die alle drei selber schnupfen: und ich so halb. Und dann war Lindy plötzlich weg, und sie stritten sich um die Nachfolge. Favoriten waren mein Bruder Jeff und Pit Preston. Sie konnten sich natürlich nicht einigen, und der Laden fiel auseinander. Das heißt, die Arbeit ging weiter, aber es bildeten sich zwei Gruppen, die eine hielt zu Jeff und die andere zu Pit.«
    »Wer zu wem?«
    »Na, Jeff schob Luster als Strohmann vor, und dann waren noch Senters und Fisher und Blodgett da.«
    »Und bei

Weitere Kostenlose Bücher