0406 - Mörder-Medium
ebenfalls langsam aufgefüllt wurden, war bereits fünf Zentimeter hoch und knirschte hart unter den mahlenden Stollenreifen.
***
Kaithor beobachtete. Es war ein Teil seiner Studien, während er darauf wartete, endlich stärker zu werden.
Das Verhalten der Menschen paßte genau in seinen Plan. Sie handelten, als wüßten sie bereits, was sie seiner Vorstellung nach zu tun hatten. Besser konnte es gar nicht mehr kommen.
Sie waren unterwegs zu einem einzigen Punkt. Wenn sie alle zusammentrafen, würde keiner mehr den Überblick behalten. Bestimmte Ausstrahlungen würden sich gegenseitig überdecken. Und sie würden in ihrer Menge vor allem Kaithor abschirmen. Niemand konnte seine Anwesenheit bemerken.
Das Vorteilhafteste war natürlich, daß das Ektoplasma mitgebracht wurde. Daß es überhaupt noch immer existierte. So brauchte er das Medium nicht noch einmal in Trance zu versetzen und es damit auffällig reagieren lassen. Nein, das ganz Normale würde den Tod bringen. Kaithor konnte in aller Ruhe den günstigsten Augenblick abwarten und dann blitzschnell zuschlagen, um zuerst den Druiden zu töten - und dann den anderen mit seiner starken Magie, der es fast geschafft hätte, Kaithors Versteck zu finden.
Das Versteck war gut getarnt. Kaithor war darin nicht aufzuspüren, wenn erst einmal alle versammelt waren. Notfalls konnte er auch wechseln.
Und das würde er tun, wenn er getötet hatte.
Die Schuld an den beiden Morden würde man nicht ihm zuschieben können, sondern dem Menschen, in dem er steckte und den er dann mit seinen Reaktionen rasend schnell unter seine absolute Kontrolle zwingen würde. Es würde interessant sein zu verfolgen, wie die anderen Menschen darauf reagierten.
Und er würde aus der entweichenden Lebenskraft der Ermordeten, zumal sie magisch befähigt waren, soviel Energie aufnehmen können, daß er aus sich heraus existieren konnte und keinen Träger mehr benötigte.
Von da an war seinem Herrschaftsanspruch nichts mehr entgegenzustellen…
***
»Ist dir klar, daß das alles ein ganz hübsches Risikospiel werden kann?« murmelte Gryf. »Wir beide sollten uns in einen Nebenraum verziehen und Brüderchen Boris alles erledigen lassen. Ich bin sicher, daß er die Angelegenheit auch in den Griff bekommt.«
Zamorra seufzte.
»Das ist keine gute Idee«, sagte er.
»Aber wir sind Fremde hier«, gab Gryf zu bedenken.
»Schön, daß dir das auch mal zwischendurch einfällt. Wenn du nicht diese hirnrissige Flucht bewerkstelligt hättest…«
»Könnten wir unter Umständen jetzt gar nichts mehr unternehmen«, behauptete Gryf. »Boris sagt, daß dieser Geheimdienstchef verändert wirkt. Zum Negativen hin, nicht wahr? Vielleicht wären wir einfach spurlos verschwunden. Sibiriens hartgefrorene Erde schluckt eine Menge. Auch zwei Leichen.«
Zamorra tippte sich an die Stirn. »Du solltest dich wirklich nicht so sehr an schlechten Spionagekrimis im Fernsehen orientieren. Lies lieber zwischendurch mal ein gutes Buch. Lesen bildet.«
Saranow grinste. »Lesen ist…«
»… russische Erfindung«, stöhnten Gryf und Zamorra im Chor. »Wann hörst du endlich mit diesem dummen Spruch auf, Brüderchen?«
»Ach, ihr habt einfach keine Kultur und kein Geschichtsbewußtsein«, rügte Saranow.
Mittlerweile hatte die Heizung es geschafft, mit ihrer Höchstleistung wieder einigermaßen annehmbare Temperaturen zu erzeugen. Zamorra öffnete sein Hemd und legte das Amulett frei. Es schimmerte wie frisch poliertes Silber.
»Was ist das?« fragte Kotranov.
»Ein Hilfsmittel«, sagte Zamorra. »Eine Art Verstärker für übersinnliche Kräfte. Es läßt sich eine Menge damit bewirken. Vielleicht werden wir es brauchen.«
Draußen vor dem Haus stoppten zwei Fahrzeuge.
»Ich werde mal die Tür öffnen«, sagte Saranow und marschierte los. Gryf und Kotranov bekamen stumpfe Blicke. Irgendwie, fand Zamorra, glich sich ihre ganze Körperhaltung einander an, als jeder für sich telepathisch nach draußen lauschte, um zu erfassen, wer sieh näherte.
»Ein Mann und zwei Frauen, glaube ich«, sagte Gryf. »Sie denken positiv. Die Frau - eine von ihnen - ist skeptisch. Sie fühlt sich nicht wohl hier. Aber sie plant nichts Böses.«
»Das wird Lena Petrowna sein«, murmelte Kotranov. »Sie war nie gern hier, vom ersten Tag an.«
»Man hat sie auch zur Freiwilligen erklärt, wie?« fragte Gryf.
»Sie sehen das falsch, Genosse«, erwiderte der Telepath. »Sie betrachten alles unter ganz anderen Voraussetzungen, als
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