041 - Der Tod schleicht durch London
die uns die schwarze Macht schon bald wieder entgegengeworfen hätte.
Ich mußte die Feinde schwächen, wo immer sich mir eine Gelegenheit dazu bot.
Der Dämon lag ausgestreckt vor mir auf dem Boden. Ein kleines Loch befand sich in seiner Stirn. Das geweihte Silber zerstörte den Körper, beschleunigte den Verfall.
Die Haare fielen von Fechettes Kopf, die Zähne lösten sich aus dem schrumpfenden Zahnfleisch. Dunkelgrau wurde das ganze Wesen innerhalb weniger Minuten, und als ich leicht mit dem Fuß dagegenstieß, zerfiel es zu Staub.
Zu spät – diese beiden Worte gingen mir nicht aus dem Sinn.
Wenn sich der anonyme Anrufer früher mit mir in Verbindung gesetzt hätte, wäre noch mehr aus Paul Fechette herauszukriegen gewesen.
Der sterbende Dämon hatte mir nichts mehr verraten können. Ich nahm an, daß der wahnsinnige Schmerz seinen Geist verwirrt hatte, denn als ich ihn fragte, wie man Fystanat helfen könne, antwortete er: »Tornado.«
Das ergab für mich keinen Sinn. Schade, dachte ich. Tut mir leid, Fystanat. Ich hätte dir wirklich gern geholfen, aber die Zeit dafür scheint immer noch nicht reif zu sein.
Ich verließ den Keller des einsamen Waldhauses. Meine Enttäuschung verbarg ich nicht. Sie war mir deutlich ins Gesicht geschrieben, doch es war niemand da, der sie sehen konnte.
Ich kehrte zu meinem Wagen zurück, ohne damit rechnen zu müssen, daß noch irgendwo jemand auf der Lauer lag. Die Gefahr war gebannt. Fechette existierte nicht mehr.
»Tornado…«
Konnte er damit etwas gemeint haben? Oder durchwirbelte seinen Kopf ein Tornado, während er diese furchtbaren Qualen ertrug? Sobald ich den dichten finsteren Wald hinter mir hatte, wurde die Sicht besser. Der Mond goß sein silbernes Licht über mich und meine Umgebung.
Wieder folgte ich nicht dem Lauf der Straße, sondern überquerte das Feld. Wenig später stieg ich frustiert in meinen Peugeot und startete den Motor. Das Autotelefon schnarrte, deshalb fuhr ich noch nicht los, sondern zog den Hörer aus der Halterung.
Am anderen Ende war Vicky Bonney, die sich schon Sorgen um mich machte, weil ich so lange nichts von mir hören ließ.
»Ich rufe bereits zum dritten Mal an«, sagte sie.
»Tja, es braucht eben alles seine Zeit.«
»Bist du okay, Tony?«
»Ja, es ist alles in Ordnung«, antwortete ich. Aber stimmte das? Alles wäre in Ordnung gewesen, wenn mir Paul Fechette verraten hätte, wie man Fystanat helfen konnte, doch das hatte er nicht getan.
»Warst du bei Fechette?« wollte Vicky wissen.
»Ja.«
»Und?«
»Er lebt nicht mehr«, sagte ich.
»Hat er dich angegriffen?«
»Nein.« Damit sie sich weitere Fragen ersparen konnte, berichtete ich ihr, was ich im Waldhaus erlebt hatte. Ich beschränkte mich auf das Wesentliche. Ausführlich konnten wir darüber reden, sobald ich zu Hause war.
»Tornado«, meinte Vicky Bonney nachdenklich. »Was wollte er dir damit sagen?«
»Vielleicht nichts. Ich habe keine Ahnung.«
»Kommst du nach Hause?«
»In fünfundvierzig Minuten bin ich bei dir.«
»Silver ist inzwischen heimgekommen.«
Das überraschte mich, denn Roxane, die Hexe aus dem Jenseits, und er befanden sich seit Tagen auf der Suche nach einer Spur von Silver II, dem Sohn des Ex-Dämons.
Er hatte ihn mit Cuca, einer Hexe, gezeugt, hatte diese aber verlassen, ehe sein Sohn zur Welt kam. Lange Zeit wußte er nichts von seinem Kind. Roxane kam durch Zufall darauf.
Seither wollte der Ex-Dämon seinen Sohn finden, doch bisher hatten alle Anstrengungen noch keine Früchte getragen. Wir stöberten zwar Cuca in Griechenland auf, doch wir konnten uns nicht intensiv genug mit ihr befassen, damit sie uns verriet, wo Silver II lebte.
Möglicherweise wußte sie es auch gar nicht. Jedenfalls verhalf ihr Atax, die Seele des Teufels, zur Flucht, und wir hatten das Nachsehen. Seither bemühte sich Mr. Silver mit seiner Freundin, entweder Cuca erneut aufzustöbern oder Silver II direkt zu finden.
»Hat er die Suche nach seinem Sohn aufgegeben?« fragte ich erstaunt.
»Er meint, er dürfe über diese Suche nicht seine Pflicht vergessen. Die Pflicht, die schwarze Macht zu bekämpfen. Den jungen Silberdämon zu finden, ist seine persönliche Sache. Er wird es tun, wenn ihm Zeit dazu bleibt. Ansonsten kannst du wieder mit seiner Unterstützung rechnen.«
»Das begrüße ich natürlich«, sagte ich.
»Roxane sucht mittlerweile allein weiter.«
»Das ist nicht mal so schlecht. Sie hat eine hervorragende Spürnase. Sie fand auch den
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