0411 - Der Herold des Satans
er vor, als wäre er der Teufel persönlich, der mit riesigen Bocksprüngen vor mir floh.
Auf dem Uferweg war es dunkel. Zwar schien der Mond, doch sein kaltes Licht konnte die langen Schatten der Finsternis nicht vertreiben, die den Weg bedeckten.
Ich holte leider nicht auf, aber der Werwolf konnte auch keinen Vorsprung gewinnen.
Er war kein Mensch und kannte das Wort Kondition nicht, aber er machte einen Fehler.
In einer huschenden Bewegung und aus vollem Lauf drehte er sich plötzlich nach links, um die steile Böschung hochzurennen. Da hatte er Pech. Der Untergrund war rutschig und zu steil.
Ich sah, wie er ins Wanken geriet und versuchte, mit rudernden Armen das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Vergeblich. Er kippte nach hinten. Mit dem Rücken zuerst schlug er auf und rollte den Hang hinab.
Aber ich hatte ihn unterschätzt. Geschmeidig wie eine Katze kam er wieder auf die Beine.
Ich war noch zu weit von ihm entfernt, als dass ich ihn hätte greifen können. Noch einmal wuchtete ich mich vor, aber die Bestie war auch diesmal schneller. Sie jagte bereits die Böschung hoch, als ich noch an deren unterem Rand stand. Und diesmal schaffte der Werwolf es. Er hatte sich weiter vorgebeugt, krallte sich mit Händen und Füßen an dem braunen Wintergras fest und kletterte so höher.
Ich folgte ihm.
Gewarnt durch den ersten Fall der Bestie, ging ich im schrägen Winkel hoch.
Und das klappte besser.
Ich hörte ihn fauchen, denn wir hatten gleichzeitig den Uferweg erreicht.
Er fuhr herum, ich ebenfalls.
Ja, er war ein Wolf und keine Mischung aus Mensch und Bestie.
Dieses Wesen hatte die lange Schnauze, die gefährlichen Pranken, den mit Fell bewachsenen Körper, die Reißzähne, die es mir in den Körper schlagen wollte.
Ich ließ die Pistole stecken und zog meinen Dolch, den ich zum Glück wiederhatte.
So erwartete ich ihn.
Er sprang nicht. Auch nach fünf, sechs Sekunden geschah nichts.
Der Werwolf blieb vor mir stehen, und er wich nach einer Weile sogar zurück. Schritt für Schritt, als hätte ich ihm Angst eingejagt. An meinem Kreuz konnte es nicht liegen, das hatte ich wieder verschwinden lassen. Es musste einen anderen Grund geben.
Ich folgte ihm. Und dabei ging ich schneller. Es war nur mehr eine Frage der Zeit, wann ich ihn erreicht haben würde.
Den Grund seines Rückzugs sah ich nicht, den hörte ich nur. Es war ein schnelles, dumpfes Tappen, vermischt mit einem hasserfüllten und gefährlichen Knurren.
Sofort blieb ich stehen, schaute an meinem Gegner vorbei und sah schon die beiden Schatten herbeieilen, die sich wie vierbeinige Phantome aus der Finsternis gelöst hatten.
Es waren zwei gefährliche und auf Mann dressierte Bluthunde!
***
Mir blieb zwar das Herz nicht stehen, aber die Gefahr wuchs mit jeder Sekunde. Trotz der Dunkelheit konnte ich ihre aufgerissenen Mäuler erkennen und die heraushängenden Zungen.
Der erste Bluthund wuchtete auf mich zu. Es war ein gewaltiger Sprung, der davon zeugte, welch eine Kraft in diesem Körper steckte. Wenn mich sein Gebiss erwischte, konnte ich einpacken, deshalb drehte ich mich nach links und rammte meinen rechten Arm in die entgegengesetzte Richtung. In der Hand hielt ich noch den Dolch.
Dessen Klinge jagte tief in den Körper des Bluthunds hinein.
Das wütende Knurren veränderte sich und wurde zu einem schmerzerfüllten Jaulen, als der Hund zusammensackte, sich überrollte und mit den Pfoten um sich schlug.
Ich hatte die Klinge wieder hervorgerissen und erwartete den Angriff des zweiten Viehs. Inzwischen nützte der Werwolf die Gelegenheit, sich wieder zurückzuziehen.
Laufen lassen wollte ich ihn nicht.
Meine freie Hand zuckte zur Beretta. Das war ein Fehler, denn auf diese Bewegung war der Bluthund abgerichtet. Er zögerte nicht eine Sekunde und war plötzlich da.
Diesmal konnte ich nicht ausweichen. Übergroß kam er mir vor.
Sein Maul war weit aufgerissen, der Speichel klatschte mir wie warme Regentropfen ins Gesicht, und ich stieß beide Hände in die Höhe, wobei ich in einer den Dolch hielt.
Der auf Menschen abgerichtete Körper prallte gegen mich und riss mich von den Beinen. Ich fiel auf den Rücken.
Ich bin ein Tierfreund. Mir tut es weh, wenn eine Kreatur stirbt, doch hier konnte ich nicht anders. Um mein eigenes Leben zu retten, musste ich das Tier töten.
Bevor das Gebiss meine Kehle packen und zubeißen konnte, stieß ich das von beiden Händen geführte Messer nach oben. Die Klinge traf, warmes Blut pulste aus der
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