0412 - Doppelmörder für drei Stunden
packte ich den Mörder, der im Wasser trieb. Ich erschrak. Das Gesicht war starr. Der Bursche leistete nicht die geringste Gegenwehr.
Mit dem Griff eines Rettungsschwimmers zog ich den schweren Klotz bis zum Lotsenboot und hievte ihn an Bord.
Ich kletterte hinterher. Von oben kam der Erste Offizier an der Stickleiter heruntergetumt. Er hielt eine schwere Parabellumpistole in der Faust.
»Klettern sie ’rauf, Piler lebt noch«, keuchte der Offizier, »ich passe auf diesen hier auf.«
»Okay.« Ich kletterte die Stickleiter hoch.
Atemlos erreichte ich die Pilers Kabine. Auf dem Boden lag der schmächtige Steward. Seine Augen blickten sich suchend um. Neben ihm kniete ein Arzt, der den Blutstrom zu stoppen versuchte, der aus der linken Seite des Brustkorbs pulste.
Ich kniete mich ebenfalls neben Harry Piler auf den Boden.
»Wer hat auf Sie geschossen, kannten Sie ihn?«
Der Sterbende schüttelte den Kopf. Dann begannen seine Lippen Worte zu formen. Das Sprechen war für ihn eine ungeheure Anstrengung. Ich warf dem Doc einen Blick zu. Der Arzt schüttelte den Kopf. Es würde für Piler keine Rettung mehr geben. Die Kugel musste eine Ader direkt unter dem Herzen getroffen haben. Ich erfuhr in Bruchstücken die Unterhaltung und das Versteck des Heroins. Der Todeskampf dauerte nur wenige Minuten.
Der Arzt erhob sich.
»Im Lotensboot wird Ihre Hilfe ebenso gebraucht«, sagte ich leise.
Wir kletterten die Strickleiter hinunter.
»Der Gangster hat sich bis jetzt noch nicht bewegt«, sagte der Offizier. Er hielt immer noch die Pistole in der Hand. Der Arzt presste sein Ohr auf die Brust des Gangsters. »Haben Sie Wiederbelebungsversuche angestellt?«, fragte er.
»Der Bursche ist keine zehn Sekunden unter-Wasser gewesen«, erwiderte ich.
Der Doc untersuchte den Gangster. Meine Kugel war in den Oberschenkel geschlagen und hatte eine tiefe Fleischwunde gerissen.
»Ist er tot?«, fragte ich. Der Arzt nickte. Er belehrte mich, dass es in Augenblicken der höchsten nervlichen und körperlichen Anspannungen zum Kreislaufkollaps kommen kann, der den Tod zur Folge hat.
Während der Tote an Bord gebracht wurde vernahm ich den Passagier, dem der Wagen gehörte. Es war Mr. Huston. Er hatte dem Steward als Lohn für hervorragende Bedienung versprochen, ihm vier Wochen seinen Wagen zur freien Verfügung zu stellen. Darauf hatte Harry Piler seinen Plan aufgebaut, der aber durch Seatons Killer zunichtegemacht worden war.
Sollte Seaton tatsächlich wissen, dass ich FBI-Agent bin, oder bluffte dieser Unbekannte hur? Eines stand auf jeden Fall fest - der Killer sollte nicht nur Piler ausschalten, sondern auch mich. Befand sich Phil in der gleichen Gefahr? Aber ich war im Augenblick nicht in der Lage, meinem Freund zu helfen. Ich wusste nicht einmal, wo er sich befand.
»Können Sie mir den Wagen für einige Tage zur Verfügung stellen?«, fragte ich.
»Aber selbstverständlich«, sagte der Millionär. Es schien ihm nichts auf der Welt größere Freude zu bereiten, als seinen Wagen an gute Freunde zu verleihen.
»Dann bedanke ich mich, Mr. Huston. Sie werden von mir hören. Und noch eins - sagen Sie zu keinem Menschen ein Wort über unsere Unterhaltung. Sie fahren den Wagen an Land. Ich sorge für die Zollfreigabe. Dann lassen Sie ihn stehen und fahren mit einem Taxi in Ihr Hotel.«
Ich ging an Deck und kletterte mit dem Ersten Offizier und zwei Monteuren hinunter in den Laderaum. Wir bockten den Wagen auf, montierten die Räder ab und stürzten uns mit behelfsmäßigem Werkzeug auf die Vorderreifen. Nach einer Viertelstunde lagen sie neben der Felge. Aber beide Reifen enthielten nicht ein Milligramm Heroin, geschweige denn eine Sendung, die einige Millionen wert sein sollte.
Als wir das rechte Hinterrad von der Felge lösten, fielen uns sieben Pakete in die Hände. Das gleiche Ergebnis auch beim linken Hinterrad.
Der Offizier riss seine Augen auf, als er die vierzehn Pakete Heroin nebeneinander auf gestellt sah.
Ich bat ihn, Pakete in gleicher Größe zu besorgen, die wir in die Reifen packten, während das Heroin in die Kühlkammer des Schiffes wanderte.
***
Die Northlight stampfte auf die Hafeneinfahrt von Los Angeles zu. Ich fuhr mit dem zweiten Lotsen wieder zurück und landete an der äußeren Seite des Hafens. Bis zur Ankunft des Schiffes im Hafen hatte ich noch gut eine halbe Stunde Zeit. Ich sprang an Land, verabschiedete mich von dem Lotsen und bat ihn um strengstes Stillschweigen.
Mit seinen besten Wünschen
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