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0412 - Doppelmörder für drei Stunden

0412 - Doppelmörder für drei Stunden

Titel: 0412 - Doppelmörder für drei Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
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gestartet. Mit Vollgas preschten die Burschen los. Die sanft schwingenden Bewegungen des Wagens machten mich schläfrig. Als ich darüber nachdachte, was die Gangster dazu bewegte, sich auf luftiger Höhe über dem Meer zu treffen, stoppte der Wagen. Die Burschen schalteten das Autoradio an.
    Was bedeutete dieser Aufenthalt? Hatten Sie sich verfrüht, durften sie sich nicht eher als zur vereinbarten Zeit auf dem Parkplatz sehen lassen?
    Nach zwei Minuten wurde der Motor wieder gestartet. Der Wagen fuhr weiter. Aber ohne Beleuchtung.
    Bisher hatte ich das Rücklicht in den Haifischflossen schimmern sehen. Jetzt war es aus. Das war ein Zeichen, dass wir uns in unmittelbarer Nähe des Parkplatzes befanden.
    Plötzlich stieg der Fahrer auf die Bremse und riss das Steuer nach links. Der Wagen stoppte.
    Ich nahm die Pistole in die Hand und wartete. Dreißig Sekunden, eine Minute, zwei Minuten. Dann drang das dumpfe Brummen eines Lastwagens an mein Ohr.
    Der Transporter kam von Norden und schien im zweiten Gang heranzuzuckeln. Immerhin dauerte es zwei Minuten, ehe er neben Hustons Wagen stoppte. Die Türen schwangen auf und klappten zu.
    Kalter Schweiß trat auf meine Stirn. Ich wischte ihn mit dem Jackenärmel weg. Die Übergabeverhandlungen konnten nur wenige Minuten dauern. So stellte ich es mir vor. Und die neuen Besitzer würden in den Wagen steigen und abfahren.
    Die Unterhaltung dauerte nur zwanzig Sekunden. Dann kamen Schritte näher. Ich nahm den Druckpunkt und hielt die Pistole nach rechts. Wenn der Kofferraumdeckel aufsprang, musste ich blitzschnell handeln.
    »Charly hat sich nicht gemeldet«, krähte eine Stimme. Sie gehörte Seaton. »Warum habt ihr nicht auf ihn gewartet?«
    Er hatte es also für erforderlich gehalten, selbst hierherzukommen.
    Nach einem Augenblick des Schweigens erwiderte einer: »Weil wir sonst nicht pünktlich hier oben gewesen wären.«
    »Okay«, knurrte Seaton. »Ans Werk. Nein, nicht vom, nur hinten.«
    Rechts und links wurden Wagenheber angesetzt. Seaton wollte sich also an Ort und Stelle überzeugen, dass die Reifen tatsächlich die Ladung Heroin enthielt. Er war ein misstrauischer Bursche. Zu Recht, musste ich im Stillen zugeben.
    Die Raddeckel sprangen ab. Die Schrauben des rechten und linken Hinterrades wurden gelöst.
    Ich brauchte nichts zu befürchten. Die grauen Pakete, die wir herausgenommen hatten, waren durch Pakete von gleicher Farbe und gleicher Größe ersetzt worden. Nur enthielten sie statt des Heroins ein Düngemittel, das fast genauso aussah. Es bestand kaum die Gefahr, dass der Käufer mit einem Blick den Betrug feststellte. Die beiden Räder wurden heruntergewuchtet.
    »Auf den Lastwagen«, hörte ich Seaton sagen.
    Es war erklärlich, dass er nicht auf einem öffentlichen Parkplatz um Mitternacht die Reifen von den Felgen schlug, sondern das in aller Stille auf dem Lastwagen machte.
    »Und noch höher!«, zischte Seaton.
    Einen Augenblick verstand ich die Anweisung des Gangsterbosses nicht. Aber nur einen winzigen Augenblick. Dann hörte ich die Lungen der Männer rechts und links keuchen. Sie drückten den Wagenheber noch einige Zoll höher.
    Ich horchte auf, als ich ein leises Zischen wahrnahm. Es war das Zischen eines Schneidbrenners, mit dem jemand an der Motorhaube hantierte. Zumindest kam das Geräusch aus der Richtung. Alle Nerven meines Körpers waren gespannt.
    »Was hatte Seaton vor?«
    Blitzschnell durchdachte ich meine Chancen, wenn ich jetzt ausbrechen würde. Seaton war bis an die Zähne bewaffnet. Ein Feuerstoß aus der Tommy Gun würde ausreichen, mich in den Kofferraum zurückfallen zu lassen. Ich durfte die Nerven nicht verlieren und musste auf meine Chance warten. Aber kam sie überhaupt noch? Ich konnte mir kaum vorstellen, dass Seaton daran interessiert war, den Bandenmitgliedern eine Leiche im Kofferraum zu zeigen. Im Gegenteil. Er würde es verhindern, dass der Kofferraum geöffnet wurde.
    »Alles klar?«, fragte Seaton nach einigen endlosen Minuten.
    »Okay«, rief jemand, »das Absperrrohr war dicker, als wir gedacht hatten. Aber jetzt ist es ’raus.«
    Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Der Bursche hatte von einem Absperrrohr gesprochen, dass sich nur am Rande des Parkplatzes befinden konnte. Die Gangster hatten ein Stück herausgeschnitten.
    Ich hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als der Lastwagen neben mir lostuckerte, auf die Straße zurücksetzte und langsam wieder vorwärts rollte - genau auf die hintere

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