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0414 - Der Weltraum-Zirkus

Titel: 0414 - Der Weltraum-Zirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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oder weniger eine Formsache, denn es war allgemein bekannt, dass die Nomaden viel zu stolz waren, um mit Tricks zu arbeiten. Poster fühlte sich von dieser Umgebung merkwürdig berührt. Die prickelnde Erregung, die er noch von seinen Auftritten als Bestienjongleur her kannte, hatte von ihm Besitz ergriffen. Die alte Sehnsucht nach einem ungezwungenen Nomadenleben wurde in ihm wach. Er schielte zu Kilgore hinüber, weil er instinktiv fürchtete, seine geheimen Gedanken könnten sich auf seinem Gesicht abzeichnen. Kilgore war jedoch ganz in die Betrachtung einer Tanzgruppe vertieft, die soeben in die Manege marschiert war und nun mit den Darbietungen begann. Auch die Tänzer gehörten noch nicht zum eigentlichen Programm. Sie sollten dafür sorgen, dass die früher gekommenen Zuschauer sich nicht langweilten. Die Kapelle spielte einen Tusch, und Tänzer Clowns, Helfer und die Mitglieder der Kommission verschwanden aus der Manege. Es wurde vollkommen dunkel. Von der Decke des Trichters schwebte ein farbig leuchtender Riesenball herab.
    Als er den Boden berührte, zerplatzte er und gab Mathilda Grobwitz frei, die sofort von einem hellen Scheinwerferstrahl erfasst wurde. Sie trug ein schillerndes Abendkleid und eine hellblonde Perücke, deren Haare bis auf die Schultern reichten.
    Make-up und die Beleuchtung ließen die Nomadin jünger aussehen, als sie in Wirklichkeit war.
    Mathilda Grobwitz schenkte den jubelnden Zuschauern ein hinreißendes Lächeln und entblößte dabei ihre Pferdezähne. Mit Riesenschritten eilte sie in die Manegenmitte, wobei sie fast über den Rand ihres Kleides stolperte.
    „Sie besitzt die Würde eines Nilpferdes" bemerkte Kilgore leise.
    Um Mathildas Kopf flatterte jetzt ein Schwarm Energieschmetterlinge. Sobald sie einen davon mit den Fingerspitzen berührte, zerplatzte er wie eine Seifenblase.
    Mathilda hielt eine kurze Begrüßungsrede und wünschte den Zuschauern zwei schöne Stunden. Sie bedauerte, dass sie nur die Premierenvorstellung eröffnen konnte, denn ihre Arbeit ließ ihr zu weiteren Auftritten keine Zeit.
    Plötzlich flammten alle Lichter auf. Mathilda Grobwitz verschwand aus der Manege, als hätte sie es nie gegeben. Die Zuschauer klatschten minutenlang. Poster blickte in sein Programmheft. In der Manege wurden zwei kleine Transmitter aufgestellt. Sie gehörten zur Ausrüstung des Transitmixers, der zweifellos eine zirzensische Sensation darstellte. Die Tatsache, dass man ihn zuerst auftreten ließ, bewies, dass das Programm von GGG noch weitere Höhepunkte dieser Art enthielt. Iskander Fearn (was zweifellos nicht sein richtiger Name war) trat in die Arena. Er trug einen farbenprächtigen Umhang. Fearn bewies den Zuschauern mit einem Stein, dass die Transmitter einwandfrei arbeiteten. Auf einen Wink Fearns führten die Helfer des Transitmixers ein Grauschwein herein.
    „Ich werde zusammen mit diesem Tier in den Sendetransmitter gehen und mich mit ihm in das Zweitgerät abstrahlen lassen", erklärte Fearn. „Unsere beiden Körper werden sich vermischen.
    Die Wesen, die auf der anderen Seite herauskommen, sehen jedes Mal anders aus, so dass ich Ihnen nicht genau sagen kann, welcher Anblick Sie erwartet."
    Die Helfer brachten das quiekende und sich heftig sträubende Schwein in den Transmitter. Fearn deutete auf den Energiekäfig, der um den Empfangstransmitter errichtet wurde.
    „Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme", sagte er. „Ich weiß nie, ob ich nach der Verwandlung noch in der Lage bin, richtig zu handeln. Es ist möglich, dass aus dem Grauschwein und mir zwei Wesen entstehen, die sehr angriffslustig sind. Es kann aber auch passieren, dass weder das Schwein noch ich richtig laufen können."
    Fearn trat an den Transmitter.
    „Bisher ist es immer gelungen, eine einwandfreie Rückverwandlung zu erreichen - bis auf ein Mal!" Er teilte den Umhang in Höhe seiner Brust und zeigte ein Stück Schweinsohr, das dort hervorragte.
    „Das werde ich nicht mehr los", sagte er.
    Niemand lachte. Es war vollkommen still. Jeder Zuschauer wußte spätestens nach Lesen des Programms, dass Iskander Fearn das Risiko einging, den Rest seines Lebens halb Mensch und halb Grauschwein zu sein. In normalen Zirkussen und Varietes waren solche makabren Darbietungen verboten, aber die Nomaden hatten ihre eigenen Gesetze. Wenn Fearn sein Leben riskierte, um für teures Geld die begehrte Sensation zu liefern, dann war das ausschließlich seine Sache. Fearn winkte und trat zu dem Grauschwein in den

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