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0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

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sinnlos, dem Kerl nachzusetzen.
    Ich raste in den Schankraum zurück. Die beiden Alten waren verschwunden. Das Girl hielt immer noch den Hörer in der Hand.
    »Haben Sie telefoniert?«
    Ein Kopfschütteln war die Antwort.
    »Wer war der Gast, der vorhin zur Toilette gegangen ist?«
    Ich sah ihr an, daß sie lügen wollte. Aber dann bemerkte sie meinen Blick, der einem Whisky-Glas galt. Es stand auf der Theke, gehörte nicht dem Mädchen und nicht den beiden Alten, die Bier getrunken hatten, mußte also einem dritten Gast serviert worden sein.
    »Also!« Mein Ton war schärfer, als ich es beabsichtigt hatte. Das dürre Geschöpf zuckte zusammen.
    »Ich kenne ihn nicht. Ein großer kräftiger Mann mit behaarten Unterarmen und kleinen Augen.«
    Der Killer, dachte ich erstaunt, Lester Morgans Mörder. Was macht der Kerl hier? Gehört er in diese Gegend? Hat er was mit Kramer zu tun?
    ***
    Ich hatte Glück. Während der nächsten halben Stunde passierte nichts mehr. Weder der Killer noch Johnny Star ließen sich blicken.
    Phil und ein Dutzend Kollegen kamen mit heulenden Sirenen.
    Vier Einsatzwagen stoppten vor dem Lokal. Mein Freund stürmte als erster herein. Er schnitt ein Gesicht, als befürchte er, zu spät zu kommen.
    Ich informierte ihn und meine Kollegen über das Erlebte. Dann durchkämmten wir diesen Teil der Avenue auf der Suche nach Flora Rochelle, Johnny Star und dem unbekannten Killer. Wir gaben uns Mühe, hatten aber keinen Erfolg. Die wenigen Leute, die sich herbeiließen, mit uns zu reden, wußten von nichts. Sie kannten angeblich keinen der Namen und keine Person, auf die unsere Beschreibung gepaßt hätte. Im Atlantic-Hotel, einer schäbigen Bude, erfuhren wir, daß Kramer dort mal ein Zimmer gehabt habe, jedoch schon vor Wochen ausgezogen sei.
    Gegen Mitternacht gaben wir auf. Im Konvoi fuhren wif zurück nach Manhattan. Ich hatte meinen Jaguar inzwischen von seinem Parkplatz geholt. Der teure Schlittert' war unbeschädigt Phil saß neben mir.
    »Wegen Flora Rochelle mache ich mir die schlimmsten Gedanken«, sagte ich. »Hoffentlich hat das Mädchen Lunte gerochen. Andernfalls ist sie geliefert.«
    Phil schwieg.
    Ich starrte durch die Windschutzscheibe in die laue Sommernacht. Insekten prallten dauernd dagegen. Der Fahrtwind orgelte zum Seitenfenster herein.
    In der ersten Morgenstunde setzte ich Phil vor seiner Wohnung ab. Ich fuhr weiter in Richtung Hudson. Ich war hundemüde, hatte rasende Kopfschmerzen und fühlte mich wie ein lebender Sandsack. Die Bißwunde im Genick brannte wie Feuer.
    Zu Hause angekommen, stellte ich mich fünf Minuten unter die Dusche. Dann setzte ich die halbe Flasche Old Grand Dad auf den Tisch, steckte mir eine Zigarette an und dachte nach.
    Wie die Ereignisse zusammenhingen, war noch nicht zu durchschauen. Die wichtigste Frage war jetzt: Wer hatte das Geld — Lester Morgans Lottogewinn?
    Gehörte der glatzköpfige Killer zu Kramer, so war ein zweiter Anschlag auf May Hunter nicht zu befürchten. Hatte sich dagegen Rod Haskin das Geld unter den Nagel gerissen, so war mit weiteren Attacken von seiten des Deutschen zu rechnen. Auf jeden Fall mußte May Hunter vorläufig unter Polizeischutz bleiben. Phil hatte bereits dafür gesorgt, daß ständig ein Streifenwagen des zuständigen Reviers der Stadtpolizei vor dem luxuriösen Haus am Gramercy Park stand.
    Ich schluckte eine Portion Whisky, rauchte zwei Zigaretten, legte mich dann in die Falle und schlief sofort ein.
    Als ich wich wurde, war es stockdunkel im Zimmer. Ich fühlte mich elend. Der Mund schien mit Samtkissen gepolstert zu sein. Im linken Schlüsselbein wühlte bohrender Schmerz. Ich war noch hundemüde und hatte keine Ahnung, warum ich erwacht war.
    Dann schrillte das Telefon wieder.
    Ich knipste die Nachttischlampe an, gähnte und blickte auf die Uhr. Zehn Minuten nach drei.
    Der Hörer schien aus Blei zu sein. Trotzdem brachte ich ihn ans Ohr.
    »Cotton«, sagte ich. Das Gähnen blieb mir in den Mundwinkeln hängen, als ich die aufgeregte Frauenstimme vernahm.
    »Mister Cotton«, zischelte es. »Bitte, kommen Sie sofort. Ich glaube, hier…«
    »Wer spricht dort?« fragte ich dazwischen. »Flora Rochelle?«
    »Wie? Nein.« Die Stimme klang befremdet. »Ich bin May Hunter.«
    »Was ist los?«
    »In meiner Wohnung ist jemand. In der Diele. Ich habe mich im Schlafzimmer eingeschlossen, aber wenn der Kerl die Tür auf bricht, wird…«
    »Wo ist Ihr Mann?«
    »Keine Ahnung. Als ich aufwachte, war das Bett leer. Er

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