0416 - Der Supermutant
und stiegen über die Ebene einer Milchstraße hinaus, von der sie über den Reliefschirm außer einem fernen Kugelsternhaufen nichts mehr wahrnahmen.
2.
Das Monstrum hockte in seinem Schrein, als die vier schwarzen Raumschiffe endgültig ins vierdimensionale Raum-Zeit-Kontinuum zurückkehrten. Weiche, watteartige Substanz hatte sich hochgewölbt, den Körperformen des Mutanten angepaßt und sich sanft gegen seinen Rücken geschmiegt. In der Färbung überwog ein zartes Lindgrün, verwandelte in der Einbildungskraft des Monstrums sein Polster in flauschiges sonnenwarmes Moos.
Die ausgefahrene Kopfstütze hielt mit ihren zehn fingerartigen Klammern den Riesenschädel des Monstrums. Die grünen Augen Ribald Corellos waren auf die transparente Schrägwand aus Panzertroplon gerichtet, aber sie sahen nichts von der Umgebung des Schreins. Der irrlichternde Blick war lediglich optisch wahrnehmbarer Ausdruck ungeheuerlicher geistiger Vorgänge. Wenn das Dichterwort stimmte, das da sagt, die Augen seien der Spiegel der Seele, dann mußte Corellos Seele ein abgrundtiefer See der Superlative des Grauens, des Größenwahns und des Selbstmitleids sein - und des fanatischen Willens, seine Idee von der Neuordnung des Kosmos durchzusetzen. Doch wahrscheinlich war Corellos entarteter Geist zu vielschichtig, waren seine Gedankengänge zu kompliziert, um mit den Begriffen irgendeiner Sprache erklärt zu werden.
Ein Teil von Ribald Corellos Bewußtsein griff mit dimensional übergeordneten imaginären Fingern voraus, eilte durch den Pararaum und tastete die artverwandten Bewußtseinsinhalte ab, die er auf dem zweiten Planeten einer roten Sonne vorfand. Das Spezialmaterial seiner goldfarbenen Kombination unterstützte ihn dabei und verlieh ihm bereits jetzt einen unschätzbaren Vorteil gegenüber dem Gegner, der von seinem Kommen noch nichts ahnte. In jenem Teil von Ribald Corellos Gehirn, das ihn zum Telepsimaten unter anderem - machte, wurden nach und nach die Ergebnisse der individuellen Strahlungskontaktaufnahme gespeichert.
Währenddessen jagten die vier Raumschiffe durch die leuchtenden Gasschleier des äußeren galaktischen Zentrumsrings ihrem Ziel zu. Die Männer und Frauen an Bord verrichteten ihre marionettenhafte Tätigkeit mit Hilfe ihrer gut geschulten und fähigen Gehirne.
Sie hatten noch nie versagt; der Mutant hatte sich seine Helfer aus der Elite der Raumfahrer dreier von Menschen beherrschter Imperien geholt.
Endlich verwandelte sich die rote Sonne Drofronta auf den Sichtschirmen aus einer punktförmigen Lichtquelle in eine rötlich strahlende Scheibe.
Drofronta war ein MetallLinien-Stern im fortgeschrittenen Stadium seiner Entwicklung.
Allmählich wurden auch die Gasausbrüche an der Oberfläche für das menschliche Auge erkennbar. Überlichtschnelle Ortungsstrahlen loteten die mathematisch ermittelte Ebene der Planetenbahnen aus. Sie fanden vier unterschiedlich große Planeten, doch selbst der größte von ihnen war im Vergleich zu seinem Muttergestirn winzig; Drofrontas Durchmesser betrug 138 SOL, d.h. das hundertachtunddreißigfache des Durchmessers der Sonne Sol.
Ribald Corello, der mit einem Teil seines Bewußtseins im Kommandostand weilte, fragte sich wohl zum tausendsten Male, ob diese zur Legende gewordene Sonne Sol wirklich für immer verschwunden war, von einer mysteriösen Katastrophe zur Explosion gebracht und in den Hyperraum gerissen.
Und wie schon an die tausend Male vorher fand er keine überzeugende Antwort darauf. Nicht, daß es ihm etwas ausgemacht hätte, wenn Sol und die Solare Menschheit nicht mehr existierten.
Aber im tiefsten Dunkel seines Bewußtseins schlummerte trotz allem ein Rest Verbundenheit mit dem Urquell der Menschheit - und manchmal regte sie sich, wenn sein Bewußtsein schlief. Dann schöpfte das Monstrum aus dem nie versiegenden Kraftquell der Menschheit, freilich ohne es zu wissen.
Das war der von Corello nicht erkannte Grund dafür, daß er nicht an die Vernichtung des Solsystems glauben konnte. Uberall, wo er gerade war - körperlich oder geistig -, suchte er nach Informationen über das Schicksal der solaren Menschheit. Seit er Anhaltspunkte darüber besaß, daß Perry Rhodan noch lebte, hatte er diese Bemühungen allerdings zurückgestellt. Instinktiv wußte der Mutant, daß nur Rhodan seine Pläne durchkreuzen konnte. Folglich mußte er gefunden und ausgeschaltet werden. Irgendwann einmal würde er eine heiße Spur aufnehmen und ihr unerbittlich folgen
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