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0418 - Die Waldhexe

0418 - Die Waldhexe

Titel: 0418 - Die Waldhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wolle. Sie drückte ihm den größten Teil ihres Bargeldes in die Hand und war sicher, daß beide Seiten ein gutes Geschäft gemacht hatten. Für das Geld konnte der Mann sich einen jüngeren und besseren Wagen kaufen, und Nicole konnte relativ sicher sein, daß ihre Neuerwerbung trotzdem noch geraume Zeit funktionieren würde - Ersatzteile gab’s kaum, und so sorgten die Leute schon mit cleveren Reparaturen dafür, daß die Substanz des Wagens lange, sehr lange vorhielt. Mochte der Rost an der Karosserie nagen, Motor und Bremsen würden in Ordnung sein.
    Und Zamorra würde nicht einmal im Traum darauf kommen, daß Nicole, statt einen Wagen zu mieten, mit einem Billiggerät davonfahren würde.
    Das paßte nicht zu ihr. Eher zu Robert Tendyke, dem Abenteurer.
    Umschreibung der Zulassung und Versicherung interessierte sie nicht. »Melden Sie ihn einfach ab und vergessen Sie ihn«, empfahl sie dem ExWagenbesitzer. Dort, wohin sie wollte, würde niemand nach Formalitäten fragen. So schnell es ging, verließ sie Manâos, tankte am Stadtrand noch einmal richtig auf, kaufte so viele Benzinkanister, gefüllt, wie sie laden konnte und das Geld reichte, und fuhr davon.
    Südwärts auf der Transamazonica, einer der wenigen Straßen, die durch den tropischen Regenwald führte.
    Fort von der Zivilisation, einfach nur irgendwohin.
    So weit das Benzin reichte…
    ***
    »In Brasiliens Dschungel gibt es Raubkatzen, Skorpione, Spinnen und Schlangen, aber keine Wölfe«, sagte der Mann. »Du solltest dich zurückhalten. Man könnte mißtrauisch werden. Sei nicht leichtsinnig.«
    Leichtsinnig bist du, erwiderte der Wolf. Weißt du überhaupt, worauf du dich hier eingelassen hast?
    »Auf einen Versuch, die unverantwortliche Brandrodung aufzuhalten oder wenigstens einzudämmen. Was hier vernichtet wird, vernichtet irgendwann diesen Planeten. Es müssen Zeichen gesetzt werden. Außerdem -wenn dieser Wald hier stirbt, stirbt eine Seele. Und wer könnte das besser nachempfinden als ich?«
    Ja, du, schnob der Wolf. Du glaubst, es sei jeden Einsatz wert, nicht wahr?
    »Ist es etwa nicht so?« erwiderte der Mann scharf. »Auf welcher Seite stehst du plötzlich? Auf der Seite der Geldmacher und Ausbeuter, die unverantwortlichen Raubbau mit den sterbenden Schätzen der Natur treiben? Die unersetzliche Werte vernichten, nur des Profites wegen?«
    Du weißt, daß es nicht nur das ist, gab der Wolf zurück. Wir wissen es beide. Aber in einem Punkt weiß ich mehr als du.
    »Laß mich nicht dumm sterben.«
    Du bist schon dumm, wenn du die Wahrheit nicht sehen kannst. Du kämpfst für Silvana. Aber Silvana ist eine Mörderin.
    »Das kann ich nicht glauben«, stieß der Mann bestürzt hervor. »Sie ist eine Hexe, aber keine Mörderin. Sie kämpft um ihr Leben, sie will diesen Wald retten. Aber sie mordet nicht.«
    Der Wolf bleckte die Zähne. Ich kann es dir jederzeit beweisen, teilte er mit. Was glaubst du wohl, weshalb ich mich derzeit so viel draußen herumtreibe? Ich beobachte, und ich sehe. Du selbst bist blind geworden. Du siehst nicht, was Silvana wirklich tut.
    »Du bist verrückt!« entfuhr es dem Mann. »Beweisen? Dann beweise es mir!«
    Komm mit, und ich zeige dir die Gedanken jener, die sich mit den Morden beschäftigen…
    ***
    Professor Zamorras Flugzeug landete mit einstündiger Verspätung. Auf sein Gepäck brauchte er deshalb nicht lange zu warten; der Koffer, von Raffael Bois unverzüglich auf die Luftreise geschickt, wurde gerade aus einer Frachtmaschine ausgeladen, durchlief die Abfertigungskontrollen und wurde dem Parapsychologen schließlich ausgehändigt.
    Unauffällig versuchte er den Flughafen auszuloten. Er hoffte, daß das Amulett eine Spur von Nicole finden würde, aber das gelang nicht. Er hätte sich schon in Halbtrance versetzen müssen, und dann wäre er unangenehm aufgefallen.
    Er fragte herum. Aber niemand konnte oder wollte sich an eine junge Frau im schwarzen Lederdreß erinnern.
    Wenn Zamorra Pech hatte, war sie bereits weitergeflogen. Er hoffte, daß er es herausfinden konnte. Vorerst quartierte er sich im Flughafenhotel ein, um einen Ruhepunkt zu haben.
    Die Hitze machte ihm nichts aus. Der Sommer war diesmal auch in Europa heißer als in den verregneten Vorjahren, und außerdem war Zamorra durch seine ständigen Weltreisen Klimawechsel gewohnt. Er duschte, kleidete sich um und breitete dann eine frisch besorgte Landkarte der Umgebung auf dem Fußboden aus.
    Wieder versuchte er, Nicole auszupendeln. Er zeichnete

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