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0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

Titel: 0418 - Zwei Orchideen für eine Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
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fremden Dachboden zu steigen, war ein gewaltiges Risiko. Der Mörder konnte sich irgendwo versteckt haben. Er hatte eine Pistole und einen Schalldämpfer und konnte mir eine Kugel verpassen, während ich mich durch die Luke schwang. Phil würde den Schuß nicht mal hören, falls Hilton den Schalldämpfer benutzte. Niemand würde den Schuß hören.
    Trotzdem — ich konnte hier nicht liegen bleiben, bis mich der Regen vom Dach spülte und der Mörder über alle Berge war.
    Ich zog die Lampe aus der Manteltasche und leuchtete in die Dunkelheit eines Speichers. Er war fast leer. Ich sah das Dachgebälk, Ziegel, schlaff gespannte Wäscheleinen, viel Staub, Spinnenweben und eine feuchte, unregelmäßige Spur, die sich über den Boden zog, schwächer wurde und sich am Rande des Lichtfeldes verlor.
    Hiltons Spur. Ich schwang mich durch die Luke.
    Der gleiche muffige Geruch. Stille.
    Der Strahl der Lampe wanderte vor mir her, erreichte eine Bodentür. Die feuchte Spur führte bis dorthin.
    Ich ging zur Tür und schob sie leise auf. Vor mir lag eine Stiege. An ihrem Fuße gab es wieder eine Tür, dahinter das Treppenhaus. Ich lauschte.
    Weit unter mir tappten hastige Schritte.
    Ich rannte los, erreichte den Treppenschacht, beugte mich übers Geländer und blickte hinab.
    Weit unten — schon fast im Erdgeschoß — glitt eine Hand über das Geländer. Ich sah den Ärmel eines grauen Jacketts.
    Dann spurtete ich los. Ich nahm mindestens drei Stufen auf einmal. In halsbrecherischem Tempo flog ich die Treppen hinunter. Meine nackten Füße schmerzten höllisch.
    Ich schaffte die Treppen in Rekordzeit, langte im Parterre an, blickte mich um. Nichts. Die Haustür war geschlossen. Ich probierte die Klinke. Die Tür ließ sich nicht öffnen. Dann sah ich den Riegel. Ich schob ihn zur Seite und riß die Tür auf. Phil stand auf der anderen Straßenseite, behielt die Hauseingänge im Auge, lauerte auf den Raubmörder. Mein Freund sah mich sofort, setzte sich in Trab und kam über die Straße.
    Ich hatte schon kehrt gemacht. Am Ende des kurzen Flurs lag die Hintertür. Sie war nicht verschlossen, mündete auf einen kleinen Hof, dessen Seiten von mannshohen Backsteinmauern begrenzt wurden. Von Hilton war keine Spur zu entdecken.
    Ich fluchte. Jetzt gab es kaum noch eine Möglichkeit, den Kerl zu erwischen. Er konnte sich in jeder Richtung davongemacht haben. Rechts und links grenzten weitere Hinterhöfe an. Und parallel zu dieser längen Reihe kleiner Gevierte verlief eine weitere Reihe von Hinterhöfen. Sie gehörten zu den gegenüberliegenden -Häusern.
    Ich sprang auf eine Mülltonne, konnte jetzt über die Backsteinmauer blicken, sah das Wirrwarr von Höfen vor mir, ahnte die Unzahl von Verstecken, schätzte, daß drei Dutzend Hintertüren zu erreichen waren.
    Es war sinnlos, in der Dunkelheit weiterzusuchen. Ein riesiges Polizeiaufgebot hätte zu diesem Zeitpunkt das gesamte Viertel und mindestens zwei Straßen absperren müssen, und selbst dann wäre es fraglich gewesen, ob der Mörder nicht doch ein Schlupfloch in dem Netz gefunden hätte.
    Als Phil auf den Hof trat, sprang ich von der Mülltonne.
    »Hat keinen Sinn, nach ihm zu suchen.«
    Mein Freund nickte. In der Hand hielt er meine Schuhe. Ich schlüpfte hinein. Meine Füße waren wund und zerschunden. Ich konnte kaum noch auf treten.
    »Der Kerl hat eine Riesendummheit gemacht«, sagte Phil. Er zog mich in den Hausflur. »In dem blauen Mantel steckte die Brieftasche. In der Eile muß er vergessen haben, sie ‘rauszunehmen.«
    Ich nickte mit düsterer Miene. »Die Treppe war zu laut. Das Knarren hat uns angekündigt. Der Kerl ist kein Risiko eingegangen.«
    »Aber ohne das.« Phil zog eine helle, schweinslederne Brieftasche hervor. »Führerschein, Versicherungspolice auf ein Plymouth-Coupe, etwa hundert Dollar, ein Dutzend Visitenkarten und ein Brief von einer Freundin sind drin.«
    »Wer weiß, ob dem Kerl die Brieftasche gehört.«
    »Garantiert.« Phil fischte den Führerschein heraus und klappte ihn auf. Das Paßfoto, das mir entgegenblickte, glich fast genau dem Bild, das die elektronische Kamera in der Bank von dem Raubmörder geschossen hatte.
    »Vincent Hammer«, las ich. »15. Mai 1945 geboren. Das heißt, der Bursche ist noch nicht zwanzig Jahre alt.«
    »Auf dem Brief steht die Adresse, Jerry.«
    »Wo wohnt er?«
    »Washington Street Nummer 100, drüben in Brooklyn.«
    ***
    Der Regen wurde stärker. Jedesmal, wenn ich durch eine Pfütze sauste, hörte ich das

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